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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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vorbei. Einfach so.
    Die nächste Abfahrt nördlich von San Miguel ist eine winzige Behelfsausfahrt namens River Road, die ins gleiche Tal führt, durch das ich vor einigen Wochen schon gefahren war.
    Ich bog vom Freeway ab, überquerte knapp oberhalb San Miguels den Salinas River und donnerte ins Ranchito Canyon.
     
    Jetzt war ich schon wieder hier, am Arsch der Welt, und war keinen Schritt weitergekommen, wenn man´s genau nahm. Noch immer auf der Flucht, hatte noch immer keinen entscheidenden Schlag gelandet – nichtmal zum Schlag ausgeholt – und ließ eine ausgewachsene Paranoia mein Leben bestimmen.
    Wenn sich nicht bald was tat, würde ich die Segel streichen. Ich kenne mich. Entweder gibt mir irgendwas Entscheidendes Auftrieb, oder mir wird alles scheißegal. Und dann haben sie mich. Ich machte mir da keine Illusionen.
     
    Erst mal tuckerte ich durchs nachtschlafende Tal. Bis Buttonwillow wollte ich nicht fahren. War mir zu weit. Also bog ich kurz hinter den Cholame Hills halb links ab und fuhr die drei Meilen nach Parkfield. In Sichtweite des Dorfes hielt ich am Straßenrand und legte mich auf das Brett, das sich Rückbank nennt. Ich schlief sofort ein.
     
     
     
     
     

28 Erdbeben
     
     
    Die Pennerei im Auto kann einem alten Typ wirklich den Tag versauen. Ich wachte gerädert auf. Die Scheißrückbank taugte schon zum Sitzen nicht. Wie soll man darauf schlafen können? Ich pinkelte eine Ladung ins Unkraut am Straßenrand, dann lief ich bis zum Wald und wieder zurück. Wach war ich noch immer nicht, aber nicht mehr so gelenksteif und kalt.
    Zeit, meine Telefonrunde zu machen. Ich rief Rick an, der trotz der frühen Stunde ausgeschlafen und frisch klang. Kurz nach acht.
    „Mann, gut dass du anrufst. Ich muss unbedingt mit dir reden. Wann und wo?" Scherzkeks. Ich werde ausgerechnet am Mobiltelefon Verabredungen treffen. "Ich melde mich", versprach ich. Dann kam Sammys Kanzlei dran. Die dämliche Telefonistin wollte Schwierigkeiten machen, aber Sammy kriegte spitz, dass ich es war und nahm ab.
    "Sam, ich habe mich entschieden. Ich mache jetzt doch, was ich vor ein paar Tagen andeutete. Und zwar bald, sehr bald. Ich schreibe noch mal ein paar Stichpunkte auf und maile sie dir zu."
     
    Sammy Sheerstein war recht begeistert, dass er seiner arroganten Telefontante einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Würde ein profitabler Auftrag werden, wenn er tatsächlich kommt. Er rieb sich die Hände. Feine Sache, Anwalt sein. Sein Vater, gotthabihnselig, hatte es ja immer gesagt. Da kann man krumme Dinger in die Wege leiten, kann von beiden Seiten Provision kassieren und das Anwaltsgeheimnis breitet schützend seine Decke über den ethischen Ausrutscher.
    Anwalt Sheerstein lehnte sich ins dunkelrote Marokkoleder seines Wirtschaftslenkerthrones, baumelte mit den Beinchen und freute sich.
     
    Das Dorf war im Parkfield Café versammelt. Vermutlich vollständig. Achtzehn Leute saßen beim Frühstück, und ich wartete gute zehn Minuten, bis sich die Bedienung bequemte. Hi, I´m INGA, verkündete das Namensschildchen auf ihrer linken Brust. Dass INGA lange, aufgeklebte Fingernägel hatte, von denen der schwarze Lack abblätterte, störte mich weniger.
    Dass sie schmatzend Kaugummi kaute und alle naselang in sich griff, um die bonbonrosa glänzende Masse durch ihre Strichlippen in die Länge zu ziehen, ekelte mich. Vor allem das nasse Klatschen, wenn der chewing gum wieder gegen die Vorderzähne schnalzte. Ich bestellte also nur Kaffee, was ihrer Stimmung nicht gerade den überfälligen Aufmunterungstritt versetzte. Sie wackelte Kaugummi mampfend davon.
    „Mach dir nichts draus", beugte sich meine Thekennachbarin zu mir herüber. „McFarlane, der Besitzer dieses Etablissements, sucht sie immer nach ihren pneumatischen Eigenschaften aus. Dann kommt so was zustande, und er wundert sich, warum sein Pfannkuchenumsatz plötzlich einbricht." Mein Kontrollblick über den Tresen bestätigte, dass pneumatisch der richtige Ausdruck war. Sie hatte ausgesprochen aufgeblasen aussehende sekundäre Geschlechtsmerkmale.
    Ich grinste meine Nachbarin an, deren leichte Sommerbluse ebenfalls hübsch Handfestes unzureichend vor Sonneneinstrahlung schützte. „Meine sind echt", beantwortete sie meine unausgesprochene Frage, meinen Blick, der wohl nicht verstohlen genug war. Ich nickte und schaute noch mal schnell die Pracht an. Wirklich griffig. Good morning, Mister Gutman.
     
    Sie hatte eine geologische Fachzeitschrift vor

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