Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geier

Geier

Titel: Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
Vom Netzwerk:
Kalifornien schon mein ganzes Leben. Bislang vergeblich.
    „Señor, meinen Sie, dass wir uns mal mit dem Besitzer unterhalten können? Vielleicht sogar in der nächsten Woche?“
    Er schaute mich wieder etwas misstrauisch an.
    „Ich investiere die Hälfte, also bin ich natürlich interessiert“, verdeutlichte ich.
    „Sicher, Señor Jon. Ich kann ihn gern heute Abend anrufen und Ihnen morgen Bescheid geben.“ Er roch Provision. Ich sah förmlich, wie er sich im Geiste die Hände rieb.
     
    Hörte sich gut an. Wir waren ganz aufgeregt. Auf der Rückfahrt saß Rick hinten im Jeep, hatte die Arme auf den Vorderlehnen und quasselte wie ein Weltmeister. Er fand das unglaublich, irre, sagenhaft – wie sich Perspektiven eröffneten, an die er vor einem Monat noch gar nicht zu denken wagte. Besitz in Mexiko! In Baja! Am Meer gar, wo er vielleicht endlich mal das Motorboot kaufen könne, von dem er schon seit seiner Kindheit träumt. So ging´s weiter, die ganze Fahrt in den Süden, nach San Miguel. Er hörte nicht auf, und er rückte der Beifahrerseite immer näher.
    „Wie war die Frau Gonzales?“ wollte ich wissen, mitten in einer Rickschen Zukunftsfantasie.
    „Frau Gonzales? Sehr nett. Ich habe gut gegessen, und wir haben uns nett unterhalten. Ihr Mann kam heute gerade wieder nach Hause, also war die letzten paar Tage nicht viel los.“
    „Haben wir gemerkt“, sagte Misty trocken. „Wenn mehr los gewesen wäre, wäre vermutlich nicht so viel los gewesen.“
    Rick grübelte, ich lachte. Lauthals. Sie konnte manchmal Sachen knallhart auf den Punkt bringen.
    „Rick, dass ihr kaum aus dem Bett gekommen seid, das hat auch ein Blinder gesehen. Nur der Ehemann wollte gern glauben, was Misty und du ihm vorgeführt habt.“
    Er setzte zum Widerspruch an, aber wir beide guckten über die Schulter und fingen gleichzeitig an zu lachen. Da konnte er auch nicht ernst bleiben.
    „Stark war´s – sie hatte genauso eine lange Dürre hinter sich wie ich. Sagenhaft.“ Wobei er Misty anschaute. Ich würde mich mehr um sie kümmern müssen. Sie machte nämlich ein ganz interessiertes Gesicht.
    Das ist wohl das Reizvolle an Jungfrauen, entlassenen Zuchthäuslern und Geschiedenen – sie haben meist lange entbehrt, was der Mensch des anderen Geschlechtes nur zu gern gibt. Noch reizvoller dagegen scheint der Sperma stinkende Bock zu sein, dem man die Zügellosigkeit schon von Ferne ansieht. Seltsam. Aber gerade Frauen, die sich angeblich nach Heim und Herd sehnen, verlieren jede Hemmung, wenn so ein Rubbelkünstler nur um die Ecke biegt.
    Ich habe wohl etwas gewittrig geguckt, denn auf einmal fing Misty an, ihren nichtvorhandenen Rock glatt zu streichen, während sich Rick räuspernd wieder auf die Rückbankmitte setzte. Fehlte nur, dass einer zu pfeifen anfing.
    Er erzählte wie nebenher, dass er während seines Landaufenthaltes herausbekommen habe, wo Moreno seine Drogen kochen lässt.
    „War nicht nur Zwischenmenschliches, sondern auch harte Arbeit vorm Bildschirm“, wollte er klarstellen.
    „Sex, Drugs and Rock-n-Roll, was?“ grinste ich, und Misty zog einen Flunsch. Verdammt, ich musste wirklich aufpassen.
    „Ich will allerdings noch ein bisschen drüber nachdenken“, meinte Rick, „denn ich will ganz sicher sein, dass wir da keine falschen Schlüsse ziehen.“
    Wir beschlossen, es dabei zu lassen. Wenn er sicher war, würde er uns einweihen.
     
    Wir setzten uns gegen Abend vor den Computer und schauten uns an, was im nördlichen Baja California alles zu verkaufen war. Die hatten noch Vorkriegspreise. Wie bei uns bis vor wenigen Jahren. Mein Alter hat für unser Haus auf dem Hügel in Striker Beach mal sechzigtausend Dollar bezahlt. Vor etwas über dreißig Jahren. Heute bekäme die Mutter locker eine halbe Million dafür, vielleicht sogar sechshunderttausend. Die Ranchitos und Casitas, die Immobilienmaxen aus Ensenada, Rosarita und San Felipe anboten, waren noch immer auf dem kalifornischen Preisniveau der späten Siebziger. Je später der Abend, desto größer die Freude.
    Weshalb wir uns anschließend um unsere Konten kümmerten. Sammy hatte feine Arbeit geleistet; da dümpelte ein Vermögen. Mistys Vermögen zwar, aber immerhin auf unserem neuen elektronischen Bankkonto, verdiente 2,5% per annum während es auf den Einsatz wartete, und bald sollten viele neue Großbeträge dazukommen. Wir machten mit Gewalt die erst vorhin besorgten Biervorräte nieder, rieben die Hände und schmiedeten Zukunftspläne.
     
    Nach

Weitere Kostenlose Bücher