Geht das denn schon wieder los?
ähnliche Wenigstens-einmal-in-der-Woche-wird-gemeinsam-gefrühstückt-Sonntage zelebriert und dabei die Erkenntnis gewonnen: Das Schönste am Sonntag ist der Freitagabend! Und das ist er auch heute noch – Steffi und Hannes haben nämlich eine Sauna, und freitags wird die regelmäßig angeheizt.
»Zieh sofort diese Hose aus! Du siehst darin aus wie das Michelin-Männchen!«
»Es ist aber die einzige khakifarbene in meiner Größe!«, verteidigte ich mich, musste nach einem Blick in den Spiegel allerdings zugeben, dass ich in diesem äußerst bequemen, weit geschnittenen Kleidungsstück ein Kampfgewicht von ungefähr 75 Kilogramm vortäuschte, und so viel hatte ich nun wirklich nicht drauf!
»Wieso hast du dich überhaupt auf diese langweilige Farbe festgelegt? Meines Wissens gibt es keine Kleidervorschriften für einen Wüstenurlaub. Außerdem sind wir nur fünf Tage dort!«
»Ja, und anschließend vier in Dubai-Stadt«, erinnerte ich.
»Na also! Und was zieht man bei einem Stadtbummel an?«
»So was vielleicht?« Wahllos zog ich eine Hose heraus und hielt sie mir vor den Bauch.
»Mintfarben muss es nun auch nicht gerade sein«, befand Stefanie, hängte die Hose zurück und zog mich zur Rolltreppe.
»Ich glaube, wir gehen erst mal irgendwo einen Kaffee trinken, du bist momentan einfach zu unflexibel.«
Seit zwei Stunden tigerten wir durch Mannheim, hatten Sonnenschutzmittel gekauft und was für hinterher, wenn die Sonne wieder weg ist, hatten an Badelatschen gedacht und leichtes, allerdings rundum geschlossenes Schuhwerk für längere Märsche, in der Wüste soll es ja Skorpione geben, Steffi hatte zwei Badeanzüge mitgenommen und ich eine todschicke Bluse (nicht wüstengeeignet!) – nur das, was wir eigentlich suchten, hatten wir bisher noch nicht gefunden. Die eigentliche Sommergarderobe käme erst in drei bis vier Wochen herein, hatte man uns mehrfach vertröstet, »kurz vor Ostern«.
Draußen war aber immer noch Februar!
»Warum müssen wir uns überhaupt Klamotten für nur fünf Tage Sandkiste kaufen, wenn uns da sowieso niemand sieht?«, moserte ich. »Den Kamelen ist es doch egal, was wir anhaben.«
Kurz vor Sonnenuntergang verließen wir mit nur halb vollem Kofferraum und trotzdem überstrapazierten Kreditkarten die Mannheimer Einkaufsmeile, wobei Steffis neue Skistiefel den größten Teil ihres Budgets verschluckt hatten. Erstaunt hatte ich sie damit zur Kasse marschieren sehen. »Die wirst du doch nicht etwa mitnehmen?«
»Na klar! Hast du mal aufs Preisschild geguckt? So billig komme ich da nie wieder ran!«
»Was willst du denn in Dubai mit …« Den Rest verschluckte eine Lautsprecherdurchsage und ersparte mir eine verbale Abfuhr. Ich hatte nicht daran gedacht, dass Stefanie auch eine begeisterte Skiläuferin ist, selbst wenn es bis zum Beginn der nächsten Saison noch mindestens zehn Monate dauern würde.
Sogar Hannes war erstaunt, weil er diesmal nicht beim Ausladen helfen musste. »Hast du jetzt auch endlich gemerkt, dass das Monatsgehalt in achtundzwanzig Tagen genauso wenig reicht wie in einunddreißig?«
»Gut, dass du das sagst!«, parierte Steffi sofort. »Wie wäre es mit einer Gehaltserhöhung? Die ist schon lange fällig. Wenn ich nämlich alle unbezahlten Überstunden zusammenzähle, bin ich seit einem halben Jahr pensioniert!«
Ihr Chef verschwand eilends im Wohnzimmer, nicht ohne nachdrücklich die Tür hinter sich zu schließen. Gefolgt wären wir ihm sowieso nicht, denn unüberhörbar hörten wir die sich fast überschlagende Stimme: »… hat den Ball, spielt ihn zu Max, der könnte schießen, schießt auch … und über das Tor hinaus!«
»Schade«, sagte Steffi nach einem Blick auf die Uhr, »in vier Minuten ist Schluss, denn wenn die Sechziger gewinnen würden, hätte ich vielleicht Chancen, dass mir Hannes vor lauter Begeisterung die Skistiefel bezahlt.«
»Einfach so?«
»Immerhin habe ich ihm eine ganze Tüte seiner geliebten Pfefferminztaler mitgebracht.«
Es war genau halb zehn Uhr abends, und wir waren uns noch immer nicht einig, wer denn nun diese attraktive Blondine meuchlings ermordet hatte und vor allen Dingen, warum – da klingelte das Telefon.
»Können die eigentlich nie ins Fernsehprogramm gucken, bevor sie um diese Uhrzeit jemanden anrufen?«, schimpfte Steffi, griff aber trotzdem zum Hörer. »Ach, du bist es«, klang es schon etwas freundlicher, »sag bloß, du arbeitest noch? Tatsächlich? Und jetzt rufst du alle gespeicherten
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