Geht's noch?
müssen, aber ich bin der Klient, und der Klient hatte immer recht«, meinte Roper zu Amy, bevor er sich zu Yank wandte. »Sag du ihr, dass ich recht habe.«
Yank fuhr sich mit der Hand durch sein struppiges Haar und stöhnte. »Wir sprechen später miteinander,
meine Kleine«, sagte Yank, zog an Noodles Leine und die beiden verließen den Raum.
Jetzt waren sie allein. Diesen Kampf hatte Roper gewonnen, aber er machte sich nichts vor. Die Schlacht hatte er damit noch lange nicht für sich entschieden.
Amy hämmerte das Herz so schnell in Brust und Schädel, dass beides ihr gleich zu platzen drohte. »Wie kannst du dich unterstehen?« Sie sah Roper in die Augen und stieß ihm den Zeigefinger fest gegen die Brust. »Das ist mein Büro. Wie kommst du dazu, hier hereinzuplatzen und die Leute herumzukommandieren?«
Selbst wenn es einen schamlos verräterischen Teil in ihr gab, der sich freute, ihn zu sehen. Seit ihrer Rückkehr vor einer Woche rang sie mit ihren innersten Gefühlen und Empfindungen, denn ihr rationelles Ich wusste genau, dass eine Beziehung zwischen Roper und ihr nur Ärger bedeuten konnte. Aber wenn sie ihn jetzt so ansah, fiel es schwer, sich daran zu erinnern, warum.
»Nun beruhige dich erst einmal und hör mich an.«
Sie atmete tief ein und ebenso tief wieder aus. »Also? «, fragte sie, und ihre Stimme klang bewusst eisig.
Er schüttelte seinen Kopf und lachte. »Leicht machst du es einem nicht.«
Sie entschied sich dafür zu schweigen.
»Wir sind uns da oben in der Lodge nähergekommen«, sagte er in seiner verführerischsten Stimme.
Sie schluckte schwer.
Er trat näher. Sie wich zurück. Er machte einen
weiteren Schritt nach vorn. Sie wich erneut zurück. Der stumme Tanz wiederholte sich, bis sie gegen den Heizkörper am Fenster stieß und er sie in die Enge getrieben hatte.
Genau wie er es im Wintergarten getan hatte. Bilder von damals tauchten auf, und eine Hitzewelle durchströmte sie.
»Sehr nahe«, sagte er, als er einen letzten Schritt machte und seine Oberschenkel ihre berührten. »Erinnerst du dich?« Er strich ihr mit der Hand über die Wange.
»Es ist vorbei«, sagte sie mit brüchiger Stimme. Verflucht, sie hasste diese Wirkung, die er auf sie ausübte. Bei so viel Sehnen und Verlangen war es schwierig, ihre Argumente überzeugend darzustellen.
»In Wahrheit fängt es erst an.« Sein Augen bohrten sich in ihre, während seine Fingerspitzen über ihr Gesicht, ihr Wange und ihren Hals fuhren. »Ich liebe dich, Amy.«
Sie hatte ihn gewiss nicht richtig verstanden, obwohl sich in ihrem Innern alles in flüssige, geschmolzene Hitze verwandelte und ihre Brust von dem sehnlichen Wunsch nach mehr erfüllt wurde. »Du …«
Er nickte mit dem Kopf. »Ich liebe ich, und ich glaube, du liebst mich auch.«
Oh, mein Gott. Oh, mein Gott. Die Worte, die Empfindung, das Gefühl. Wie lange schon hatte sie von dem Tag geträumt, an dem ihr der Mann, den sie liebt, gestehen würde, dass er genauso empfindet.
Und sie liebte Roper . Tief in ihrem Innersten wusste sie es und hatte es schon eine ganze Weile gewusst, obwohl ihr das Leugnen und Verdrängen mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen waren.
»Sag es mir, Amy«, hauchte er, und seine Lippen waren nur wenige Zentimeter von ihren entfernt.
Der sinnliche Duft seines Parfüms stieg ihr in die Nase, ließ sie schwach werden, und nur zu gerne hätte sie sich von diesem Traum fortreißen lassen. Aber sie konnte nicht.
Weil es nichts anderes als ein Traumgebilde war.
»Ich kann nicht.«
»Du willst nicht. Weil du dich fürchtest. Das kann ich verstehen. Ich habe diese Worte noch zu keiner anderen Frau in meinem Leben gesagt. Aber wir beide können es schaffen.« Er sprach leise und beschwörend.
Sie atmete tief durch und beruhigte ihre Nerven. Sie rief sich all die Gründe in Erinnerung, deretwegen sie aus dem Gästehaus verschwunden und zu ihm anschließend auf Distanz gegangen war. »Wir können nicht. Ich hatte dir alle Voraussetzungen gegeben, dein Leben in Ordnung zu bringen. Ich habe dich an einen anderen Ort gebracht, habe dir gezeigt, wie vorteilhaft es ist, wenn du ganz auf dich und deine Karriere konzentriert bist, und sobald dir zum ersten Mal einen Entscheidung abverlangt wird, unterwirfst du dich lieber wieder den Familienbedürfnissen.«
»Lass mich doch erklären.«
»Gleich. Erst muss ich das noch zu Ende führen. Solange du nicht in der Lage bist, diese Trennung zwischen dir und deiner Familie dauerhaft so
Weitere Kostenlose Bücher