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Geht's noch?

Geht's noch?

Titel: Geht's noch? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Phillips
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ja?«, vergewisserte sich der Kellner bei Harrison und Cassandra, während er die kleinformatigen Karten einsammelte.

    Zu Ropers Überraschung stimmte seine Mutter zu. »Ja, bitte«, sagte sie mit einem offenkundig gekünstelten Seufzer.
    Sie hatte dem Regisseur gegenüber nachgegeben. Dabei spielte es überhaupt keine Rolle, dass es um etwas so Nebensächliches wie einen Nachtisch ging. Cassandra hatte nachgegeben. Jetzt, da er ihre Beziehung zu Harrison Smith aus erster Hand erlebt hatte, verstand Roper, warum ihre Mutter so verunsichert herumlief.
    Der Mann war Cassandras Schauspielerlaunen gegenüber unempfänglich und kümmerte sich um ihren Unsinn einfach nicht. Außerdem kannte er sie offenbar wesentlich besser und womöglich sogar intimer, als es ursprünglich den Eindruck gemacht hatte. Nur weil Ben die brisante Frage zur Unzeit gestellt hatte, bedeutete dies noch lange nicht, dass er mit seiner Vermutung schieflag. Roper verspürte gar nicht den Wunsch oder das Bedürfnis, alles über seine Mutter zu wissen, aber es war unverkennbar, dass es zwischen den beiden um mehr ging als nur um eine Rolle.
    Sobald der Kellner verschwunden war, beugte sich Ben, die Ellbogen auf den Tisch gestemmt, nach vorn und fragte: »Ihr beide hatte also mal was miteinander? «
    »Hat Ihnen denn Ihre Mutter nie etwas erzählt?«, fragte Harrison zurück.
    Cassandra krümmte sich unübersehbar auf ihrem Stuhl.

    Ben schüttelte seinen Kopf. »Nein, Mom lässt uns im Dunkeln tappen.«
    Roper entschied sich dafür, seine Sichtweise anzufügen. »Ehrlich gesagt, dachte ich, Sie wollten sie wegen ihrer früheren Filmarbeiten für eine Rolle in Ihrer Pilotsendung verpflichten«, erklärte er.
    »Das ist auch einer der Gründe. Ihre Mutter besitzt große Fähigkeiten. Aber wir kennen uns darüber hinaus noch aus unseren harten Lehrjahren als brotlose Künstler. Weißt du noch, Cassie?«
    Roper hätte sich fast an seinem Wasser verschluckt.
    »Cassandra«, verbesserte sie ihn und fiel dabei wieder in ihren überheblichen Tonfall.
    »Cassie!« Ben lachte laut auf. »Das ist ja wirklich der Hammer.« Er grinste und genoss die Verlegenheit seiner Mutter.
    Roper tat dies nicht. Ihn verwirrte das Kräftespiel um ihn herum, und er machte sich Sorgen, ob seine Mutter in der Lage sein würde, mit Harrison fertigzuwerden. Andererseits wusste Harrison ausgezeichnet mit seiner Mutter umzugehen, und schon allein aus diesem Grunde wurde Roper der Mann immer sympathischer.
    Sein Blick wanderte zur neben ihm sitzenden Amy, die während des Essen weitgehend still geblieben war und ebenso wie Roper das Verhalten der anderen beobachtet hatte. Das hieß jedoch keineswegs, dass ihm ihre Nähe nicht die ganze Zeit über höchst eindringlich bewusst gewesen wäre. Sie roch hervorragend,
und der Duft ihres Parfüms erinnerte ihn unaufdringlich, aber beständig an ihre reizvolle Ausstrahlung.
    »Es heißt nicht Cassie, Benjamin, und das weißt du genau«, erklärte Cassandra schließlich. »Also halt dich dran.«
    Harrison grinste. »Für mich war sie immer Cassie.« Er sah auf sein Handy und blickte wieder auf. »Entschuldigt mich bitte für einen Moment. Es ist meine Tochter, und sie würde nicht anrufen, wenn es nicht wichtig wäre.«
    Roper nickte. Ihm kamen ein oder zwei Minuten mit seiner Mutter ohne die dominante Persönlichkeit des Mannes durchaus gelegen.
    »Na, na, na«, meinte Ben und beugte sich vor, um die Aufmerksamkeit seiner umherblickenden Mutter zu erregen. »Du hast also Geheimnisse vor uns.«
    »Nicht wirklich. Wir kannten uns seinerzeit. Was ist schon dabei?«
    »Immerhin erinnert sich der Mann daran, was Ihr Lieblingsdessert ist. Das lässt doch keine Frau völlig unbeeindruckt«, schaltete sich nun auch Amy ins Gespräch ein und bestätigte Roper mit ihrer Bemerkung, dass seine eigenen Beobachtungen wohl zutrafen.
    Cassandra winkte ab. »Er hat nur ein gutes Gedächtnis. «
    »Okay, Cassie , ganz wie du meinst.« Ben leerte seinen Drink.
    Roper würde es seinem Bruder zwar nie eingestehen, aber in diesem Punkt hatte er recht. Niemand
hatte ihre Mutter jemals mit solch einem verkürzten Kosenamen angesprochen. Nicht einer.
    Seine Mutter errötete.
    Dieses Abendessen ist tatsächlich eine unterhaltsame und aufschlussreiche Angelegenheit geworden, dachte Roper. »Also gut, ihr beide hattet anscheinend mal was miteinander, und jetzt zeigt er offenkundig wieder Interesse. Daran ist ja nichts Schlimmes. Er scheint doch ein recht anständiger

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