Geht's noch?
Kerl zu sein, stellt sich also eher die Frage, warum du dich so vehement gegen ihn wehrst.«
»Das ist doch klar«, sagte Amy, als seine Mutter schwieg. »Weil er so überwältigend wirkt. Dieser Mann hat das Aussehen eines Sean Connery, das Charisma eines Jack Nicholson und die Beharrlichkeit eines Pitbullterriers. Das ist erdrückend.« Sie fächerte sich mit der Hand Luft zu.
Cassandra sah Amy in die Augen, und ein unergründbares Verständnis zwischen den beiden Frauen blitzte auf. Ein Phänomen, das Roper um alles in der Welt nicht zu fassen vermochte. »Frauen«, murmelte er nur.
»Nun gesteh doch deiner Mutter einfach ein wenig Ruhe zu«, sagte Amy und legte ihre Hand auf seinen Arm. »Man sieht doch, dass sie etwas Zeit braucht, um sich auf Harrisons Drängen einzustellen.«
»Genau«, sagte seine Mutter und verschränkte die Arme vor der Brust. »Gesteh mir ein wenig Ruhe zu, John.« Sie wandte sich an ihren anderen Sohn. »Und
du auch, Benjamin. Hör auf, dir so einen Spaß daraus zu machen. Ihr seid beide dabei, Harrison zu ermutigen, und das ist eine Sache, die ich weder brauche noch wünsche, und für die ich auch nicht dankbar bin.«
Roper sah seine Chance und griff zu. »Wenn ich dich in Ruhe lasse, versprichst du mir dann, dir das mit der Rolle zu überlegen, die Harrison dir anbietet?« Er fand anständige Tauschgeschäfte eine überzeugende Sache, und das Angebot an seine Mutter schien ihm fair.
Sie öffnete den Mund, um zu antworten, als Harrison zurückkehrte.
Roper zeigte immerhin so viel Rücksichtnahme, sie nicht weiter zu einer Entscheidung zu drängen. Er würde es aber auf jeden Fall später noch einmal mit ihr besprechen.
»Entschuldigt bitte die Störung«, sagte Harrison und nahm wieder auf seinem Stuhl Platz.
»Alles in Ordnung mit Ihrer Tochter«, erkundigte sich Amy.
Er nickte. »Sie steckt gerade mitten in einer hässlichen Scheidung und wollte in einer Frage meinen Rat.«
»Tut mir leid«, sagte Cassandra. »Das ist bestimmt nicht einfach für sie.« Ihr mitfühlender Ton verwunderte Roper.
»Ist es auch nicht. Sie ist studierte Betriebswirtin und verdient mehr als ihr Ehemann, den sie unterstützte, während er sich als Drehbuchautor durchzusetzen versuchte. Jetzt verlangt er die Scheidung, Unterhalt für sich, für das Kind und das alleinige
Sorgerecht. Der Mann hätte nicht einmal den kleinen Finger meiner Tochter verdient«, sagte er erregt über das Schicksal seines Kindes und räusperte er sich. »Aber hab vielen Dank für deine Teilnahme.« Harrison legte seine Hand über die von Cassandra, was sie erneut in hektische Betriebsamkeit brachte.
Beim Anblick seiner normalerweise so beherrschten Mutter, wie sie hier unter der Aufmerksamkeit eines Mannes nervös herumzappelte, konnte Roper nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken.
Eine halbe Stunde später hatten sie ihren Nachtisch und Kaffee beendet. Als Roper um die Rechnung bat, erfuhr er, dass Harrison offensichtlich während seines Telefonats bereits dafür gesorgt hatte, den gesamten Betrag zu begleichen. Roper dankte dem Mann. Er machte sich allerdings nicht viel Gedanken darüber, da er das sichere Gefühl hatte, dass noch einige Essen und damit andere Gelegenheiten sich zu revanchieren für Roper folgen würden.
Harrison machte auf ihn nicht den Eindruck eines Mannes, der schnell aufgab.
Sie traten gemeinsam auf die Straße hinaus. Roper hatte Amys Arm ergriffen, um zu verhindern, dass sie sich ein Taxi nehmen und verschwinden würde, bevor er mit ihr allein hatte reden können.
Aber es gelang ihm trotzdem, seinen Bruder abzufangen, als sie den Bürgersteig erreichten. »Bleib doch noch einen Moment, ich möchte gerne etwas Wichtiges mit dir besprechen, okay?«, fragte er.
Ben erwiderte nichts.
»Es ist zu deinem Vorteil, also mach dich locker«, fügte Roper leise an.
»Vielen Dank für den schönen Abend«, sagte Amy zu dem Regisseur, wahrscheinlich um die allgemeine Aufmerksamkeit von Roper und Ben abzulenken.
»War mir ein Vergnügen. Ich freue mich, die Menschen kennengelernt zu haben, die Cassie besonders nahestehen. Vielleicht können beim nächsten Mal ja auch Sabrina und Kevin dabei sein«, sagte er.
»Sabrina wird das ganz sicher mit eigenen Augen sehen wollen«, erklärte Ben.
Cassandra warf sich ihren Pashmina-Schal um die Schultern. »Ich glaube, Harrison wird schon längst zurück in L.A. sein, bevor wir uns alle auf einen neuen Termin einigen können«, sagte sie.
»Da glaubst du
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