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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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Harley lief wie eine Eins, ließ sich wieder sauber schalten und machte den Eindruck, als könne sie einmal quer durch den Kontinent ohne anzuhalten. Einwandfrei, die Mühle. Ich trank in Avila Beach ein Bier, schaute zu, wie die Sonne im Meer versank und tuckerte die letzten zehn Kilometer nach Hause, immer schön am Wasser entlang.
     
    Patty wartete auf mich. Ich freute mich; immerhin hatte ich sie seit Tagen nicht mehr gesehen. Ihre Freude hielt sich in Grenzen.
    „Hab´gehört, du treibst dich mit der Mexikanerin aus dem Führerscheinamt herum“, eröffnete sie das Gespräch.
    „Nee, nicht herumtreiben, kann man nicht sagen – ich habe sie zum Essen eingeladen, weil ich von ihr eine Adresse brauchte.“ Viel mehr war ja nicht.
    „Und deshalb kommst du am Sonntagmorgen aus ihrer Wohnung raus, was?“
    „Ja, deshalb.“ Mann, immer dieses Theater! Soll mich doch am Arsch lecken.
    Sie kann Gedanken lesen. „Na, du kannst mich mal am Arsch lecken.“ Sie wurde richtig feurig. „Hast dich getäuscht, wenn du meinst, du kannst mich einfach so abstellen – und wegen so einer.“ Sie wollte richtig loslegen, aber ich winkte ab und ging in meine Bude. Die Tür klatschte zu und sie schimpfte draußen weiter. Ich holte aus dem fast leeren Kühlschrank ein Bier und setzte es an.
    Sie riss wütend die Tür auf, stürmte hinein und wollte mir ins Gesicht. Ich schnappte ihren Arm und hielt sie. „Genug jetzt. Wenn dir nicht gefällt, dass ich ab und zu mal mit jemandem ausgehe, dann hast du Pech gehabt. Wir zwei sind nicht verheiratet und werden´s auch nie sein.“ Was sie erst richtig auf die Palme brachte.
    Ich ließ sie los und setzte mich in meinen guten Sessel. Sie stand da und fing an zu weinen. Ganz leise, ganz sanft. Mit den Händen vorm Gesicht, gebeugtem Rücken und vielen Tränen, die zwischen ihren Fingern auf den Boden fielen. Ich kam mir vor wie ein Schwein.
     
    Als ich zu ihr ging und sie in den Arm nehmen wollte, wurde sie wieder ausfällig. Diesmal erwischte sie mich genau dort, wo man kleinen Mädchen schon beibringt, dem bösen Onkel eins reinzudonnern. Während ich mir die Eier hielt und vor Schmerz grunzte, knallte sie von außen die Tür zu.
     
    Dann wäre das Kapitel ja wohl auch beendet.
     
    Am nächsten Morgen trabte ich los und holte mir ein Dutzend frische Donuts und einen Styroporbecher Kaffee, weil ich keinen mehr zu Hause hatte. Dann ging ich hoch zum Sender, um mich mit Curtis Cremer, Esquire, zu unterhalten.
     
    „Na, was meinen Sie? Soll ich mich mal drum kümmern?“ mampfte er. Donuts waren für ihn wie Blondinen. Besonders die mit Schokoglasur. Donuts, nicht Blondchen.
     
    Ich nickte. Klar. Was soll´s? „Besser als Nichtstun. Ich kann allein nichts ausrichten – das ist mir klar. Allerdings habe ich Muffe, dass die noch mal zu mir kommen. Weil sie mich ja ausdrücklich dagegen warnten, irgendwem zu erzählen, dass sie bei mir waren.“
    „Aber, aber“, beschwichtigte er mit beiden erhobenen Händen in bester Anwaltsart. “Wir sind doch nicht in irgendeiner Bananenrepublik, wo die Polizei gleichzeitig Richter und Henker ist. Hier haben die sich an ihren Verfassungsauftrag zu halten, und vor allem zu respektieren, dass Sie als Bürger Ihr gutes Recht wahrnehmen, wenn Sie mich mit der Wahrung Ihrer Interessen beauftragen. Immerhin bin ich Gehilfe der Gerichte – und mit denen legt sich kein amerikanischer Polizist an.“
    Hörte sich ganz vernünftig an. Also nickte ich und unterschrieb den Vertrag, den er aus seiner Schreibtischschublade zog und mir über den Tisch hinschob.
     
    „Ich werde noch mal deren Behörde anrufen und Bescheid geben, dass sich jetzt etwas anbahnt,“ meinte Curt ganz locker und griff zum Hörer. Die Donuts hatten wir gegessen, die meisten er. Da ging ich. Für mich gab´s hier nichts mehr zu tun. Meinte ich.
     
    Vom Vorzimmer aus rief ich bei Julies Arbeit an. Sie sei heute nicht da, hieß es. Erst morgen wieder. Ich ging bei ihr zu Hause vorbei, klopfte, aber die Wohnung war leer. Ihr Auto war weg, also war sie´s wahrscheinlich auch. Egal. Ich joggte heim und holte mein Surfzeug.
     
    Den ganzen Tag verbrachte ich am Strand. Hauptsächlich im Wasser, denn vor der kanadischen Pazifikküste saß seit Tagen ein Sturmtief, und die hohe See kam jetzt bei uns an. Ausgesprochen gute Wellen, fast Frühjahrsqualität. Ich lag am späten Nachmittag auf meinem Brett, das hinter den Brechern sanft auf der Dünung schaukelte, schlief in der Sonnenwärme

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