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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Landrover und davor vier Ehepaare mittleren Alters, drei mit vorwurfsvollen Mienen (immerhin waren wir elf Minuten zu spät!), das vierte mit amüsiertem Lächeln. »So schnell sieht man sich wieder!« Es waren Udo und Herma aus Wiesbaden!
    Aus welchen Gründen wir dann doch Herrn und Frau Müller als Zuwachs bekamen, weiß ich nicht mehr, ich glaube, es lag an den weicheren Sitzen oder der richtig funktionierenden Klimaanlage, Frau Müller war nämlich sehr empfindlich gegen Zugluft, jedenfalls war irgendetwas in dem uns zugeteilten Wagen besser als in dem anderen, und dann ging es endlich ab in die Berge nach Oman. Das liegt nebenan von Dubai, auf der Autobahn braucht man wahrscheinlich keine Stunde, quer durchs Lava-Gebirge erheblich länger. Auf jeden Fall ist es aufregender, weil es, je höher man kommt, immer steiler wird, die Schotterstraße sich zu einem schmalen Weg verjüngt, während der Abgrund rechts und links immer näher rückt. Das letzte Grünzeug in Form von irgendwelchen Moosen hatten wir schon vor zwei Kilometern hinter uns gelassen, jetzt gab’s nur noch Fels und Geröll.
    »… litten große Not, viel Steine gab’s und wenig Brot!«, murmelte ich leise, denn so oder so ähnlich hatte es wohl auch dort ausgesehen, wo seinerzeit Kaiser Rotbart Lobesam ins heil’ge Land gezogen kam … (muss man heutzutage in der Schule eigentlich immer noch diese endlos langen Gedichte auswendig lernen?).
    »Soviel ich weiß, fährt unsere Verpflegung heute aber mit«, unterbrach Hannes meinen Abstecher in die deutsche Literatur, »hinten im Wagen stehen Kühlboxen!«
    »Sei nicht immer so verfressen!«
    Endlich der erste Halt. Fototermin. Alles aussteigen, zehn Schritte bis zum Abgrund gehen, runtergucken (oder auch nicht, ich habe Höhenangst), Herr Müller fotografierte Frau Müller mit den Steinen rechts vom Weg, Frau Müller fotografierte Herrn Müller mit dem Geröll links vom Weg, ein Unterschied war allerdings nicht erkennbar, Susanne fotografierte die fotografierende Frau Müller samt Sonnenhut und Regenschirm, dann durften wir wieder einsteigen und fuhren weiter.
    Nächster Halt an der Grenze zu Oman – mitten in diesem Lava-Gebirge und nur erkennbar an zwei Metern geschlossener Schranke und dem daneben stehenden Häuschen, dessen derzeitiger Insasse erst geweckt werden musste. Mit einer Hand war er bemüht, die Knöpfe seiner Uniformjacke zu schließen, mit der anderen hob er die Schranke an, wir fuhren drunter durch, und kurz danach wurde die Straße noch enger, noch halsbrecherischer und ging ziemlich steil bergab. Weshalb hatte ich mich bloß auf dieses Abenteuer eingelassen? Ich hatte doch überhaupt nicht mitgewollt, nicht in die Wüste und ganz bestimmt nicht in diese menschenfeindliche Gegend, sogar auf’m Mond sieht’s womöglich wohnlicher aus … dabei könnte ich jetzt irgendwo am Meer in der Sonne liegen … »Ich will hier raus! Sofort!«
    »Wir sind gleich da!«, versprach Hussein. »Dann machen wir Picknick am Fluss, und dort es gibt auch ein richtiges Schwimmbad.«
    »Haha, wie denn das? Mitten in diesem Geröll?«
    Doch dann kurvten wir auf einen großen Parkplatz, auf dem schon viele Autos standen. Leere Autos! Weit und breit kein Mensch, nur Sand und Steine. Oben in der Luft kreiste ein Geier. Oder ein Hawk, keine Ahnung, von unten sehen die ja alle gleich aus. Aber wo waren denn die ganzen Leute geblieben, die in den Autos hergekommen waren?
    »Wo sind wir hier, Alfons?«, fragte Frau Müller und öffnete ihren Regenschirm, denn sie vertrug die Sonne nicht.
    »Das solltest du jetzt aber wissen, meine Liebe, wir befinden uns nunmehr in Oman«, antwortete Alfons, zog ein Taschentuch heraus und fuhr sich über die schweißnasse Stirn. Nur war seine Bewegung wohl etwas zu heftig gewesen oder die Feuchtigkeit zu groß, jedenfalls schob sich sein dunkles, an den Schläfen angegrautes Haar plötzlich sehr weit nach hinten, und zum Vorschein kam viel rosa glänzende Haut mit gar nichts drauf. Er schien es jedoch gar nicht bemerkt zu haben, denn er unternahm keinen Versuch, die Perücke wieder grade zu ziehen, und prompt flüsterte mir Stefanie ins Ohr: »Das ist das Schöne am Toupet: Bei Hitze lüpft man’s in die Höh’!«
    »Brüll doch noch lauter! Kannst du nicht mal ein bisschen Respekt vor dem Alter zeigen?«
    »Mache ich doch! Ich halte dir immer die Türen auf.«
    Unsere zwei Chauffeure holten aus den Tiefen der Landrover die Kühlboxen heraus, wir trotteten nacheinander

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