Geht das denn schon wieder los?
an der Tür war. »Aufmachen! Sofort aufmachen!«
»Ich denke nicht daran! Pack erst mal deine restlichen Sachen in den Koffer, dabei kannst du dich abreagieren, vergiss aber nicht die Schuhe auf dem Balkon und deinen Wecker irgendwo unterm Bett, vorausgesetzt, ich habe mich nicht verhört, als du ihn eben dorthin geschmissen hast, und wenn du wieder auf Normaltemperatur läufst, lasse ich dich auch ins Bad. Der Countdown läuft, du hast noch genau einundvierzig Minuten, bis das Taxi da ist!«
Wenig später hatte sie sich beruhigt, und dann war sie mir sogar dankbar. »Ohne dich hätte ich glatt verpennt!«
Der Abschied fiel uns nicht ganz so leicht, wie wir gegenseitig vortäuschten. Susanne hätte jetzt doch recht gern ein paar Tage Faulenzen am Meer drangehängt, und mir würden unsere abendlichen Kabbeleien fehlen und die tiefsinnigen Gespräche wie jenes über ein eventuelles Leben auf der Venus und die Möglichkeiten einer Kommunikation mit den Venusianern. Immerhin hatten wir schon einen Kontakt mit der NASA ins Auge gefasst!
Und dann war sie wirklich weg. Einfach so! Nicht mal hinterher winken konnte ich, zum einen wegen dieser albernen Höhenangst, und zweitens, weil der Balkon an der Rückseite vom Hotel hing und nicht zur Straße hinaus.
Für den Speisesaal war es zu früh, Steffi und Hannes schliefen bestimmt noch, aber ich könnte mich vielleicht dem Jogger anschließen, der im Garten seine Runden drehte; mal tauchte er links vom Pool auf und dann wieder rechts, nur hatte ich ausgerechnet für
diese
Sportart noch nie was übrig; die meisten Jogger sehen beim Laufen auch immer so verbissen aus!
Also fing ich mit Kofferpacken an, irgendwas muss man schließlich tun, und wenn ich genug Zeit zum Suchen habe, würde ich wenigstens nicht wieder was liegen lassen. Zwar gibt es auf jeder Malediven-Insel einen Shop, und dort bekommt man auch alles Notwendige, nur gehen die Meinungen über das, was notwendig ist und was nicht, zwischen Ladenbesitzer und Gast häufig auseinander. Ich zum Beispiel habe noch nie den ganzen Sonnenöl- und After-Sun-Kram zu Hause vergessen oder das, und was man sonst noch an Kosmetika braucht, nehme auch meine Badeanzüge mit und ausreichend Garderobe, doch nach einem feucht-fröhlichen Abend auf der Insel stellte ich morgens fest, dass ich Aspirin vergessen hatte. Der Shop macht zwar erst um zehn Uhr auf, egal, sooo schlimm ist der Kater nun doch nicht, aber vier Minuten nach zehn wusste ich, dass es im Laden kein Aspirin gibt. Dafür jedoch meterlange Stangen voller Freizeithemden mit Palmen drauf und T-Shirts mit einem Querschnitt durch die maritime Tierwelt; ich hätte Sonnenmilch von fünf verschiedenen Herstellern bekommen können und drei Dutzend unterschiedliche Ansichtskarten, Badeanzüge vom Minibikini bis zu Größe XXL , auch an Shampoo herrscht kein Mangel, sogar Pampers gibt es, Zahnpasta und Sonnenhüte, aber wegen einer Kopfschmerztablette soll ich besser mal an der Tauchbasis fragen, die hätten meistens welche.
Als das Telefon klingelte und Stefanie sich startbereit für den Speisesaal meldete, hatte ich meinen Koffer tatsächlich bis auf die letzten paar Kleinigkeiten fertig gepackt.
»Du hast es also wirklich geschafft?«, begrüßte sie mich vor dem Lift.
»Was geschafft?«
»Susanne nicht nur früh genug aus dem Bett zu kriegen, sondern auch noch pünktlich ins Taxi zu setzen.«
»Mit den drei Ws hat es ganz gut geklappt, und weil sie nicht wieder zurückgekommen ist, nehme ich an, dass sie auch ihr Taxi gefunden hat.«
»Das findet sie immer!«, bestätigte Steffi. »Sogar dort, wo es normalerweise keins gibt. Im Mannheimer Industriegebiet zum Beispiel oder vorm Kino eine halbe Stunde nach Schluss der Spätvorstellung! Was sind übrigens die drei Ws?«
»Wasser wirkt Wunder. Das hat doch schon Pastor Kneipp gewusst.« Und während wir immer noch auf den Lift warteten, der offenbar zwischen dem Japaner-Stockwerk (neunzehnte Etage) und der Aussichtsplattform (einundzwanzigste Etage) pendelte, schilderte ich Stefanie meine frühmorgendlichen Aktivitäten. »Das Bett ist dabei ziemlich nass geworden«, fiel mir noch ein, »hoffentlich zieht das Zimmermädchen daraus keine falschen Schlüsse!«
Dann kam endlich der Lift und brachte uns nach unten.
»Es wird Zeit, diese gastliche Stätte zu verlassen«, meinte Steffi nach einem Blick auf das Frühstücksbuffet, »das Obst wird allmählich welk!«
Natürlich war das übertrieben, obwohl die Pflaumen
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