Geht das denn schon wieder los?
dauern, die beiden sind sich auch erst drei- oder viermal über den Weg gelaufen.
Ich freute mich richtig auf meine Mitbewohnerin! Auch wenn ich sonst mein Einzelzimmer genieße, weil niemand morgens lauthals singend das Bad blockiert und abends pausenlos meckert, wenn ich im Bett noch ein paar Seiten lesen möchte, so habe ich andererseits oft genug jemanden vermisst, mit dem ich vor dem Schlafengehen noch ein bisschen hätte quasseln können.
Zweiter Anruf von Stefanie, anderthalb Stunden später: »Es hat geklappt, die Maschine war zum Glück nicht ausgebucht. Wir fliegen übrigens mit den
Emirates,
die werden doch immer so hoch gelobt wegen der luxuriösen Ausstattung, der tollen Verpflegung und der angeblich auf Mannequin-Schulen getrimmten Stewardessen, die im Designer-Outfit Drei-Gänge-Menüs à la carte servieren. Jetzt bin ich neugierig, ob wenigstens die Hälfte davon stimmt!«
»Kenner nennen diese Airline sogar ›fliegende Teppiche‹«, fiel mir ein, »das hab ich mal irgendwo gelesen, nur haben sie nicht geschrieben, ob man darin eingerollt wird oder aufrecht sitzend in zehntausend Meter Höhe über den Persischen Golf fliegt.«
»Haha«, meinte sie und legte auf. Aber nur, um wenig später ein drittes Mal anzurufen: »Kommst du am Freitagabend rauf? Dann gehen wir am Samstag in Mannheim ein bisschen shoppen! Ich habe überhaupt nichts mehr anzuziehen!«
Hat sie nie! Und falls doch, dann ist es inzwischen unmodern.
Andererseits ist die Mode seit einiger Zeit so scheußlich, dass man sie jedes Jahr ganz einfach wechseln
muss!
»Warum fahren wir nicht nach Heidelberg? Da gibt es doch auch schicke Geschäfte.«
»Stimmt, aber auf dem Schloss wurden die ersten japanischen Touristen gesichtet, und was das bedeutet, weißt du ja!«
»Volle Straßen, volle Geschäfte und Speisekarten in vier verschiedenen Sprachen, zwei davon unleserlich.«
»Welche ist die zweite?«
»Na, Russisch! Aber du hast Recht, in Mannheim isses jetzt billiger!«
Wenn man im März in ein Land fliegen will, in dem um diese Jahreszeit Temperaturen zwischen fünfundzwanzig und dreißig Grad normal sind, während man hierzulande schon froh ist, den Wintermantel endlich gegen den etwas leichteren Trenchcoat wechseln zu können, erhebt sich weniger die Frage: »Was nehme ich mit in die Wüste?«, als vielmehr das Problem: »Wo kriege ich so was überhaupt her?«
Nachdem in den hiesigen Schaufenstern endlich die Faschingskostüme der überwiegend in Apfelgrün und Orange präsentierten Frühjahrsmode Platz gemacht hatten, die aber auch nicht so richtig zu Kamel-Safaris und Wüstenrallyes passt, beschloss ich einen Besuch in jenem Geschäft, das laut Prospekt auf »sportliche Außenseiter« spezialisiert ist. Sportlich bin ich überhaupt nicht, Außenseiter schon eher, denn wer sonst fliegt regelmäßig mit ambitionierten Tauchern in Urlaub, wenn er selbst noch nicht mal richtig schnorcheln kann? Es wäre also angebracht, bei gezielten Fragen eines so genannten Fachverkäufers nicht allzu sehr ins Detail zu gehen.
Dazu hatte ich auch gar keine Gelegenheit! Schon auf den ersten Blick wurde mir klar, dass ich weder einen hautengen Anzug mit integrierter Sicherheitsleine zum Bungee-Jumping gebrauchen konnte noch einen dreifach gehärteten Helm zum Rafting auf dem Colorado, und die sowohl bequemen als auch äußerst dekorativen, weil handgenähten Cowboystiefel zum Rodeoreiten waren ebenfalls nicht das, was ich suchte. Das Einzige, womit ich eventuell etwas hätte anfangen können, war ein Tropenhelm, aber der war erstens viel zu groß und zweitens viel zu teuer; eine Baseball-Kappe würde bestimmt den gleichen Zweck erfüllen! Und so was hatte ich zu Hause, FedEx steht vorne drauf, was immer das auch heißen mag.
Außerdem war mir aufgefallen, dass alle Kleidungsstücke in schreiend bunten Farben angeboten wurden: Das Bungee-Outfit in Schwarz mit Gelb, auf dem Bügel sah es aus wie ein verdorrter Salamander, der Raftinghelm schillerte in allen Regenbogenfarben, und die Cowboystiefel waren hellblau mit silbernen Applikationen – äußerst geschmackvoll und bestimmt auch sehr praktisch, besonders bei Regen.
Nun war ich mir aber sicher, dass man in der Wüste khakifarbene Kleidung trägt. Warum das so ist, weiß ich nicht, ich finde es unlogisch, einen rot oder grün gewandeten Verirrten findet man doch eher als einen, der sich von seiner Umgebung überhaupt nicht abhebt, wenn er schmachtend am Boden liegt, aber man hat mir
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