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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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wurde.«
    Wir hockten auf einer ziemlich unbequemen, weil vermutlich auch schon musealen Holztruhe, denn die wenigen Stühle waren alle besetzt, und von neuntausend vor Christus bis zum ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert dauert es ziemlich lange, das hält man stehend einfach nicht durch. Hannes hatte sich schon vorher ausgeklinkt und war mit Hussein verschwunden – Tee trinken!
    »… 1971 Gründung der Vereinigten Arabischen Emirate und schon ein Jahr später Aufnahme in die UNO . Im Zuge des zweiten Golfkrieges 1990–1991 …«
    Susanne seufzte hörbar. »Wie nennt man doch gleich eine Person, die ständig redet, auch wenn niemand mehr zuhört?«
    »Lehrer!«, fiel mir ein. Und als ich unseren dozierenden Herrn in Anzug und Krawatte betrachtete, wie er den in allen Varianten bundesdeutscher Freizeitmode gelangweilt Herumstehenden das Steigern der Erdölförderung in exakten Zahlen auflistete, kam ich immer mehr zu dem Schluss, dass hier ein pensionierter Pädagoge seinem Hobby frönte: Wissen zu vermitteln! Auch wenn es niemanden so richtig interessierte.
    »Und nun, meine Herrschaften, folgen Sie mir bitte in den ersten Saal.« Er schritt voran, die Herde trottete hinterher. Wir blieben zurück.
    »Wetten, dass er jetzt mit den Werkzeugen aus der letzten Eiszeit anfängt?«, vermutete Stefanie. »Angeblich hat man doch in Oman irgendwelche Überreste ausgebuddelt und hierher gebracht.«
    Diese Wette hätte sie allerdings verloren, denn als wir uns, die wir nun auf eigene Faust besichtigten, zum ersten Mal verlaufen hatten, begegneten wir nach knapp fünf Minuten unseren Mitreisenden bereits zur Zeit des Weihrauch-Exports (sechshundert nach Christus), und wenig später – wieder auf einem Irrweg – trafen wir uns schon beim Seehandel mit Ostafrika und China (neuntes und zehntes Jahrhundert) – alles dokumentiert durch Zeichnungen und nachgemachte Landkarten. Doch dann wollte Susanne an die frische Luft, wir suchten den Ausgang, fanden ihn schließlich und liefen vor der Tür jenem Herrn in die Arme, der mit Salmonellen zu kommunizieren pflegt. »Haben Sie zufällig Feuer? Ich habe meine Streichhölzer irgendwo liegen gelassen.«
    Susanne hatte natürlich welche, nahm auch dankend eine Zigarette aus dem fast leeren Päckchen entgegen, und dann stieß auch schon die Ehefrau des Salmonellenfreundes zu uns. »Also
hier
steckst du, Udo, und ich suche dich überall! Dieser furchtbar kluge Mensch doziert gerade über einen Erbfolgekrieg, und da hatte ich endgültig genug! Ich hab doch damals in der Schule schon den spanischen nicht verstanden …« Sie warf erst uns und dann ihrem Mann fragende Blicke zu. »Möchtest du uns nicht miteinander bekannt machen?«
    Udo hüstelte. »Würde ich ja gern, mir fehlen nur die nötigen Informationen – zum Beispiel Namen.« Dann gab er sich jedoch einen Ruck und wurde (beinahe!) förmlich: »Wir sind Herma und Udo Weller aus Wiesbaden, seit einer Woche hier herum unterwegs und nebenbei auf der Suche nach einem passenden Ehemann für unsere zweiundzwanzigjährige Tochter; unter einem Scheich mit mindestens drei Ölquellen tun wir’s natürlich nicht!«
    »Haben Sie schon Interessenten gefunden?«, fragte Steffi sofort. »Bei einem Überangebot wäre vielleicht auch etwas Passendes für Susanne dabei …«
    »Danke, kein Bedarf!«, tönte es prompt. »Heiraten ist gut, ledig bleiben ist besser! Das steht schon in der Bibel!«
    »Wo denn da?« Es erschien mir etwas widersinnig, wenn Pfarrer und Pastoren in ihren Kirchen den heiligen Bund der Ehe segnen, obwohl die Bibel offenbar von einem solchen abrät.
    »Erster Korinther sieben, Vers achtunddreißig! – Du kannst es ruhig glauben«, bekräftigte Susanne, »ich hab mir das extra eingeprägt, weil man damit kuppelnden Tanten und neugierigen Freunden ganz schnell den Wind aus den Segeln nehmen kann.«
    Das hatte gesessen! Also Themawechsel, und weil wir nun wussten, dass unsere neuen Bekannten Udo und Herma hießen, nannten wir ebenfalls nur unsere Vornamen; ohnehin würden wir uns kaum noch mal über den Weg laufen.
    Vereinzelte Museumsbesucher tröpfelten aus dem Gebäude, sammelten sich am Bus, nur war es der verkehrte, doch wenig später erschien auch die Vorhut »unserer« Bustruppe, vorneweg Lilli und Renate, heftig debattierend. »Ich habe noch immer nicht verstanden, Renate, weshalb hier die linke Hand als unsauber gilt. Waschen sich die Orientalen denn nicht beide Hände?«
    Doch, sie tun es, vielleicht sogar

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