Geier (German Edition)
können.“
„Ach so. Tut mir leid“, entschuldigte ich mich. „Gestern war für mich ein beschissener Tag und die Nacht war kaum besser, also bin ich etwas empfindlich.“ Fand er ganz in Ordnung. „Nee, Bobby, es soll nur bestätigen, wer wir sind – am Flugschalter, sagen wir mal, oder beim Grenzübertritt nach Mexiko.“
Okay, nickte er und notierte, was ich bestellte.
Mitten in meiner Aufzählung kam Ignacio zur Tür hinein und ging mit ausgestreckter Hand auf Bobby zu.
„Hochwürden, habt ihr vor, reihenweise Banken auszunehmen?“ Bobby schaute bekümmert, Ignacio grinste und mir fiel das Herz in die Hose.
„Dein Wunschzettel ist für Bobby so eine Art Generalplan. Der sieht, was ihr braucht, und er weiß aus Erfahrung, wozu. Logisch, dass ich mich damals an ihn ranmachte. War immer informiert, wer was vorhatte. Nicht übel, was?“
Ich konnte es nicht fassen. Das unerkannte Sicherheitsloch in unserem Plan war ja riesengroß.
„Und weil Bobby so viel weiß, ist die Zusammenarbeit mit ihm so gut. Denn auch der Dämlichste kapiert, dass Bobby wie das Grab schweigen muss, wenn er überleben will. Und das will er. Wozu würde er sonst solch exorbitante Preise verlangen und auch bekommen. Stimmt´s, Bobby?“
Der nickte nur und schaute mich etwas betreten an. „Sorry, Junge. War nur ein blöder Witz. Ich habe gedacht, du kennst dich aus.“
Ignacio klopfte ihm auf die Schulter. „Lass gut sein, Alter. Du beendest heute deine Karriere mit einer guten Tat. Und zur Belohnung bekommst du von mir, was du schon lange haben willst.“
Bobby schaute ihn ungläubig an und fragte scheu: „Ehrlich?“
„Ganz ehrlich“, versprach Ignacio. Der Fälscher umarmte ihn und setzte ihm schmatzend einen Überraschungskuss auf die Backe. Dann ging er pfeifend daran, seinen Arbeitsplatz aufzubauen. Ignacio lief rot an und grinste verschämt.
Rick kam gegen elf. Ich hatte ihn noch nach Mitternacht über die Direktleitung im Studio angerufen und ihm gesagt, wo und wann wir uns treffen. War ein Risiko, aber ich hielt Rick für so fest eingespannt in unser Vorhaben, dass ich ihm einfach vertrauen musste. Ich meine, man kann Paranoia auch auf die Spitze treiben.
Wir ließen uns fotografieren. Ignacio schleppte allerlei Jacken an, weiße Hemden und Schlipse, Bobby hatte seine übliche Auswahl Perücken, Bärte und Brillen dabei.
„Wenn irgendwas fehlt, kann ich das Foto im Computerprogramm nachträglich bearbeiten“, versprach er, und meinte, wir sollen uns ruhig einen Look aussuchen, mit dem wir uns wohlfühlen.
„Könntest du mir im Computer einen wirklich gut sitzenden schwarzen Anzug verpassen?“ fragte ich. „Denn dieses Ding ist mindestens zwanzig Jahre alt und sieht noch immer nach Bullenkostüm aus.“
Ignacio tat beleidigt, Bobby freute sich, weil er sich nicht getraut hatte, die glänzenden Kunstfaserklamotten des einstigen Widersachers abzulehnen, und Rick wunderte sich offensichtlich über meine Bekannten. Ich sah es an seinen Blicken.
„Ich erzähle dir die Story mal, wenn wir in Acapulco am Strand sitzen“, raunzte ich ihm ins Ohr. Da freute er sich.
Wir blieben den ganzen Sonnabend zusammen. Nachdem der Fälscher seine Vorbereitungen getroffen hatte und uns aus dem Zimmer jagte, gingen wir zu Ignacio. Rick wollte mir vorspielen, was er gestern zusammengesetzt hatte. Wir folgten dem Pater zu seiner Klause, und Rick deutete mit fragendem Gesichtsausdruck auf dessen Rücken. Ich nickte stumm. Alles klar mit ihm. Was er durch ein emphatisches Zurücknicken bestätigte.
Ich hatte Ignacio schon gesagt, was Rick mit der Geschichte zu tun hatte, also konnte der ihn einordnen, aber Rick konnte mit dem Ordensbruder nichts anfangen.
„Rick, Ignacio hat mir hier Unterschlupf gegeben, hat mich mit Leuten in Verbindung gesetzt, die mir sehr geholfen haben, und ist genauso sauer auf die drei Drecksbullen wie wir“, erklärte ich die Lage, als wir uns hingesetzt hatten und Ignacio Bier in Gläser goss. „Denn Ignacio war lange selber Cop. Bis er genug davon hatte und sich hierhin verzog, um den zweiten Lebensabschnitt etwas besinnlicher zu führen.“
Die beiden reichten sich recht förmlich die Hand.
„Und er weiß im Groben, was wir vorhaben. Du weißt allerdings noch nicht, dass die drei Cops gestern eine kaltblütig geschlachtet haben, mit der ich vorgestern noch im Bett lag.“ Rick wurde schneeweiß. „Und dich von ihr zu Hause aus angerufen habe. Ich bin durch meine Dämlichkeit an
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