Geht das denn schon wieder los?
Innere des Schiffs.
»Das ist ’ne echte Rolex gewesen!«, war alles, was Stefanie herausbrachte. »Der hat ihr
tatsächlich
eine goldene Rolex geschenkt – einfach so! Wisst ihr überhaupt, was die kostet?«
»Lass ihn doch!«, beruhigte ich meine völlig aus dem Häuschen geratene Tochter. »Wahrscheinlich hat er zu Hause noch ein paar davon rumliegen. Und wenn nicht, dann kauft er sich morgen eine Neue!«
Als das Körbchen bei uns ankam, lagen schon sehr viele Dollarscheine drin, wir entrichteten natürlich auch unseren Obolus, nur Steffi weigerte sich. »Die Uhr ist mehr wert, als ich in einem halben Jahr verdiene! Und jetzt soll
ich
da auch noch was reinwerfen? Kommt überhaupt nicht infrage!«
»Und was würdest du sagen, wenn der ganze Auftritt getürkt war?«, gab Hannes zu bedenken. »Wenn der Scheich gar nicht echt ist, sondern zu dieser Bauchtanzgruppe gehört, wenn die verschleierte Maja die Mutter von den beiden ist und die Uhr bloß Talmi? Diese Fälschungen kriegst du doch überall …«
Stefanie bestritt das entschieden. »Die Uhr war echt! So was sehe ich auf Anhieb! Ich wollte doch schon immer so eine haben, allerdings die für Damen, und aus Gold muss sie auch nicht unbedingt sein, mir genügt ja schon die einfache Ausführung, aber auf
diesem
Ohr bist du irgendwie taub!«
Auch
das
überhörte Hannes wohlweislich. Zwar habe ich bis heute nicht begriffen, weshalb man sich auf eine ganz bestimmte Uhr fixiert, von der man doch auch nur die Zeit ablesen kann und mehr nicht, doch irgendwas muss da dran sein. Sascha hat ja auch nicht eher Ruhe gegeben, bis er so eine hatte, natürlich keine goldene und auch selbst verdient, damals war er noch unbeweibt und Vater schon überhaupt nicht, nur wüsste ich zig andere Dinge, die ich mir viel lieber kaufen würde als eine verflixt teure Armbanduhr, die nicht mal besonders schön aussieht.
Aber mit dem »getürkten« Scheich hatte Hannes vermutlich schief gelegen. Als unser Kahn kurz vor Mitternacht wieder anlegte, stand die Stretchlimousine schon am Kai, und der uniformierte Chauffeur öffnete sofort die Tür, als er seine Herrschaft erblickt hatte; sie durfte nämlich als Erste von Bord.
Wir waren übrigens bei den Letzten, weil wir so lange nach Stefanies verschwundenem Geldbeutel suchten, bis Hannes auf die Idee kam, nachzufragen, ob er vielleicht gefunden worden war. Er war es, und es fehlte nicht ein einziger Dollar. Spontan lud uns Steffi trotz der späten Stunde noch in die Eisdiele ein! Aus lauter Freude, wie wir vermuteten, das stimmte aber nicht, sie hatte es in erster Linie auf die sauberen Toiletten abgesehen!!
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Kapitel 16
P unkt sechs Uhr bimmelte der Wecker, und das ziemlich laut; meiner ist zartfühlender, der beginnt immer ganz leise und steigert sich erst dann, wenn ich ihm nach zwei Minuten nicht noch schnell eins aufs Dach gegeben habe.
Susannes Wecker erinnerte mich allerdings in Ton und Lautstärke an unsere ehemalige, heiser scheppernde Schulglocke, die es aber jedes Mal geschafft hatte, sogar die beiden während der tödlich langweiligen Biologiestunden in den hinteren Bänken still vor sich hin Schlummernden aufzuschrecken; nur bei Susanne hätte das nicht geklappt! Sie drehte sich auch jetzt leise knurrend auf die andere Seite und schlief weiter. Irgendwie beneidenswert. Aber nicht heute! Um neun würde ihr Flieger abheben, um sieben das bestellte Taxi unten warten. Vorher noch Abrechnung an der Hotelrezeption, das kostet maximal zehn Minuten, Frühstück fällt bei ihr sowieso flach, Fahrt zum Airport in fünfzehn bis zwanzig Minuten, im Gegensatz zu Frankfurts Doppelterminal ist der hiesige wenigstens überschaubar, also bliebe noch genug Zeit zum Einchecken und vielleicht sogar für eine schnelle Tasse Kaffee. Um das alles hinzukriegen, müsste Dornröschen zunächst erst mal aufstehen!
Nach mehreren vergeblichen Versuchen in normaler und dann in erhöhter Lautstärke würde wohl nur noch die Holzhammermethode helfen – bildlich gesprochen! Also Kaltwasserhahn auf, Waschlappen drunter, bis er trieft, Seifenschale, damit nicht alles voll tropft, und ab ins Zimmer. Vorher noch schnell den Fluchtweg zurück ins Bad freilegen, den versperrt nämlich Susannes Koffer, dann ihren Kopf in die günstigste Position bringen und schließlich dreißig Quadratzentimeter klatschnasses Frottee mitten ins Gesicht!
Voller Erfolg! Ich hatte gerade noch Zeit genug, ins Bad zu sprinten und den Riegel zuzuschieben, bevor Susanne
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