Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
Vom Netzwerk:
Meter. Und da sah ich den Chevrolet von dem Pack stehen. Unterm Baum vor ihrem Haus, wo es schön schattig und kühl ist. Ein dunkelblauer, fiel im Schatten kaum auf, aber ich habe ihn sofort gesehen und erkannt, habe mich umgedreht und bin über den Weg zur Wiese gegangen und mich auf eine der Eichen dort gesetzt. Und gewartet.“
    „Mit deiner Packung Bier?“
    „Nee, die habe ich vor den Baum gestellt.“ Au Scheiße! Da würden es die Bullen finden. Die Mordkommission. Mist. Er sah, dass mir ein Licht aufgegangen war.
    „Und auf der Packung sind überall deine Fingerabdrücke.“
    Scheiße.
    „Komm. Steh auf. Wir fahren nach Parkfield.“ Ich schaute ihn an, als würde er spinnen. Da kriegen mich keine zehn Pferde mehr hin.
    „Wir nehmen mein Auto, stellen es irgendwo am Dorfeingang ab und gehen zu Fuß hin. Führt ein Weg zu ihrem Haus, der nicht durch die Dorfmitte geht?“
    Ich dachte an die lange, topfebene Wiese, dahinter der Wald, die Lichtung und die Straße. Ich stand am Grill und habe zugeschaut, wie die Sonne untergeht. Ich saß heute im Baum und sah die Drogenkiller, als sie an der Lichtung vorüberfuhren.
    „Klar. Und ich weiß wo. Wir brauchen nichtmal ins Dorf fahren.“
    Ignacio ging, um sich etwas Warmes anzuziehen. Ich wartete.
     
    Ich erkannte ihn fast nicht. Er trug einen langen, schwarzen Staubmantel, eine Strickmütze und einen Schal um den Hals. Mir hatte er einen Regenmantel mitgebracht, und ein Paar Handschuhe. Ich folgte ihm aus dem Garten, wartete, als er in den Geräteschuppen ging und mit zwei Paar Gummistiefel wieder herauskam, und ging mit ihm um die Kirche zum Parkplatz.
    Erst brachten wir mein Auto weg. Ignacio machte eine der alten Remisentüren auf, und ich stellte den Jeep in den muffig riechenden Holzanbau. Falls sich die Alte daran erinnerte, wenn die Bullen sie fragen. Ich würde ihn ein Weilchen wohl nicht mehr fahren. Wir deckten eine Plane darüber.
    Ignacio fuhr sein bockiges Museumsauto bis kurz vor Paso. Von dort aus, meinte er, sollten wir auf direktem Weg nach Parkfield fahren. Weniger auffällig als um diese Zeit über Nebenwege schleichen. „Außerdem sehen wir da gleich, ob sie schon gefunden wurde. Wenn ja, wimmelt es auf dem Sträßchen vor Bullen.“
     
    Der frühe Abend war lau. Was gut war, denn die Käferheizbirnen waren schon vor Jahrzehnten wegen Nichtgebrauchs weggerostet. Unangenehm war nur, dass beide Seitenausstellfenster nicht mehr hundertprozentig schlossen. Ignacio vermummte sich mit seinem Schal. Mir pfiff der Fahrtwind um die empfindlichen Rundfunkmoderatorenmandeln.
    Schon von Weitem machte sich Parkfield bemerkbar. Durch den Rauch, der von vielen verstreut liegenden Holzkohlengrills aufstieg. Zwanzig nach sieben. Da war alles beim Essen im Garten.
    Ignacio stellte den Käfer in eine Haltebucht an der Straße. Er nahm meine Kamera an sich. Ich erklärte ihm kurz, wie sie zu handhaben war. Dass mir dabei mein Gespräch mit Cherie wieder einfiel, war reiner Zufall. Die Kamera brachte mich drauf. Auf ihren Tick mit der Überwachungskamera im Schlafzimmer. Ich erzählte ihm kurz davon. Er schaute mich nur lange an.
    Wir gingen über die Lichtung, von der aus Cheries Haus schon im Abendlicht zu sehen war. Über die Wiese und zwischen den locker gespannten Drähten ihres Grundstückszaunes hindurch. Ich ging zuerst und hielt den oberen Draht hoch, damit Ignacio einfacher durchpasste. Niemand war zu sehen, kein Mensch zu hören. Wir gingen bis zur Hintertür, die noch immer offen stand. Drinnen brummte es. Mir wurde schon wieder schlecht.
     
    „Bleibe du hier. Ich gehe hinein. Sobald es etwas dunkler ist, holen wir deine Sechserpackung Bier.“
    Mir war es nur recht.
    Mit dem Ellenbogen stieß er die Tür ganz auf. Das Brummen wurde penetrant. Ich hörte ihn fluchen, als er gegen irgendetwas stieß. Die niedrig stehende Sonne schien auf eine der Küchenscheiben, färbte sie orange, Wolken und Himmel spiegelten sich in ihr. Demnach war die Küche heller als tagsüber, wenn die dichten Baumkronen ihren kühlen Schatten spenden.
    Es blitzte im Haus. Und noch mal. Ich nahm an, dass er die Schweinerei da drin fotografierte.
     
    Er kam nach zwanzig Minuten wieder heraus und winkte mir. Ich stand von der Bank auf und folgte ihm ums Haus.
    „Ziemlich bleich bist du.“
    Er schaute mich nur an. „Kein Wunder. Ich habe so was ja seit ein paar Jahren nicht mehr gesehen. Und nicht mehr gerochen. Brutal.“ Mehr sagte er nicht. Brauchte er auch nicht.

Weitere Kostenlose Bücher