Geht's noch?
weiter zu sagen.
Mit schwerem Herzen wandte er sich zum Gehen.
Und sie hielt ihn nicht auf, als er durch die Tür und aus ihrem Leben verschwand.
Amy machte früh Feierabend. Sie war heute nicht in der Stimmung, andere Leute zu treffen. Wegen dieser Fotos, die kursierten, konnte sie niemandem mehr offen in die Augen blicken, und zu allem Übel hatte sie auch noch den Mann verloren, den sie liebte. Genauer gesagt, hatte sie ihn aus der Tür gehen lassen, ohne
ihm auch nur Auf Wiedersehen zu sagen, nur weil sie davon überzeugt war, keine weiteren Skandale oder traumatischen Erlebnisse in ihrem Leben mehr ertragen zu können.
Sie fühlte sich ausgebrannt, und womit sie bei ihrer Heimkehr am wenigsten gerechnet hatte, war, ihre Mutter und ihre Tante dort anzutreffen, die in ihrer Küche mächtig herumwerkelten. Die Szene erinnerte sie an ihre Kindheit. Große Essen, Familientafeln. Ein angenehmes Gefühl der Geborgenheit umfing sie. Vielleicht war dies ja genau, was sie jetzt brauchte. Sich in den wohligen Schutz des eigenen Heims und der Familie zurückzuziehen ohne Störungen durch die Außenwelt. Schließlich hat es funktioniert, als sie noch in der Seniorenanlage gewohnt hatte. Womöglich funktionierte es ja auch jetzt und half ihr, den Schmerz zu vergessen, den der Verlust von Roper bedeutete.
»Hi«, sagte Amy und machte sich bemerkbar.
»Ach, du bist schon zu Hause«, sagte ihre Mutter. Sie wischte sich ihre Hände an einem Küchentuch ab und durchquerte den Raum, um Amy in die Arme zu schließen. »Deine Tante und ich sind gerade dabei, etwas zum Abendessen zu machen. Wir dachten, du könntest ein wenig heimische Küche und ein paar Aufmunterungen gebrauchen. Ich meine, nach diesen furchtbaren Fotos und deinem törichten Entschluss, mit Roper Schluss zu machen, waren wir der Meinung, du hättest deine Familie gerne um dich.«
»Woher wisst ihr denn schon wieder, dass ich mit
Roper Schluss gemacht habe?« Immerhin war es erst vor wenigen Stunden geschehen.
»Er rief an und sagte, dass du uns vielleicht brauchen könntest und schlug uns vor herzukommen. Natürlich haben wir ihn bedrängt, uns den Grund zu verraten, und als wir ihn herausfanden, wussten wir wirklich nicht, was du dir dabei gedacht hast!«, erklärte ihre Mutter.
»Ich bin froh, dass ihr hier seid.« Aber sie hatte keine Lust, mit ihnen darüber zu sprechen, inwiefern die Entschlüsse, die sie in ihrem Privatleben traf, immer der Weisheit letzter Schluss waren. »Heimische Küche klingt gut. Ich zieh mir nur rasch etwas Legeres an und bin dann gleich zurück.«
»Ähhh … wie leger denn?«, fragte ihre Tante.
Amy kniff die Augen zusammen. »Warum?«
»Wir erwarten einen Gast zum Abendessen«, sagte ihre Mutter.
»Wen?«, fragte Amy brüsk. Sollten sie Roper eingeladen haben, würde sie die beiden für diese Einmischung erwürgen.
»Während wir für dich kochten, klingelte das Telefon und wir sind rangegangen. Es war ein Herr, der sagte, dass er gerne deine Seite dieser Geschichte mit den Fotos im Internet hören würde«, erzählte ihre Mutter.
»Und da hast du ihn einfach so zum Abendessen eingeladen? «, fragte Amy bestürzt, wenn auch keineswegs überrascht.
»Na, aber natürlich!« Ihre Tante winkte von der anderen
Seite des Zimmers mit einem Kochlöffel. »Du weißt doch, wir sind gut erzogen. Außerdem hat uns der Herr erklärt, dass du jemand brauchst, der auf deiner Seite steht, und dafür wäre er der ideale Mann.«
Amy rieb sich ihre brennenden Augen. »Hat dieser Herr vielleicht auch einen Namen?«
»Frank Buckley von ESports«, sagte ihre Mutter. »Amy, bist du mal so gut und holst den Wein, den wir in den Kühlschrank gelegt haben?«
Amy blickte zur Decke, zählte bis zehn und wieder zurück, aber die Wahrheit ließ sich nicht verleugnen. Roper hatte recht gehabt. Ihm hatte sie zwar geholfen, sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen und das Verhältnis zu seiner Familie zu klären, aber für sich selbst war sie dazu nicht in der Lage gewesen. Und als Folge davon würde sie hier gleich zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Tante über Pornoaufnahmen von ihr ausgerechnet mit jenem Reporter reden, der Roper am meisten hasste.
Sie musste die Zügel in die Hand nehmen und zwar sofort. Bevor ihr neues Leben hier in New York bis zur Unkenntlichkeit zerstört wurde.
»Hört mal, wir müssen miteinander reden.«
Ihre Mutter nickte. »Und das werden wir. Aber erst, wenn du dich noch umziehen willst, unser Gast wird nicht
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