Geht's noch?
hielt. Sie stellte ihn auf den Tisch, öffnete ihn und Amy erkannte sofort den Schriftzug von Buckleys Blog oben auf der Seite.
Im Raum herrschte gebanntes Schweigen, da jeder offenbar mit etwas äußerst Gravierendem rechnete. Amy war noch nie in ihrem Leben so speiübel gewesen.
»Bereit?«, fragte Frannie.
»Soweit das möglich ist«, murmelte Amy.
Sie ließ das Bild nach unten rollen, bis sie die neueste Schlagzeile lesen konnte. Roper offenbart alles . Panik kroch ihren Hals hinauf, während sie sich auf die Worte zu konzentrieren versuchte. Vergeblich bemühte
sie sich etwas zu verstehen, bis sie ihren eigenen Namen sah, der neben Ropers stand.
Ein besonders hervorgehobener Link versprach »Sattsehen«.
Amy klickte darauf.
Sie sah hin.
Und wünschte sich sofort, sie hätte es nicht getan.
Ihre Hände begannen zu schwitzen, denn irgendwie waren dort im Internet Fotos von Amy und Roper zu sehen – Nacktfotos.
Fotos beim Sex.
Sie befahl sich selbst zu atmen. Ein. Aus. Ein. Aus.
Denken.
Sie schielte über ihre Augenlider und sah erneut hin. Aufgrund der völlig verrückten Stellung der Körper auf dem Bildschirm musste Amy den Kopf zur Seite neigen, um besser sehen zu können.
»Wann hast du dir denn ein Tattoo machen lassen?«, fragte Onkel Spencer hinter ihnen.
»Hab ich gar nicht!«, schrie sie auf und sprang von ihrem Sitz, um dem plötzlich erdrückenden Gefühl von Enge zu entfliehen, und hätte dabei fast alle hinter ihr Stehenden umgeworfen.
»Reg dich nicht auf«, sagte Micki und packte ihr Handgelenk. »Sie sind offensichtlich gefälscht, also beruhige dich. Wir werden uns etwas überlegen.«
Alle um sie herum begannen zu reden, aber sie hörte nur das Klingeln in ihren Ohren. Es spielte keine Rolle, dass der Körper auf dem Bildschirm nicht wirklich
ihrer war. Es war ihr Gesicht. Und keiner, der dieses Foto sah, würde wissen oder sich dafür interessieren, dass es sich nicht wirklich um Amy und Roper handelte.
Sie verstand etwas vom Geschäft. Wie etwas wahrgenommen wurde, war alles, und ihr gesamtes Leben war damit zerstört. Ihre Beziehung zu Roper hatte es ermöglicht, dass man sich in brutalster und erniedrigendster Weise an ihr verging, und sie konnte nichts dagegen unternehmen.
Tränen schossen ihr in die Augen, und ohnmächtige Wut erfüllte sie. Schon einmal hatte sie dieses Gefühl empfunden, und Erinnerungen an das Foto von ihrer Mutter als Lady Godiva stürmten auf sie ein. Ein Fotograf hatte damals Amy erwischt, wie sie an der Seite von Rose die Polizeiwache verlassen hatte. Mitgefangen, mitgehangen – allein die Verbindung zu ihrer Mutter hatte genügt, sie in den Augen ihres Arbeitgebers untragbar werden zu lassen und sie in der Nachbarschaft zur Witzfigur zu machen. Sie war von sich selbst enttäuscht gewesen, noch stärker jedoch glaubte sie die Enttäuschung ihres Vaters zu spüren. Bewältigt hatte sie die Situation damals, indem sie sich noch tiefer in die Welt ihrer Mutter zurückzog und den beiden, so gut es ging, dabei half, ihr Verhalten zu mäßigen. Solange Außenstehende sie nicht beurteilten, machte ihr das Stück Verrücktheit in ihrem Leben nichts aus.
Hier in New York jedoch konnte sie sich nicht auf
dieselbe Weise verstecken, und auf gar keinen Fall wollte sie so als Schlagzeilenstoff dienen. Sie hatte sich nicht darum bemüht, im Licht der Öffentlichkeit zu stehen, und sie war auch jetzt nicht daran interessiert.
Der Preis war ihr viel zu hoch.
Sie riss sich von Micki los, von ihrem Onkel und allen anderen, die ihren Namen riefen, und machte sich auf den Weg zu dem einzigen Menschen, an dem sie jetzt ihren Ärger auslassen konnte. Derjenige, der ihr diesen Mist, vorsätzlich oder nicht, eingebrockt hatte.
Zu ihrer Überraschung musste Amy gar nicht weit gehen, um Roper zu finden. Er wartete bereits in ihrem Büro.
Roper hatte genügend Anrufe und E-Mails wegen der Internetfotos erhalten, um zu wissen, dass er Amy besser rasch aufsuchen sollte, bevor sie Zeit hatte, ihre Wut und ihre emotionale Schutzmauer ihm gegenüber zu stark anwachsen zu lassen.
Sie platzte mit viel Schwung in den Raum und blieb wie erstarrt stehen, so verdutzt war sie, ihn hier anzutreffen. Sie war für einen Tag im Büro angezogen, trug Hosen und einen Blazer, wirkte zugleich professionell und flott.
Wie immer begann sein Herz bei ihrem Anblick schneller zu schlagen. Er hatte mittlerweile seine Gefühle für sie akzeptiert.
Sie nicht.
Er war glücklich darüber.
Sie
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