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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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Deswegen hatte ich mich ja auf die Bank beim Grill in der Gartenmitte verzogen. Wegen dem Gestank, der aus der offenen Küchentür kam.
    Wir gingen über die Straße und an den Baum, der mir mittags Ausguck war. Dort stand die Sechserpackung, am Stamm, wo ich sie hingestellt hatte. Ich zeigte von der Straße aus auf sie.
    „War also keiner hier. Das hätte jeder gesehen, der hier vorbeikommt. Vor allem Kinder.“
    Stimmt. Gottseidank.
    Wir gingen wieder durch ihren Garten, über ihre Wiese und den benachbarten Wald zum VW. Dann drehten wir um und fuhren diesmal den Schleichweg entlang, auf dem ich nach San Miguel gefahren war.
    Ignacios Arbeitszimmer bot die Ruhe, die es nur im Kloster geben kann. Er nahm die Kamera aus seiner Manteltasche, stellte sie auf den Tisch und brachte danach ein in ein Tuch gewickeltes Päckchen hervor. Als er das Tuch aufwickelte, sah ich, dass es drei Videokassetten waren. Er legte sie auf den Beistelltisch, während ich meinen Laptop einschaltete. Dann schloss er die Kamera an und ich begann, die von ihm aufgenommenen Bilder ins Computerprogramm zu laden.
     
    Das waren knallharte Fotos. Cherie hing leblos von der Decke, Blut war geronnen, aber irgendetwas war an der Blutlache faul. Ich schaute zu ihm hoch, und er sagte „Hund.“
    Ich verstand nicht.
    „Ein Hund muss in der Küche gewesen sein. Entweder ein mittelgroßer Hund oder ein Raccoon. An die Leiche konnte das Viech nicht, aber Blut geleckt hat es.“
    Der hatte für so was einen Magen. Ich nicht. Mir kam der Saft schon wieder die Kehle hoch. Im Hinauslaufen schluckte ich mannhaft.
     
    Siebenundzwanzig Digitalfotos lud ich in den Computer. Viele glichen sich, manche waren überraschend. Wie das Foto vom Fernsehapparat. In dem – gut aufgenommen, fast ohne schwarze Querstreifen – sah man den nackten Hintern eines sehr dürren Menschen, der sich auf jemandem breitmachte. Als ich ausschnittvergrößerte wurde der Indianer deutlich, der sich auf der offensichtlich noch lebenden Cherie vergnügte. Die sah direkt in die Kamera. Zu beiden Seiten des Bettes stand jemand und schaute zu. Ein Dicker im altmodischen Dreiteiler, ein Stenz mit der Hand in der Hosentasche. Ich guckte Ignacio verblüfft an.
    „Bingo“, sagte der. „Volltreffer. Damit sind sie geliefert, die Schweine. Für alle Zeiten kaputt. Das Foto habe ich nur zur Sicherheit aufgenommen. Auf den drei Kassetten findest du alles. Auf einer ganz besonders, aber die willst du nicht anschauen. Glaub´s mir.“
    Ich guckte wieder in die Computermattscheibe. Ich weine nicht gern vor Leuten. Ist ein Generationsding. Meine Eltern haben mich gelegentlich wissen lassen, dass Jungen nicht weinen. Nur Mädchen.
     
    Die Fotos dauerten ewig, aber endlich waren sie doch geladen. Ich schickte sieben von ihnen, die sieben grässlichsten, die sieben aussagefähigsten, in mein öffentliches Fotoalbum auf dem Yahoo! Server und sperrte vorläufig den Zugang zum Album durch ein Passwort. Das gab ich Ignacio, der nicht so recht wusste, was er damit anfangen soll.
    Nachdem die Fotos sicher waren, mailte ich Rick das verabredete Wort. Unseren Startschuss, der den Beginn unserer Aktion anzeigte. Damit war der sorgfältig vorbereitete und seiltänzerisch gewagte Ablauf unseres Raubzuges nicht mehr rückgängig zu machen.
     
     
     
     
     
     
     

33 Bobby
     
     
    Genau halb elf Uhr Samstagmorgen klopfte Bobby an die Tür. Ich machte ihm auf. Er hatte ebenso viel Zeug dabei wie kürzlich, also half ich ihm, alles ins Gebäude zu bringen.
    „Wieder wie das letzte Mal?“
    „Klar, Bobby, genau das Gleiche. Nur, dass noch einer herkommt. Für den machst du auch ein paar schöne Dinger.“
    Er guckte belämmert. „Mensch, ich kann doch keine Massenfabrikation aufmachen, noch dazu in der Kirche.“
    Ich sagte ihm, dass die Papiere dieses Mal nicht so eilig sind. Drei Tage könnte er haben, bis Dienstag früh. Dann bräuchte ich sie.
    Er wollte wissen, was wir denn haben müssten und wie es verwendet werden sollte.
    „Ich denke, dass dich das einen Scheißdreck angeht“, sagte ich verwundert und wurde schon sauer. Was soll denn die Fragerei? Ich sage dem doch nicht, was ich damit vorhabe.
    Er winkte schnell ab. „Sorry. Meine Schuld. Das meine ich natürlich nicht. Ich muss nur wissen ob das Zeug einem Bullen auf der Straße gezeigt werden soll oder ob es einer genauen Prüfung im Präsidium standhalten soll, verstehst du? Es gibt da gewisse Unterschiede, die ganz furchtbar ins Geld gehen

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