Geht das denn schon wieder los?
führte sie nicht zu dem von Hussein empfohlenen einheimischen Restaurant, sondern geradewegs zu McDonald’s.
»Das nennt man Schicksal!« Sofort steuerte Hannes, bekennender Big-Mac-Fan und allen Argumenten gegenüber taub, die gegen einen häufigeren Besuch dieser Futterquelle sprechen, den geliebten Fresstempel an. »Endlich gibt es was Vernünftiges zu essen!«
Minuten später ließ er sich befriedigt auf einer Eckbank nieder. »Man fühlt sich doch gleich wie daheim. Die Sitze sind genauso unbequem, die beleuchtete Speisekarte überm Tresen mit den bunten Bildchen sieht hier auch nicht viel anders aus, man braucht keinen Dolmetscher, und wenn die ›Hamburger‹ in Dubai ebenso groß sind wie die in Heidelberg, dann weiß ich, wo ich in den nächsten zwei Tagen wenigstens satt werde!«
Das leuchtete ein! Die Calamares am Mittag waren wirklich kein Highlight der arabischen Küche gewesen, also warum nicht mal Pommes aus der Tüte, Salat aus einer benutzerfeindlichen Plastikschüssel und Fleischklops in einem Wattebrötchen. Meine Abneigung gegen Fastfood hat dieses frugale Mahl jedenfalls nicht mindern können! Wenigstens war der Kaffee trinkbar – im Vergleich zu dem arabischen Getränk gleichen Namens schmeckte er um Klassen besser.
»Da ich nicht weiß, wie lange wir unterwegs sein werden, bis wir unser Hotel wieder gefunden haben, möchte ich vorsichtshalber jene Installation aufsuchen, von der ich annehme, dass sie ebenfalls dem internationalen Standard der McDonald’s-Filialen entspricht«, salbaderte ich und stand auf.
»Du liebe Zeit, sag doch gleich, dass du aufs Klo willst!«, meinte Steffi nur. »Warte, ich komme mit.«
Ja, und dann standen wir in jenem Raum, der den weiblichen Gästen vorbehalten ist, öffneten je eine Kabinentür – mehr als zwei gab es ohnehin nicht – stolperten beinahe über die gemauerte Umrandung und – staunten. Statt einer Toilette hingen jeweils etwa zwei Meter schwarzer Gartenschlauch an der Wand, aus dem es munter auf den Boden tröpfelte, und der stand bereits zentimeterhoch unter Wasser. Es gab sogar eine Art Abflussloch, nur lief daraus nichts ab. »Steffi …!«
Doch die stand schon neben mir, und dann blickten wir gemeinsam auf dieses recht ungewohnte Bild. Wie um alles in der Welt sollte man hier das tun können, wozu wir gekommen waren?
»Also die Sache mit dem Loch in der Mitte kenne ich aus Frankreich«, fiel mir ein, »liegt zwar schon ein paar Jahrzehnte zurück, in sehr ländlichen Kneipen gibt es das vielleicht immer noch, allerdings nur für Männer, und wenn …«
»Hier an der Tür steht aber Ladies«, vergewisserte sich Steffi noch einmal, bevor sie diese merkwürdige Installation erneut in Augenschein nahm. »Wie soll das eigentlich funktionieren, wenn man …«
Die Tür ging auf, eine schwarz verhüllte Gestalt huschte herein, musterte uns, die wir immer noch in die erste Kabine starrten, wollte die andere betreten, schreckte zurück, murmelte Unverständliches, wandte sich ab und enteilte.
»Die geht sich jetzt beschweren«, vermutete ich, »aber bevor jemand Kompetentes auftaucht und uns am Ende noch als Urheber dieser Planscherei verdächtigt, sollten wir besser verschwinden!«
»Ich muss aber …«
»Ich auch, nur nicht jetzt und nicht hier! Komm schon!«
Da man bei McDonald’s sein Essen schon vorher bezahlen muss, damit man nach Beendigung der Mahlzeit nicht die Zeche prellen und heimlich abhauen kann, verließen wir die gastliche Stätte, bevor die schwarze Frau ihre gestenreiche Beschwerde anbringen konnte; es herrschte immer noch reger Betrieb am Tresen, und so richtig schien ihr niemand zuzuhören.
Nun standen wir wieder auf der Straße, rechts Häuser, links Häuser, vor uns ein kleines Rondell mit Blumenbeeten, Sträuchern und darin versteckten Lampen – sehr dekorativ, doch leider auch sehr hell, also keine Chance, einfach mal seitwärts in die Büsche …
»Wo geht’s denn eigentlich zum Hotel?«, wollte ich wissen, es war ja immerhin möglich, dass wir gar nicht so weit weg waren. Und dort gab es gleich vis-à-vis der Fahrstühle einen Waschraum!
»Rechts rum!«, sagte Steffi. »Wir sind doch von links gekommen!«
»Links rum!«, widersprach ich. »Wir haben doch ein paarmal einen Bogen geschlagen, und folglich müssen wir …«
»… erst mal geradeaus zum Wasser, und dort sehen wir weiter!«, entschied Hannes, wechselte die Straßenseite, weil dort geparkte Autos standen, verschwand zwischen
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