Geht das denn schon wieder los?
häufiger als wir, aber ihre linke Hand dient in jenen Landen gelegentlich auch einer Tätigkeit, zu der wir gemeinhin Toilettenpapier benutzen! Ob Lilli dafür wohl Verständnis haben würde? – Um ehrlich zu sein: Ich nicht! Aber wir Europäer haben’s ja sowieso viel zu sehr mit der Hygiene!
Der Herr Museumsführer sammelte seine Gefolgsleute noch einmal um sich, denn es galt nun eine zu Beginn des Rundgangs angekündigte Frage richtig zu beantworten, was natürlich nur derjenige vermag, der aufmerksam zugehört habe. Als Belohnung winke ein wertvolles Geschenk.
»Wir wissen doch eh nix«, lehnte ich ab und blieb auf dem Hydranten sitzen, dem einzigen Gegenstand rundherum, der höher war als dreißig Zentimeter.
»So!«, tönte es in die erwartungsvolle Stille. »Wer kann mir denn nun sagen, wann die Vereinigten Arabischen Emirate gegründet wurden!« Abwartend blickte der Herr Lehrer in die Runde. Keine Antwort. Dann doch eine. »1920!«
»Quatsch«, murmelte Stefanie, »da hatte man doch noch gar kein Öl entdeckt.«
»So um 1950 herum«, vermutete jemand anderes.
»Auch Quatsch! Um diese Zeit haben sich die Scheichs hier unten noch die Köpfe eingeschlagen!«
»Entweder hältst du jetzt den Mund, oder du machst ihn richtig auf!«, empfahl ich meiner Tochter. »Dieses ewige Besserwispern nervt!«
»1962!«, rief der Nächste.
»Auch das stimmt nicht«, jammerte der Herr Dozent, »hat denn niemanden diese bedeutende Jahreszahl interessiert? Oder haben Sie mir gar nicht zugehört?«
Stefanie gab sich einen Ruck. »Na gut, wenn es seiner Reputation dient …« Und dann ziemlich laut: »Die Vereinigten Arabischen Emirate wurden 1971 gegründet und waren ein Jahr später bereits Mitglied der UNO !«
»Aber das ist ja ganz ausgezeichnet!«, freute sich der Herr Lehrer und kam so schnell auf uns zu, dass Steffi es gerade noch schaffte, mir unbemerkt etwas in die Hosentasche zu schieben. Er schüttelte ihr beide Hände, beglückwünschte sie zu ihrem offensichtlichen Interesse an dem Aufstieg dieser einst doch recht armen Region und wünschte ihr noch einen angenehmen Aufenthalt. Ach ja, ihren Gewinn bekäme sie an der Kasse ausgehändigt, gleich links vom Eingang, und viel Freude damit.
Der Bus samt seiner Fracht war schon abgefahren, als Steffi endlich mit einem schuhkartongroßen, in Glitzerfolie gewickelten Päckchen zurückkam. »Ich bin genauso neugierig wie ihr, aber ich mache es trotzdem erst im Hotel auf.«
»Wie ein kleines Andenken aus dem Gold-Souk sieht es zwar nicht aus«, überlegte Susanne, »andererseits habe ich gestern in dem Laden mit den vielen Diademen sogar einen goldenen Spucknapf gesehen …«
»Iiiihhhh!«, kam es sofort zurück.
»Du könntest ihn ja notfalls als Trinknapf für Mäx benutzen.«
»Mein Hund ist zwar von Adel, aber nicht blasiert! Ihm genügt noch Meißener Porzellan …« Vorsichtig schüttelnd hielt Stefanie das Päckchen ans Ohr. »Es klingt, als ob da was herumschwappt.«
»Dann ist es wohl doch bloß eine Flasche mit Rohöl!«
Während der ganzen Rückfahrt ergingen wir uns in Mutmaßungen, kamen aber zu dem Schluss, dass es sich bei etwas so kostbar Verpacktem nur um einen ebenso kostbaren Inhalt handeln konnte. Auch Hussein enthielt sich der Stimme, behauptete vielmehr, noch niemals so intelligente Touristen gefahren zu haben, die man einer offiziellen Anerkennung für würdig befunden hatte. Weshalb er dabei so hinterhältig grinste (das konnte ich im Rückspiegel sehen), wurde mir erst später klar.
Doch ganz egal, was das Päckchen enthalten würde – verdient hatte Stefanie es auf keinen Fall. Ihr bemerkenswertes Gedächtnis beruhte nämlich auf ihrem Miniatur-Reiseführer, den sie mir noch schnell in die Tasche gesteckt hatte; gleich vorne auf der zweiten Seite waren die wichtigsten geschichtlichen Daten untereinander aufgelistet!
»Heute sollten wir aber wirklich mal einheimisch essen!«, entschied Steffi, als wir uns frisch geduscht, geföhnt und ausgehfein neben der Tür gegenüber der (unechten) Palme wieder zusammengefunden hatten – man erinnere sich an die sechs Ausgänge dieser Hotelhalle. »Hussein hat gesagt, wir sollen uns erst parallel zum Creek halten und dann halbschräg abbiegen, da kommt dann ein kleiner Park, da müssen wir vorbei, und dort gegenüber oder nebendran oder so ähnlich gibt es ein recht akzeptables einheimisches Restaurant.«
»Hat er auch gesagt, in welche Richtung wir gehen müssen?« Etwas ratlos
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