Geht das denn schon wieder los?
»oder Muscheln suchen und nach Algen tauchen.«
»Lobster wäre mir lieber!« Aber nur wenn man Glück hat, und die Fischer welchen anliefern, kriegt man abends sogar mal einen auf den Teller. Gegen Aufpreis!
Am allerliebsten wäre mir allerdings, ich säße jetzt auf unserer Insel statt im Flughafen von Dubai. Und das auch noch während der nächsten sieben oder acht Stunden. Reisebüro-Juli musste bei der Zusammenstellung unserer Tour zeitweise einen Blackout gehabt haben!
Nun sind die Menschen im Orient bekanntlich sehr gastfreundlich, denn nachdem auch die letzte Café-Bar geschlossen wurde, bat man uns in die » VIP -Lounge«, also in jenen elitären Warteraum, der den Erste-Klasse-Passagieren vorbehalten ist. Dort sind die Sessel viel weicher und aus Leder, es gibt Häppchen und kleine Kuchen, auch Bonbons und Kekse und Maschinen, die von Mokka über zig Varianten von Kaffee bis zu Kakao und Tee alles in die Tasse sprudeln, was man möchte – vorausgesetzt, man kommt mit den englischen Bedienungsanleitungen klar (ich habe ja schon mit den deutschen Schwierigkeiten!); es gibt Zeitungen und Zeitschriften (amerikanische und arabische), leise Musik von irgendwoher und natürlich einen Computer mit Internet-Anschluss.
Zuerst interessierten uns die belegten Brötchen, denn das Mittagessen lag lange zurück, ohnehin ist Salat nicht übermäßig sättigend, und auf ein Abendessen hatten wir in vermeintlich weiser Voraussicht verzichtet; irgendwas wird einem im Flieger doch immer serviert. Sogar während der anderthalb Stunden von Frankfurt nach Mallorca füttern sie einen ab.
Als man uns in die Lounge gebracht hatte, war sie leer gewesen, als ich aufwachte, war sie voll! Irgendwann zwischen Mitternacht und Morgen hatte uns wohl doch die Müdigkeit überwältigt, jedenfalls waren wir eingeschlafen, jeder der Länge lang auf einem dieser bequemen Dreiersofas, und niemand hatte uns geweckt, obwohl man inzwischen für einige Passagiere zusätzliche Stühle hatte bringen müssen.
Ein bisschen geniert hatte ich mich ja doch, als ich, verfolgt von nachsichtigen Blicken, den Waschraum ansteuerte, aber wer kann denn damit rechnen, dass sich diese
Very-important-person
-Enklave restlos füllen würde? Andererseits … wo sonst, wenn nicht hier? In Frankfurt sitzen fast nur gelangweilte Manager drin mit der
Financial Times
vorm Gesicht und dem Aktenköfferchen neben sich.
Wir durften sogar noch frühstücken, und danach sah die Welt schon wieder ganz anders aus, zumal wir kurz darauf in einen Flieger steigen konnten und vier Stunden später unsere Insel genau in jenem Moment erreichten, als auch das Tauchboot von der morgendlichen Ausfahrt zurückkam.
»Guck mal, Hannes, der da gleich vorne neben dem Ausstieg – ist das nicht Manni?« Steffi hat nämlich Argusaugen.
Es
war
Manni! Der Tauchlehrer jener Insel von vor drei Jahren! Oder vor vier? Keine Ahnung, ich war ja nicht jedes Mal dabei gewesen, und tauchen kann ich sowieso nicht. Ich eigne mich aber ganz gut zum Hinterhertragen liegen gelassener Masken, Flossen, Feuerzeuge oder sonstiger vergessener Utensilien.
Es gab also gleich auf dem Anlegesteg ein freudiges Wiedersehen, das von Mannis Seite allerdings weniger euphorisch ausfiel; so auf Anhieb konnte er sich nämlich nicht mehr an die beiden erinnern. Allerdings wurde das Gedächtnis beim abendlichen Umtrunk aufgefrischt, und ab dann sah ich meine Lieben eigentlich nur noch zu den Mahlzeiten. Wir wohnten nämlich einen Kilometer weit auseinander, vielleicht war es auch noch ein bisschen mehr, im Schätzen von Entfernungen war ich noch nie gut, aber mit dem Rad brauchte ich sechs bis sieben Minuten, gelegentlich auch länger (siehe unten).
Diese Öko-Insel ist nämlich naturbelassen! Die einzelnen Bungalows liegen direkt hinter den Stränden und sind trotzdem durch viel Grünzeug vor fremden Blicken geschützt, es gibt keinen Weg quer über die Insel, die Mitte besteht aus undurchdringlichen Mangroven. Egal, wohin man will, ob zum Speisesaal links hinten, zur Tauchschule rechts oben oder zum Fitnessraum, der wieder ganz woanders liegt … man muss immer außen herum. Deshalb gehören zu jedem Bungalow zwei Fahrräder, die auch fleißig benutzt werden. Gelegentliche Blessuren müssen eingeplant werden, denn das überwiegend einheimische Personal fährt ebenfalls Rad, den maledivischen Verkehrsregeln entsprechend jedoch auf der linken Seite, und daran muss man sich erst mal gewöhnen. Nur mit englischen
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