Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
Vom Netzwerk:
Gästen soll es noch nie zu Kollisionen gekommen sein. Besonders fahrradfreundlich sind die Wege sowieso nicht, sie sind relativ schmal, es gibt Steine, Schlaglöcher und nach einem tropischen Regenschauer auch mal große Pfützen, deren Tiefe man erst dann abschätzen kann, wenn man weggerutscht und reingefallen ist. Ich spreche da aus Erfahrung.
    Davon mussten wir uns ohnehin erst eine ganze Menge aneignen! So war es tunlichst zu vermeiden, abends als Letzter Bar/Speisesaal/Fitnessraum etc. zu verlassen, denn dann fand man statt seines noch halbwegs intakt gewesenen Fahrrads nur noch eine der ältesten Krücken auf der ganzen Insel, hinterlassen von jenem Gast, der am vorangegangenen Abend der Letzte gewesen war. Es gibt nämlich kein Recht auf immer dasselbe Rad.
    Die Bungalows waren aus versteinerten Korallenblöcken erbaut, für die Böden hatte man dunkelrote Fliesen verwendet, und aus Fremdmaterialien bestand nur das, was man nun wirklich nicht sägen, schnitzen oder zusammenbinden konnte, also die Sanitäranlagen, Telefon, Kühlschrank etc. – alles andere war aus Holz, Bambus und Bast hergestellt. Das Himmelbett bestand aus dicken Bambusstäben, genau wie das übrige Mobiliar, die Badewanne war mit Holz verkleidet, der Spiegel mit Bambus umrahmt, und sogar das Zahnputzglas im halboffenen Bad stand in einem aus Bast geflochtenen Behälter. Übrigens muss meine rote Zahnbürste eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf einen kleinen Gecko ausgeübt haben, fast jeden Morgen hockte er oben auf dem Stiel und räumte erst dann das Feld, wenn ich den Wasserhahn aufdrehte. Drei seiner Kollegen bevölkerten mein Zimmer, das heißt, sie klebten irgendwo an den Wänden und sorgten dafür, dass ich weder von Moskitos noch von anderem krabbelnden Viehzeug belästigt wurde. Ich mag Geckos!
    Etwas gewöhnungsbedürftig waren die Zwerghühnchen und Zwerghäschen, die frei über die ganze Insel liefen, auch schon mal vors Fahrrad oder über die Füße, und einen zur Ordnung zwingen. Auf der Terrasse liegen gebliebene Kekse, Chips oder was man sonst gelegentlich als Zwischenmahlzeit kaut, waren schon verschwunden, wenn man vom Essen zurückkam, und nachdem mir so ein Langohr zum zweiten Mal eine offene Wasserflasche umgekippt hatte, gewöhnte ich mir an, sie immer gleich wieder zu verschließen; dann leckte Häschen wenigstens nur die herunterlaufenden Tropfen ab, wobei es offenbar völlig gleichgültig war, was die Flasche enthielt, die Hasen nuckelten alles. Später setzte sich dann bei mir die Erkenntnis durch, dass »bloß Wasser« nicht so ganz ihren Vorstellungen von einem anständigen Drink entsprach, denn wenn Steffi mal wieder eine Cola-Flasche geöffnet hatte, hockten wenig später gleich drei Hasen drum herum.
    Tagsüber hatte man natürlich ein bisschen sportlich zu sein (mir genügten schwimmen und Rad fahren! Es gab aber auch ein Pärchen, das morgens und abends zweimal um die Insel joggte), doch nachmittags ließen die Aktivitäten bereits nach, da warf man höchstens noch ein paar Boule-Kugeln in den Sand, spielte Tischtennis oder Scrabble – ausgenommen jene Taucher, die auch am Nachmittag noch mal runterwollten. Die Zeit zwischen sechs und sieben war der Schönheitspflege gewidmet (bis man das Sonnenöl vom Körper runter und das After Sun wieder drauf hatte, dauerte es schon seine Zeit, und so ganz ohne ein bisschen Farbe im Gesicht konnte man ja auch nicht in die Bar), doch so gegen halb acht traf man sich zum Sundowner, jenem Feierabend-Cocktail, der je nach Inhalt und Menge manchen Gast schon zu diesem Zeitpunkt außer Gefecht setzte.
    Zum Rad fahren musste man was an die Füße ziehen, das erforderten die für nackte Sohlen absolut ungeeigneten und sowieso schon etwas ramponierten Pedale; in den offenen Restaurationsräumen und auch sonst ging man jedoch barfuß, denn alles war mit Sand aufgeschüttet; also zog man die Schuhe aus, parkte sie irgendwo seitlich und fand sie später nur dann wieder, wenn man ganz genau wusste, wo man sie abgestellt hatte. Die zurückgelassenen standen am nächsten Morgen nebeneinander aufgereiht vor der Rezeption.
    Über die Verpflegung werde ich mich nicht auslassen, ihr hatte ich beinahe zwei Kilo Gewichtzunahme und nach meiner Heimkehr strenge Askese zu verdanken. Die zwischen dünnen Holzdeckeln eingeklemmte und täglich wechselnde Speisekarte bot jeweils drei komplette Menüs, von den ohnehin auf dem Buffet angebotenen Salaten, Snacks und Desserts gar nicht zu

Weitere Kostenlose Bücher