Geht's noch?
Angsteinflößendes hab ich ja noch nie gehört. Der Kerl ist doch durchgeknallt!«
»Es ist ein Fan, denk dran. Kümmer dich einfach nicht darum.«
»Ich weiß noch, dass Onkel Spencer mir mal erzählt hat, wie eine Tennisspielerin während eines Turniermatchs mit einem Messer angegriffen wurde. Das kannst du doch nicht so einfach abtun. Hast du es der Polizei gemeldet?«
Er verdrehte die Augen. »Na, das wäre ja wohl etwas überzogen.«
Sie starrte ihn finster an. »Und wie wäre es mit jemandem bei Hot Zone? Hast du Yank von der Bobbleheadfigur oder von dem Päckchen heute erzählt? Natürlich nicht«, nahm sie ihm die Antwort gleich ab.
»Da du die Antwort schon kennst, kann ich sie mir ja sparen«, sagte er lachend.
Sie ließ sich von seinem Ablenkungsversuch gar nicht erst beirren. »Morgen Früh werde ich als Erstes dafür sorgen, dass deine Post künftig komplett über Hot Zone läuft. Deine Geschäftspost und alle unproblematischen Sachen bekommst du dann, so schnell es geht, von uns zugeschickt.«
Er senkte seinen Kopf. »In Ordnung.«
Von seinem raschen Einverständnis überrascht, meinte sie nur: »Oh.«
»Na, schließlich ziehe ich keinen Lustgewinn daraus, so malträtiert zu werden. Ich hätte das eigentlich sofort machen sollen. Allerdings ist es mehr eine psychologische Belastung als eine reelle Gefahr. Jedenfalls, vielen Dank. Eine gute Idee.«
»Gern geschehen.« Sie atmete kräftig aus.
»Wie wär’s, wenn wir jetzt einfach zum Essen gehen? «, fragte er.
»Klingt gut.« Auf dem vor ihr liegenden Arbeitsprogramm stand jedoch nicht allein das Dinner.
Es waren also nicht nur die Ansprüche seiner Familie, die ihm zu schaffen machten. Ihm saß zudem dieser geistesgestörte Fan im Nacken, dessen sogenannte Geschenke immer bizarrere Formen annahmen. Amy wollte verhindern, dass daraus eine Gefahr erwuchs. Unter diesen Umständen war sie mehr denn je von der Notwendigkeit überzeugt, Roper aus der Stadt bringen zu müssen.
Mit oder ohne seine Einwilligung.
Dafür dass auch Ben sich zu einer Teilnahme herabgelassen hatte, war das Abendessen überraschend angenehm verlaufen, dachte Roper. Es war weder über die TV-Pilotsendung gesprochen worden, an der sich seine Mutter standhaft mitzuwirken weigerte, noch über Ropers Karriereknick. Stattdessen hatte Harrison Smith den Ton angegeben und sich darum bemüht, Roper, Amy und Ben kennenzulernen, während er die am Tisch sitzende Diva gleichsam ignorierte. Am Ende des Essens schmollte Cassandra prompt, was Roper zeigte, dass der Mann seine Mutter ausgesprochen geschickt zu nehmen verstand. Sie behauptete zwar, keine Aufmerksamkeit zu wünschen, ignoriert wollte sie aber auch nicht werden.
Stumm zollte Roper der Fähigkeit des Mannes Beifall, die harte Schale seiner Mutter zu durchdringen. Solange Roper zurückdenken konnte, war das keinem anderen Mann gelungen.
Harrison unterhielt sich mit dem Kellner, dem er seine Nachtischwünsche auftrug. »Die Dame und ich nehmen beide Crème Brûlée«, erklärte er und legte seine Hand über die von Cassandra.
Cassandra zog ihre Hand unter seiner heraus. »Ich hätte lieber das Sorbet Tropical. Ich muss auf meine Linie achten«, sagte sie und beteiligte sich zum ersten Mal an diesem Abend an der Unterhaltung.
Harrison schnaubte. »Sie nimmt die Crème Brûlée.« Er legte seine Hand auf die Rückenlehne ihres Stuhls und beugte sich zu ihr. »Oder willst du wirklich auf deinen Lieblingsnachtisch verzichten, nur um mir eins auszuwischen?«
Cassandra rümpfte die Nase, erwiderte aber nichts.
»Weißt du noch, wie wir uns damals auf der Filmhochschule nur ein Dessert leisten konnten und wir uns deshalb einmal in der Woche eins geteilt haben?« fragte der Mann sie.
»Sie beide kannten sich auf der Filmhochschule?« Bekam er denn überhaupt nichts mit, wunderte sich Roper. Und was verheimlichte ihnen ihre Mutter noch alles?
»Mom, du verschweigst uns etwas«, sagte Ben. »Lief etwa seinerzeit was zwischen dir und dem Herrn Regisseur hier?«, fragte er amüsiert.
»Vielleicht möchte sie bei Tisch ja nicht über persönliche Dinge sprechen«, meinte Roper zu seinem Bruder.
Der Kellner räusperte sich hörbar. »Möchte noch jemand etwas bestellen?«
»Ich nehme einen koffeinfreien Cappuccino«, meldete sich Amy, wahrscheinlich um einen sich abzeichnenden Streit zwischen den Brüdern zu verhindern.
»Espresso«, sagte Roper.
»Einen normalen Kaffee«, sagte Ben.
»Und zwei Crème Brûlées,
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