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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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klappte seine Kladde zu. „Glauben Sie mir, dass Sie keine ruhige Minute haben, bis sich die drei Herren nicht mehr für Sie interessieren? Wir müssen unbedingt herausbekommen, was die von Ihnen wirklich wollen. Wenn es Ihnen recht ist, werde ich mich mit deren Behörde als Ihr Rechtsvertreter in Verbindung setzen.“
    Was mir einerseits keine Freude machen wollte, denn die drei hatten klargestellt, dass ich das Maul halten soll. Andererseits stimmte natürlich, was er da sagte: ich würde keine Ruhe haben, bis die an mir kein Interesse mehr hatten. Und wo sich jetzt der Mannlich in Rauch aufgelöst hatte – was ich meinem Boss nicht unbedingt auf die Nase binden wollte, um das Ganze nicht unnötig zu komplizieren – war ein erneuter Besuch durchaus denkbar. Scheiße.
     
    Ich druckste herum. Er merkte wohl, dass es da noch was gab, schob aber Bleistifte und ein Lineal auf seinem Schreibtisch hin und her und ließ mich im eigenen Saft schmoren.
    „Ich überleg´s mir, Boss. Ich rufe morgen an und sage Bescheid.“ Er nickte und sortierte die Bleistifte nach Länge nebeneinander auf der rechten Schreibtischhälfte. Dann stand er auf, legte mir die Hand auf die Schulter und nickte noch mal. Er machte einen traurigen Eindruck, was mich erstaunte. Ich hätte nicht gedacht, dass er sich um mich irgendwelche Gedanken machen würde, die über mein Umsatzpotenzial hinausgingen. Man täuscht sich gelegentlich doch. Netter Typ. Was ich auch durch ein von Herzen kommendes: „Thanks, boss“, ausdrückte.
     
    Ich hatte noch eine Stunde im Aufnahmestudio zu tun. Schloss die schwere Studiotür ab, legte Bänder auf und schaltete die Technik ein. Dann konzentrierte ich mich nur noch auf meine Texte. Das half. Ich vergaß die Angst, die durch das Gespräch wieder hochgekommen war.
     
    Kurz vor vier schlenderte ich noch mal an den Strand, wischte den Sand von meiner Planke und ging ins Wasser. Da blieb ich, bis sich der Hunger meldete.
     
    Der Montagabend ist Arbeitstag für mich. Da nehme ich die einstündige Sendung auf, die ich jede Woche in eigener Regie an achtzehn Sender verteile. Classicrock nennt sich das Format, was so viel wie „schon viel zu oft gehört“ bedeutet – Nostalgieklub, meine ich manchmal, aber die Leute wollen das, Sender nehmen´s gern umsonst, und weil sich Musik und Kommentar an eine eindeutig umrissene, kaufkräftige Hörergruppe richtet, verkaufe ich genügend Werbung in der einen Stunde, um einen bescheidenen aber verlässlichen Gewinn damit zu machen.
    Musik, Interviews und Geschichten, alles seit einer Ewigkeit in meinem Archiv fein konserviert und nach meiner Anweisung nach und nach von Dickie Dorsett digitalisiert, hübsch zusammengestellt und auf CD gebrannt. Dickie ist unser Rundfunkingenieur bei KPIR, sieht aus wie er heißt, und ist dem starken Geschlecht zugetan. Das hat er mir mal vor langer Zeit anvertraut, als wir beide hoffnungslos besoffen bei mir zu Hause saßen.
    Seit ich seine entsprechenden, tastenden Vorschläge bedauernd ablehnte, sind wir gute Freunde. Ein lieber Mensch ist der Dickie, der weit unter Wert arbeitet, damit er in Pismo bleiben kann, wo er jeden Tag seinen Lieblingsstrand besucht. Denn Dickie ist Sonnenfreund, und im schwerzugänglichen Pirate´s Cove treffen sich die Ganzkörpergebräunten, um die tägliche Strahlendosis aufzunehmen und sich aus dem Augenwinkel gegenseitig abzuschätzen.
    Von denen geht keiner ins Wasser, aber gelegentlich verschwinden sie zu zweit in den verwinkelten Höhlen der Sandsteinklippen, was die sittenstrengen Anwohner seit Opas Zeiten zum Anlass nehmen, mit Taschenlampen, Schäferhunden und Baseballschlägern bewehrt am Strand spazieren zu gehen und den Gottlosen ihre Moralbegriffe einzubläuen. Falls sie noch den steilen Weg hinunterkraxeln können.
    Das Anliegen der Sittenstrengen macht sich unsere Ortszeitung gern zu eigen, fordert forsch strengere Gesetze und schreibt emotionale Plädoyers für die Wiedereinführung des Schulgebetes. Päderasten, Sodomiten und Kommunisten werden dann in einen Topf mit harmlosen Schwulen geworfen, über dessen Rand der Beelzebub grinst und mit dem Dreizack eindeutige Bewegungen macht.
    Meine persönliche, unmaßgebliche Meinung war schon immer, dass die reichen alten Patrioten und Überchristen beiderlei Geschlechts nur dort runter gehen und die Leute bei der Ausübung ihrer Sexualität stören, weil sie lange schon keinen Steifen in natura gesehen haben. Auch wenn sie mit dem nichts anfangen

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