Geht das denn schon wieder los?
wirklich schon etwas runzlig aussahen, aber wer um alles in der Welt isst denn so was überhaupt? Morgens um halb neun?!
Das Thema Hochzeit war bis auf weiteres abgehakt, nachdem sich meine Tochter beharrlich geweigert hatte, Katja übers Handy anzurufen (»Solltest du tatsächlich wieder Oma werden, dann könntest du sowieso nichts mehr daran ändern!«), also debattierten wir die nächstliegende Frage: Wie kriegen wir die Stunden bis zum Abflug rum? Noch mal Stadtbummel kam nicht infrage, die Auslagen der Geschäfte kannten wir, und ein Betreten verbot sich mangels Kreditkarten beziehungsweise ausreichender Deckung derselben.
Zum Besichtigen weiterer Moscheen fehlte uns die anfängliche Begeisterung, wir hatten inzwischen ein rundes Dutzend gesehen, von außen und innen, sie sind alle wunderschön, aber nun reichte es. Außerdem machte uns die Hitze nun doch ein bisschen zu schaffen. Zu viel Sonne, zu viel Straßenverkehr, zu viel Staub, zu viel Krach und zu wenig Toiletten.
Wir hatten uns gerade entschieden, den Tag im Garten des Hotels zu verbringen, nicht unbedingt lustwandelnd, sondern wechselweise auf der Liege und im Pool, als ein Page an unseren Tisch trat und Stefanie einen in Packpapier gewickelten und sorgfältig verschnürten Karton überreichte. Dem aber schon sehr orientalisch gefärbten Englisch entnahmen wir nach mehreren Rückfragen, dass die Lady von Room Nr. 1612 diesen Karton an der Rezeption zurückgelassen hatte mit der Bitte, ihn der Lady von Room Nr. 1522 zu geben.
»Von Susanne?? Sollst du was für sie nach Hause schmuggeln? Wäre sogar glaubhaft. Du weißt doch, Urlauber auf dem Rückflug von den Malediven werden kaum mal kontrolliert, aber wer von hier kommt, hat mit ziemlicher Sicherheit etwas zu verzollen, und wenn’s nur die billigen Zigaretten sind oder eine Tüte von dem Zeug, das man in die Wasserpfeifen stopft. Was ist das eigentlich?«
Inzwischen bin ich ja nicht mehr ganz so unbedarft, doch seinerzeit hatte ich nur eine sehr verschwommene Vorstellung von jenen Kräutlein gehabt, mit denen man den Dampf einer Wasserpfeife aromatisiert.
Muss
man nicht,
kann
man aber!
»Sie hat’s also doch noch gemerkt!« Ungeöffnet legte Stefanie das Päckchen zur Seite. »Ich hatte nämlich gestern Abend dieses alberne Kaffeeservice in Susannes Gepäck geschmuggelt, einzeln natürlich, der Koffer war ja schon fast voll, da hat man hinterher wirklich nichts gesehen, aber sie muss trotzdem was mitgekriegt haben!«
»Und warum das Ganze?«
»Sie hat mich doch dauernd wegen dieser blöden Preisfrage hochgenommen, und nun wollte ich den Spieß einfach mal umdrehen!«
»Siehste! Wer anderen eine Grube gräbt …«, leierte ich herunter,
»… ist Bauarbeiter, weiß ich ja! Aber was soll ich denn mit dem Krempel machen? Ich kann ihn ja nicht mal in den Papierkorb werfen, da holen sie’s doch auch wieder raus! – Wer hat das überhaupt so transportsicher verpackt? Susanne ganz bestimmt nicht.«
Eine Nachfrage an der Rezeption ergab, dass die Lady darum gebeten und diese Bitte vermutlich mit einem Bakschisch bestärkt hatte. »Ich sehe mich schon dieses Highlight italienischer Pressglas-Produktion nach Hause schleppen!«
»Vielleicht wirst du es auf der Insel los!«, klang die Stimme unseres Herrn, und damit war die Sache erst mal abgehakt. Hannes wollte frühstücken, aber nicht allein, also ließ ich die zwei Turteltauben (sie turteln nämlich immer noch!) zurück, holte aus dem Zimmer Badeanzug, Buch, Sonnenöl und eine Ladung Handtücher, auf dass ich getreu germanischer Gepflogenheiten Liegestühle für die noch Abwesenden reservieren konnte. Als sie endlich umgezogen und schon fettglänzend auftauchten, gab’s tatsächlich keine Liegen mehr, sondern nur noch Plastikstühle, die schon aus der Ferne äußerst unbequem aussahen und es auch waren, wie sich später herausstellte. Wir ließen uns nämlich das Mittagessen im Garten servieren, für Steffi und mich in Form von Salat, für Hannes ein Steak. Das ist ein halb gar gebratenes Stück Fleisch, dessen Preis unsereinen verstehen lässt, weshalb die Kühe in Indien heilig sind.
Als Steffi am Spätnachmittag noch mal in den Pool springen wollte, hielt ich das für keine gute Idee. »Dir ist hoffentlich klar, dass du den Badeanzug nicht mehr trocken kriegst!«
»Na und? Die zwei Stunden Flug wird er auch nass überstehen! In einer Plastiktüte! Wenn wir da sind, hänge ich ihn gleich auf die Leine!«
Das war der erste Irrtum
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