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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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fast Mitternacht. Ich kam da nicht mit, also ging ich nach dem dritten Bier wieder nach oben.
     
    Ich hörte ihn schon brüllen, als ich noch den Flur entlang ging. Curtie hatte wieder mal im Bett versagt. Dann tobt er bei der geringsten Kleinigkeit.
     
    Als ich die Tür zum Büro aufmachte ging gerade das rote Licht über der Studiotür an, was den Boss sofort verstummen ließ. Unsere Doppelscheibe zwischen Senderaum und Büro soll zwar schalldicht sein, ist es aber natürlich nicht. Was Curtie daran merkte, dass er zu Beginn seiner Senderbesitzerkarriere öfter in seiner Kanzlei grinsend empfangen wurde – sein Personal hörte offenbar unser Programm, und sie kannten natürlich den Grund seiner Tobsucht. Die Anwaltsgehilfinnen waren alle durch seine halbharte Schule gegangen; sie kannten den Ärger aus erster Hand.
     
    Er winkte mir, mitzukommen, und ging in sein Büro. Ich zog die Tür hinter mir zu.
    „Haben Sie eine Ahnung, wer die drei Drogenpolizisten sind?“
    „Nee. Drogenbullen, halt. Wie die heißen, habe ich nicht mitgekriegt.“
    „Sage ich Ihnen: Kourakos, Running Bear und Harold Lauterbach der Dritte. Auch als die Three Stooges bekannt, nach den drei Slapstickkomikern. So gefährlich, dass sich die hiesigen Detektive weigern, mit denen zusammenzuarbeiten. Wie sind Sie denn nur an die geraten?“
    „Umgekehrt, Boss – die sind an mich geraten. Angeblich, weil sie wissen wollten, ob ich eine Telefonnummer bei dem Typ am Strand fand. Das Verblüffende, das Erschreckende war, dass die wussten, dass ich die Nummer angerufen habe. Ich hätte nie gedacht, dass ich abgehört werde – dass ich überhaupt überwacht werde.“ Nickend hörte er zu. Ich staunte über meine eigene Erzählung. Wirkt noch erschreckender, wenn man´s laut ausspricht.
    „Die wissen noch ein paar Sachen aus meiner Jugend, die ich selbst fast vergessen hätte. Zeug, das nie zur Sprache kam. Ich bin ja noch nie verhaftet oder verhört worden. Außer dem besoffenen Fahren damals, aber das gilt ja wohl kaum.“ Ich stand auf und holte mir einen Pappbecher Wasser aus dem Wasserkühler in der Ecke, neben seinem Gummibaum.
    „Lieber Herr Gutman, wir müssen denen gleich einen Riegel vorschieben. Erzählen Sie mir erst mal ganz genau, wie der Besuch vor sich ging. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass sie wiederkommen, aber ich will vermeiden, dass Sie mit denen weiterhin Ärger haben. Was ich tun kann, werde ich für Sie tun. Also erzählen Sie.“
    Was ich tat. Ehrlich und vollständig. Curtie mag zwar ein ziemliches Arschloch sein, aber ein verdammt guter Anwalt war er noch immer.
     
    Er hörte zu und machte sich ab und zu eine Notiz. Wollte wissen, wer nach der Telefonnummer fragte – der Dicke oder der Schicke? Der Indianer. Hm. Und wer das Büchlein eingesteckt habe? Der Dicke.
    „Der Dicke heißt Konstantin Kourakos, ist Sergeant, ehemaliger New Yorker Drogenpolizist, und gibt den Ton an. Als Kourakos auf Empfehlung seines New Yorker Chefs zur Bundesbehörde überwechselte, soll die Abschiedsparty drei Tage gedauert haben – einen Abend mit Kourakos, zwei Tage und Nächte ohne. Sein Freund ist John Running Bear, einzelkämpfender Ohrenabschneider in Vietnam, anschließend Reservatspolizist in den Four Corners und Schrecken der Navajo. Running Bear gilt als Einzelgänger.“ Mein lieber Freund! Der reine Horrorhaufen! Mir war abwechselnd heiß und kalt.
    Curtie trank einen Schluck Wasser, lehnte sich in seinen Ledersessel zurück, spielte mit dem Bleistift in seiner Hand und erzählte mit Genuss weiter. „Und Harold Lauterbach der Dritte wurde von Harvard als Jurist graduiert, trat am selben Tag der Drogenpolizei bei und gilt als außerordentlich gefährlich. Hinterlässt gelegentlich tote Drogendealer, wofür er trotz seiner doch recht jungen Karriere schon dreimal vor einer Untersuchungskommission stand. Überhaupt hängt allen dreien der Ruf an, eigenmächtig zu handeln – nicht immer dem Buchstaben des Gesetzes folgend. Lauterbach soll mit dem Messer ebenso wie mit der Handfeuerwaffe umgehen können. Soll Sadist sein, offenbar Familientradition.”
    Curt holte tief Luft, schüttelte den Kopf und las weiter von seinem Zettel ab.
    “Sein Onkel schlachtete seinen gesamten Haushalt, eine Cousine erschoss ihren Liebhaber, seine Mutter verübte Selbstmord, der Vater lebt in einem Privatsanatorium in New Hampshire, und sein älterer Bruder führt die familieneigene Bank von Boston aus“, las Curtie, schaute hoch und

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