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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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so lange aus- und wieder einzuschalten, bis der dunkelblaue Laufbalken unterm Windowsfensterchen nicht mehr stehen bleibt.
    Ich sah im Druckerprogramm nach, wann zuletzt ausgedruckt wurde. Vor wenigen Stunden; 02:18. Aus meinem Adressbuch. Ich brauchte gar nicht weitergucken. Ich wusste schon, dass sie die Nummer gefunden hatten, die aus der Tasche des Toten stammte. Die ich Idiot hier reingetippt habe. Warum eigentlich?
     
    Also rief ich die Polizei an. Schon wieder. Wir wurden so richtig gut befreundet, schien mir. Aber die Enttäuschung war herb. Als ich endlich den mürrischen Detective VanDeKamp am Rohr hatte und ihm erzählte, was bei mir los war, lachte der nur. „Hör mal, wir kennen dich doch alle. Du bist endlich paranoid – kein Wunder bei deiner Sauferei. Und vermutlich kiffst du noch immer wie früher. Mach dich nicht unbeliebt, hörst du? Lass die Geschichtchen. Auf dich schießen? Lächerlich. Und wer will schon bei dir einbrechen? Du hast doch nichts. Penner.“ Und knallt den Hörer auf die Gabel, das Arschloch. Hat er sich vermutlich seit Jahren drauf gefreut, mich so am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen. Ich dachte, mich holt der Teufel.
     
    Ich rief Curt an. Wollte wissen, was der dazu meint. Die hübsche Florence flötete, er sei noch nicht da. Normalerweise sei er gegen acht im Büro, aber heute habe sie noch nichts von ihm gehört. Vielleicht habe er Besuch? fragte sie scheinheilig. Ich wünschte es ihm und legte auf.
    Dann rief ich Rick Cavanaugh an. Der arbeitet für die Telefongesellschaft. Wir kennen uns schon seit der Schulzeit. Seither beneidet er mich, hat er mir mal erzählt. Reicher Vater, guter Surfer, immer mindestens eine Freundin. Mit ihm war damals überhaupt nichts los. Weder Kohle noch sportlich, keine Freunde, böse Akne und die einzigen Mädchen, die er kriegen konnte, waren die Mauerblümchen, die keiner wollte. Und selbst die jagten ihn reihenweise zum Teufel. Poor Rick.
     
    „Mensch, Jon! Lange ist´s her. Ich sehe dich nie, obwohl ich dich immer höre.“
    „Was treibst du denn?“ Als interessiere mich das.
    Er war recht aufgedreht. „Ich bin immer noch bei der Telefongesellschaft. Und betreibe seit einiger Zeit ein Internetbusiness nebenher – so ein Feierabendgemisch von Kommunikationsberatung, Einbau von Sicherheitsanlagen, Telefonsystemen. Hält mich auf Trab. Falls du mal was brauchst, so in der Richtung?“ So sprach der schon in der Schule. Ich sagte ihm, weshalb ich anrief.
    „Kein Problem. Kann ich gleich machen. Willst du dranbleiben?“
    „Lieber nicht. Warum treffen wir uns nicht irgendwo, trinken ein Bier und ich gebe dir die Nummer. Wäre mir lieber – ich möchte nicht, dass uns jemand zufällig hört.“ Da kannte er sich aus. Er war ganz begeistert und versprach, gleich bei mir vorbeizukommen, wenn´s mir recht wäre. Klar, warum nicht?
     
    Zehn Minuten später stand er da im Klettermaxenlook. Glatt rasiert, was bei den Pickeln an Kinn und Backe schmerzen muss. Gescheitelt, Nagelstiefel, Jeans mit Bügelfalte, gelber Helm, hellbrauner, breiter Werkzeuggürtel, in der Brusttasche seines halbärmeligen, kleinkarierten Hemdes ein kugelschreibergefüllter Taschenschoner aus Plastik mit der Werbeaufschrift eines Ingenieurbüros. Rick Cavanaugh, wie damals. Noch immer null Ahnung von hip.
     
    Ich stellte ihm ein Bier hin, das er erst mal an den äußersten Rand seines Gesichtsfeldes schob. „Wozu brauchst du die Information über den Anschluss?“
    „Eine Frau.“
    Er nickte. Scheint bei der Telefongesellschaft öfter vorzukommen. Aus seiner Tasche nahm er ein Prüftelefon, so ein Ding, das man mit zwei Klemmen und einem Normstecker überall anschließen und eine Verbindung zur Zentrale herstellen kann. So ein Mechanikerhörer. Jedenfalls ging er zum Wandstecker, zog mein Telefon raus und steckte seins rein. Dann tippte er Zahlen in die Tastatur, schaute auf das Display seines Riesenhörers und zeigte es mir.
    Die Adresse eines Restaurants im Santa Maria Valley. Das Stage Coach Inn, bekannt für ausgezeichnetes Barbecue, besonders eine regionale Spezialität vom Grill, die sich Tri-Tip Barbecue nennt. Ein gewaltiges Stück Rind, von rosa Bohnen in scharfer Soße umgeben und mit mexikanischer Salsa gegessen.
    Das Stage Coach Inn. Deshalb erinnerte ich mich an irgendwas mit Reservierung und Menü. Ich muss ganz schön voll gewesen sein.
     
    Rick ließ sich erst mal alle Telefonnummern der Kneipe überspielen; gar nicht so einfach, denn Fax,

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