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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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ist die ganze Sache aufgeflogen. Den Katalog hat man natürlich sofort aus dem Verkehr gezogen, aber der Veranstalter hat nach einigem Hin und Her in den sauren Apfel gebissen und unseren Urlaub zu diesem angeblichen Spottpreis bewilligt.« Sie hob ihr Glas. »Auf das Wüstenhotel! Wir werden jede einzelne Minute genießen, denn sie kostet rund dreiundachtzig Pfennig!«
    »Woher weißt du das so genau?«, hakte ich nach.
    »In Kopfrechnen war ich schon immer gut!«
    Die ganze Zeit hatte Hannes geschwiegen, jetzt meldete er sich endlich zu Wort: »Ihr macht doch beide einen Denkfehler! Wir haben nämlich weder Geld gespart noch erst recht nicht verdient, denn hätten wir den regulären Preis gewusst, wären wir doch nie auf die Idee gekommen, diese Luxusherberge zu buchen!«
    »Stimmt!«, sagte Steffi. Und dann, etwas kleinlaut: »Vielleicht hätte ich statt der Skistiefel besser ein Abendkleid kaufen sollen …«
    »Für wen denn? Für die Kamele?«, beruhigte ich sie. »Wieso habe ich plötzlich das merkwürdige Gefühl, wir könnten möglicherweise die einzigen Gäste sein?«
    »Zumindest in einem Punkt hatte ich nicht Recht«, beendete Hannes unsere haltlosen Überlegungen, »für tausendzweihundert Mark pro Tag kann niemand von uns verlangen, dass wir unsere Zelte selber aufbauen!«

[home]
    Kapitel 6
    I ch liebe Flughafen-Terminals! Allerdings nur, wenn ich selber von dort abfliegen kann, entweder in den Urlaub oder mal wieder nach Berlin oder für ein paar »Belohnungstage« dorthin, wo ich schon immer hin wollte. Auch wenn ich Besucher abholen kann, fahre ich gern zum Flugplatz – es sei denn, sie heißen Tante Elfi oder Frau Dr. Helma Meyer-Manzaroni und sind es gewohnt, dass sich alles nur um ihre Person dreht.
    Tante Elfi ist mir von meiner Mutter quasi vererbt worden (seinerzeit wusste ich noch nicht, dass man Erbschaften ausschlagen kann), und sie ist im Gegensatz zur Erblasserin uralt geworden; die beschwerliche Reise von Los Angeles zu uns hat sie immerhin dreimal auf sich genommen und dann jeweils einen Monat lang über die niedrigen Temperaturen geklagt, über das schwere (?) Essen und die geringe Auswahl an Whiskysorten. Den ersten beiden Klagen begegneten wir, indem Rolf ihr den schon längst ausrangierten kleinen Heizofen ins Zimmer stellte (im Juni!) und ich ihr – allerdings zähneknirschend – viermal in der Woche ein Steak servierte, weil das angeblich ihrer Verdauung am besten bekam. Nur die von ihr bevorzugte Whiskymarke konnten wir einfach nicht auftreiben, wofür ich rückblickend sogar dankbar bin. Wer weiß, ob Tante Elfi sonst nicht eine dauerhafte Übersiedlung nach hier beschlossen hätte, nachdem ihr Miederwaren fabrizierender Gatte verblichen war.
    Mit Frau Dr. Meyer-Manzaroni lag die Sache indes völlig anders. Sie hatte früher mal Helma Klotz geheißen und mit Rolf zusammen in einer Klasse gesessen, woran der sich bei einem Jahrzehnte später anberaumten Jubiläumstreffen gar nicht mehr erinnern konnte. Oder wollte … Was Frau Dr. Manzaroni, geschiedene Meyer, geborene Klotz jedoch nicht davon abhielt, auf einem Austausch der Adressen zu bestehen und ihre Visitenkarte vor der Weitergabe mit einem zyklamfarbenen Lippenstiftabdruck zu verschönern. Allerdings hatte Rolf mir die Karte gezeigt, bevor sie im Aktenvernichter verschwand, der normalerweise nur erledigte Korrespondenz mit dem Finanzamt, dem Steuerberater, der Autowerkstatt und ähnlich missliebigen Institutionen zu dünnen Papierstreifen verarbeitet.
    Eines Tages stand Frau Dr. Meyer-Manzaroni mit strahlendem Lächeln vor der Tür, als Rolf nicht zu Hause war und ich mich seit Stunden mit einem räsonierenden Beinahe-Twen (Steffi) und zwei maulenden Teenagern (den Zwillingen) herumärgerte und kurz vor dem Siedepunkt angekommen war. Die Besucherin sah sehr distinguiert aus, trug etwas Zweiteiliges von Jil Sander (hätte ich mir seinerzeit nie leisten können!) und gab sich ausgesprochen leutselig. Sie ignorierte meine Hausfrauenkluft (Jeans nebst irgendeinem formlosen Oberteil), stellte sich vor, entschuldigte sich für den »Überfall« und erklärte, sie habe zufällig ganz in der Nähe ein Meeting gehabt, das morgen fortgesetzt werde, und da habe sie einfach nicht widerstehen können, der damaligen Einladung ihres einstigen Schulfreundes zu folgen. »Als Backfisch habe ich sogar regelrecht für ihn geschwärmt.«
    Wenn Rolf bei der Wahrheit geblieben war, dann musste diese Schwärmerei sehr einseitig

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