Geier (German Edition)
raus damit – was habe ich verbrochen?“ Lieber mit der Tür ins Haus als dass das Haus auf einen fällt.
„Nichts...“ wunderte sich Misty, und Winston guckte nur.
„Dann könnt ihr ja so tun, als seien wir dicke Freunde. So wie ihr gestern getan habt, und letzte Woche. Braucht mich nicht für dämlich halten. Irgendwas stinkt euch, und ich will wissen, was.“ Ich wurde jetzt richtig pampig. Nicht mit mir, mein Lieber!
Winston nahm die drei Meter zwischen sich und mir in zwei Schritten. So schnell hat mir noch nie jemand ans Hemd gegriffen und an sich gezogen. Wie im Comic hing ich unter seiner Nase.
„Wenn du drauf bestehst – du störst im Moment. Bist ein netter Mensch, aber gerade jetzt können wir dich nicht brauchen. Und Misty hat mir erzählt, wie du dich anstellst. Willst nur nehmen, aber wenn sie dich mal braucht, bist du ganz schnell weg, was? Ich hätte dir ja eines aufs Maul gehauen, aber sie war dagegen. Leider.“ Er schaute mich angeekelt an und ließ mich plumpsen.
Als ich den Mund aufmachte, um höflich zu fragen, was ich denn gemacht habe, griff er wieder nach mir. Ich klappte den Mund zu und floh durch die Küchentür.
Scheiße! Fehlt mir gerade. Eine Hysterische und ein Schläger. Ich war mir keiner Schuld bewusst, hatte nicht die geringste Ahnung, was Winston meinte, und konnte mich nicht verteidigen. Scheißlage. Auf dem Weg nach draußen schnappte ich meine Jacke vom Kleiderhaken und zog sie über.
Die drei Hübschen saßen noch immer beim Kartenspiel und schauten zu mir herüber. Ich stellte mich hinter die Blonde, linste ihr in den Ausschnitt und grüßte freundlich. Zwei nickten höflich, die Mexikanerin stand auf und winkte mir, ihr zu folgen. Sie drehte sich am Wohnwagen um und wartete, bis ich bei ihr war. Dann legte sie ihre Hand auf meine Schulter, zog mich noch näher an sich heran und flüsterte mir ins Ohr.
„Gestern Abend, nach der Vorstellung, habe ich noch jemanden mit zu mir genommen. Aber der wollte keinen Quickie, sondern fing an, mich nach dir auszufragen. Ob ich dich kennen würde, und ob du schon mal hier gewesen bist. Wollte wissen, was Misty für einen neuen Freund hat. Weiß ich doch nicht, habe ich ihm gesagt. Der kennt dich gut, habe ich den Eindruck. Ein junger Typ, um die fünfundzwanzig, hübsch und viel besser angezogen als unsere sonstigen Gäste. Ich habe aber bei dem ein komisches Gefühl gehabt und gesagt, ich kenne dich nicht. Keine Ahnung, ob er´s glaubt. Er hat mir eine Telefonnummer dagelassen, die ich anrufen soll, wenn du hier auftauchst. Und falls du der bist, den er meint, gibt´s einen Tausender auf die Hand.“ Sie rieb ihre Handfläche und lächelte erwartungsfroh. Ich schwitzte, was das Zeug hielt. „Hast du´s Winston schon gesagt?“
„Ja, vorhin. Der sagt, ich soll es für mich behalten, aber dich hat er dabei ja sicher nicht gemeint.“
Nee, dachte ich auch nicht. Und ich würde mich drum kümmern, dass sie nicht zu kurz kommt. Das freute sie nun ungemein. „Falls ich mal für dich was tun kann.....“ deutete sie vage feuchte Freuden an. Ich dankte herzlich.
Das war´s also. Die beiden hatten Muffe, dass es mit mir auch ihnen an den Kragen geht. Verstehe ich. Also marschierte ich wieder ins Haus.
„Hat sie dir gesagt, was los ist?“ Misty saß mit Winston am Tisch und trank Whiskey. Habe ich sie noch nie trinken sehen. Ich holte mir ein Bier und setzte mich dazu.
„Hat sie. Deshalb seid ihr zwei plötzlich aus Eis, was?“
„Na ja, zu meinem Ärger jetzt noch das – das könnte uns die ganze Zukunft versauen“, sagte sie. Hatte recht. Konnte durchaus.
„Da gibt´s nur eines; ich haue heute noch ab. Sobald´s dunkel ist bin ich weg.“
„Aber nicht mit deinem Auto“, brummelte Winston. „Kann sein, dass die´s schon kennen – oder zumindest ahnen, dass es deines ist. Der hat gestern garantiert erst mal sämtliche Nummernschilder durchgegeben. Das Ding ist zwar auf Misty zugelassen, zum Glück, aber du kannst es nicht mehr fahren.“
„Nimm den Jeep, wenn du willst“, schlug Misty vor. Aber den kennen die auch. Der Indianer ist ihm gefolgt.
„Stimmt. Scheiße. Was machen wir?“ fragte sie Winston. Der überlegte eine Weile und schlug vor, mich nach dem Abendessen nach Laughlin zu fahren. „Er kann doch bei der Sandy bleiben. Die hat einen Haufen Platz. Braucht er nichtmal raus. Sollte er sowieso nicht.“
Aber Laughlin kam nicht in die Tüte. Wenn die dortigen Bullen mich erkannten, war ich
Weitere Kostenlose Bücher