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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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Dampfer.“
    So ein Blödsinn. Die hatten ja keine Ahnung.
    Sie ließ nicht locker. Sie hatte sich ihre Meinung zurechtgelegt, und sie wollte mich davon überzeugen, dass wir alle besser dran wären, wenn ich die ganze Sache vergessen und mit ihr abhauen würde. Wenn sie Zeit habe, ihren Besitz flüssig zu machen, sei doch egal, ob sie oder ich das Geld einbringe. Vielleicht stimmte ihre Überlegung sogar. Aber Männer sind selten so pragmatisch wie Frauen.
    Wir haben viertausend Jahre Machismotraining hinter uns. So was lässt sich nicht einfach abschütteln.
     
    „Auf alle Fälle ist es viel zu gefährlich. Was willst du denn machen? Mit deinem Pistölchen zu denen reinmarschieren und drauflosballern?“ Misty schaute mich an, als sei ich gerade aus einem Hundearsch gefallen. „Auf Bullen? Sogar Bundescops? Du bist ja wahnsinnig. Die stehen unter besonderem Schutz, das weißt du genau. Wer auf einen Bundesbullen schießt, bekommt lebenslänglich. Wenn du einen umlegst, braten die dich. Und wenn der Bulle noch so krumm ist. Glaube mir, mit krummen Cops kenne ich mich aus.“
    „Hast recht. Deshalb habe ich auch gar nicht vor, auf die zu schießen. Das Ding schleppe ich nur mit mir herum, weil ich keine andere Wahl habe. Ich will mich nicht unbewaffnet überfallen lassen. Und ich will auf keinen Fall von denen gegriffen werden.“
    Sie schnaufte verächtlich. „Du klemmst dir eine Pistole unter den Arm und willst nicht damit herumfuchteln, wenn´s eng wird?“
    Die Stimme. Diese Stimme, die ich als erstes von ihr kennengelernt hatte. Wie lange war das her? Nichtmal drei Wochen.
    „Erzähle doch keine Märchen“, keifte sie. „Du schießt, und wenn du es tust, ist es aus mit uns beiden. Denn die Bullen kriegen dich. Keine Frage. Ich will nichts damit zu tun haben. Das ist der sichere Selbstmord.“
     
    Wie schön sie eine Situation auf den Nenner bringen konnte. Knapp und elegant. Selbstmord. Stimmt.
     

27 Bullenbesuch in Barstow
     
     
     
    Wir schwiegen uns an. Was soll man dazu auch sagen? Ich wusste nicht, wie viel ich ihr erzählen sollte. Inwieweit ich sie einweihen konnte, denn ich hatte zwar Pläne, oder Umrisse von Plänen, aber lange nichts Greifbares.
    „Misty, ich bin momentan wirklich nur damit beschäftigt, den Kopf einzuziehen und mich von denen nicht erwischen zu lassen. Ich habe mir Gedanken gemacht, und ich bin mit meinem Freund in Verbindung, mit dem, den Winston auch kennengelernt hat, aber ich habe keine konkreten Pläne. Ignacio hat mir wahnsinnig geholfen, hat mich nicht nur aufgerichtet, sondern mich dazu ermuntert, mein Selbstvertrauen wiederzufinden. Ich habe was vor, und wenn es klappt, können wir hin, wohin wir wollen. Keine Probleme mehr. Aber erst muss es reifen.“
    Sie schaute mich prüfend an. Wie einen, mit dem sie ein Geschäft abschließen will. Dessen Dämlichkeitsfaktor sie gerade einschätzt, damit sie ihn auch richtig übers Ohr hauen kann. Sie schüttelte schweigend den Kopf und ging allein ins Slot Canyon. Als ich mich erhob und ihr folgen wollte, winkte sie ab, ohne sich umzudrehen. Ich setzte mich wieder in den Sand.
    Sie blieb lange weg. Eine Stunde oder länger. Als sie zurückkam, nahm sie wortlos ihren Rucksack auf, steckte die leeren Flaschen und Packungen hinein und folgte der Spur, die aus dem Canyon hinausführte. Ich tappte hinterher.
    Sie sagte keinen Ton, bis wir über den Vorplatz der Tanzschule gingen. Drei ihrer Schülerinnen saßen vor ihren Wohnwagen beim Kartenspiel, und sie grüßten mich recht freundlich. Misty beachteten sie gar nicht. Sie kannten wohl ihre Miene. Ich grüßte zurück und folgte Misty ins Haus.
     
    „Winston, was ist mit Carol, Danny und der Tättowierten, der Mexikanerin – ich weiß nie, wie die heißt“, rief sie die Treppe hoch. Winston streckte den Kopf übers Treppengeländer und meinte, sie solle mal kommen. Sie müssten sich unterhalten. Mir nickte er nur zu. Nicht allzu freundlich, schien mir.
    Sie stieg die Treppe hinauf, während ich zur Küche spazierte und mir ein Bier aus dem Kühlschrank holte. Nach dem Theater auf dem Rückweg hatte ich einen ausgesprochenen Durst. Wenn ich irgendwas nicht ausstehen kann, dann ist es Anschweigen. Dieses tödliche Nichtbeachten. Bringt mich schon seit der Kindheit auf die Palme.
    Winston und Misty kamen in die Küche, als ich gerade die dritte Flasche öffnete. Sie schaute mich nur von der Seite an, Winston tat, als sei ich nicht vorhanden. Mein lieber Mann!
     
    „Also

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