Geht das denn schon wieder los?
dieses Tages!
Mit dem zweiten wurden wir abends auf dem Flugplatz konfrontiert, als wir in der Schalterhalle vergebens unseren Flug nach Male suchten; er wurde nämlich nirgendwo angezeigt.
»Ist ja auch noch zu früh, die Maschine geht doch erst um zehn!« Stefanie versuchte sich in Zweckoptimismus.
»Auf der Tafel stehen aber schon die Abflüge bis weit nach Mitternacht! Irgendwas stimmt hier nicht!«
Dieser Ansicht war auch Hannes, ließ uns zur Bewachung der drei Gepäckwagen zurück – beim Anblick von reisenden Sporttauchern hat man immer den Eindruck, sie wandern aus – und zog los. Er war auch ziemlich schnell zurück, und danach mussten wir uns damit abfinden, dass einiges schief gelaufen war. Es gab nämlich keine Maschine, die abends um zehn nach Male flog, es hatte sie nie gegeben, und es würde sie vermutlich auch nicht geben, solange an der zweiten Startbahn gebaut wurde. Man hatte ja erst vor einem Jahr angefangen, Sand aufzuschütten, und dem Indischen Ozean anderthalb Kilometer Piste abzutrotzen, das dauert natürlich!
Bis heute jedenfalls ist man auf der »Flughafen-Insel« von Male nicht auf Nachtflüge eingerichtet, was zum Teil daran liegt, dass man die ankommenden Passagiere – es sind nun mal überwiegend Touristen – mangels Übernachtungsmöglichkeiten gleich weitertransportieren muss; und das wiederum ist auch vom Tageslicht abhängig. Früher benutzte man Dhonis, jene gemütlich vor sich hin tuckernden Boote, mit denen die Einheimischen zum Fischfang rausfahren, Lasten transportieren und überhaupt den Verkehr zwischen den Inseln aufrechterhalten. Die fahren auch nachts. Seitdem jedoch immer neue Touristen-Resorts entstehen, die immer weiter weg liegen von Male, würde der Bootstransfer zu lange dauern, und deshalb gibt es jetzt Wasserflugzeuge.
Ich hasse diese Dinger! Sie machen einen Höllenlärm, nicht umsonst haben die beiden Piloten topfdeckelgroße Klappen auf den Ohren, und wenn man einmal »ohne« in solch einem Flieger gesessen hat, vergisst man beim nächsten Mal eher seine Lesebrille zu Hause oder die Badelatschen, doch nie mehr die Ohrenstöpsel!
Außerdem ist es ziemlich eng in den Fliegern. Es passen ungefähr fünfzehn bis zwanzig Passagiere einschließlich jenes Halbwüchsigen hinein, der für das Verladen und die Sicherung des Gepäcks zuständig ist. Das gehört nämlich ins Heck, wird allerdings nicht nach statischen Gesichtspunkten gestapelt, sondern wie’s gerade kommt, und damit bei möglichen Turbulenzen der ganze Berg nicht ins Rutschen gerät, wird er mit einem großen Netz fixiert. Sieht ziemlich behelfsmäßig aus, ist es auch, funktioniert aber einwandfrei.
Wunderschön ist allerdings der Blick aus dem Fenster – sofern man an einem sitzt! Die Maschinen fliegen nicht sehr hoch, man guckt auf die winzig erscheinenden Fischerboote runter, überfliegt einige bewohnte und noch mehr unbewohnte Inseln und schaut fasziniert auf das ständig wechselnde Farbenspiel des Meeres von hell- zu dunkelgrün und dann wieder über alle Blautöne bis zum unendlich tiefen, fast schwarz erscheinenden »Blauwasser«. Warum das so heißt, obwohl das Meer doch eigentlich überall blau ist, konnte mir bislang noch niemand erklären.
Nach dreißig oder auch vierzig Minuten erfährt man, dass hinten links die zu erreichende Insel auftaucht; langsam geht die Maschine in den Sinkflug, immer tiefer und noch tiefer, die Insel kommt trotzdem nicht näher, plötzlich klatscht der Flieger aufs Wasser – ringsherum ist ja auch nichts anderes, denn die Insel ist immer noch genau so weit weg wie vorher – und dann endlich bemerkt man eine fest verankerte Plattform mitten im Meer. Dort wird man ausgesetzt. Warum? Die meisten Eilande sind von einem Korallenriff umgeben, und in den dahinter liegenden Lagunen ist das Wasser viel zu flach für die Flieger. Also wird man draußen auf dem Meer abgestellt, doch sobald die ersten Passagiere auf der Plattform stehen, tuckert das bereits wartende Dhoni heran, mit dem die Gäste nun endgültig zur Insel gebracht werden.
Steffi, Hannes und ich sind bekennende Malediven-Fans. Wir hatten sogar mal eine Lieblingsinsel, nur war die inzwischen ein bisschen zu modern, zu elitär und zu teuer geworden. Die jetzt gebuchte kannten wir nicht, wussten nur, dass sie relativ groß und angeblich eine Öko-Insel war – was auch immer man darunter zu verstehen hatte.
»Vielleicht müssen wir unser Abendessen selber angeln«, hatte Steffi überlegt,
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