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Geier

Geier

Titel: Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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war. Und ideal wäre, wenn man alle dort versammeln könnte. Man müsste sich gut überlegen, ob das nicht zu machen wäre. Fand Rick auch.
    Ich kam aus Paso zurück, legte mich in meiner Gästeklause noch zwei Stunden aufs Ohr, griff mein Zeug und warf den Jeep an. Es würde eine lange Nacht werden. Ich fuhr nach Santa Paula.
     
    Der aufgehende Mond warf wenig Licht. Zum Glück, denn die Ölexploration hatte die ehemalige Wildnis derart verschandelt, dass Dunkelheit in diesem Landstrich als Segen aufgefasst werden muss.
    Den Jeep hatte ich unter ein Blechdach im hinteren Teil der Ölfeldzufahrt gestellt, zu anderen Fahrzeugen, die dort vor der Nacht Schutz fanden. Dann trekkte ich um das Feld, um den Hügel, auf dem ich mein Beobachtungsobjekt wusste, und kam am östlichen Zipfel des Gebietes wieder auf Farmland.
    Dort machte ich erst mal eine Pause, um mich zu orientieren und anhand der Gegebenheiten zu entscheiden, was ich hier tun würde. Ich setzte mich vor ein dichtes Manzanitagebüsch, den Mond im Rücken, und bestimmte mit dem GPS-Empfänger meine genaue Position.
    Das Satellitensystem zeigte, dass die Hütte einen halben Kilometer südwestlich von mir war. Zwischen ihr und mir lag ein wash, ein im Sommer trockenes Flussbett, das nach Winterstürmen reißende Wassermengen zum Meer trägt und alles in seinem Pfad niederwalzt. Von dort aus hätte ich einen ungehinderten Blick auf die Rückseite der Morenohütte. Da wollte ich hin.
     
    Die Uhr rückte auf elf, als ich die paar hundert Meter bis zum Flussbett hinter mir hatte. Ich bewegte mich langsam, nahm zum Schutz gegen die vermutlich verwendete Infrarotanlage furztrockene Tumbleweeds auf, diese hüfthohen Russischen Disteln, die wie ein Ball geformt vom Wind über die Prärie geblasen werden. Ich schnappte einen kleinen Ast, der noch einen Haufen Blätter trug, und hoffte, dass dessen gespeicherte Tageswärme mich unsichtbar machen würde. Diese Heimanlagen waren ohnehin nicht gerade das, was man als Infrarotbild im Fernsehkrimi sieht – die Dinger, die im Bauwaren- und Sicherheitsbedarfshandel verscherbelt werden, zeigen höchstens mal hellere Flecken gegen dunkleren Hintergrund. Aber gegen den Scheißköter war nichts zu unternehmen. Jedes Mal, wenn ich einen Schritt tat, fing irgendwo einer an zu kläffen. Vermutlich auf dem Hügel, wahrscheinlich gehörte der zur Schutztruppe.
    Im Haus brannte Licht. Die Fenster nach hinten raus, die ich im Sichtfeld hatte, waren hell erleuchtet, aber ich sah keine menschlichen Schatten auf den Stoffrollos, die die Sicht in die Bude versperrten. Niemand bewegte sich. Vielleicht schauten die alle die hundertste Wiederholung von Survivor an. Sähe denen ähnlich.
     
    Ich hatte nicht unbedingt die Absicht, dort hochzumarschieren. Wozu auch? Ich wollte nur wissen, was im Haus los war. Ob Ricks Vermutung stimmte. Aber als nach einer Stunde noch immer kein Lebenszeichen zu sehen war, bewegte ich mich doch näher an die Bude. Und wieder – mit jedem Schritt ein Kläffen. Bis mir die Erleuchtung kam, dass die einen Bewegungssensor auf das Gelände gerichtet hatten. Einen, der statt Sirene oder Autohupe Hundegebell ertönen lässt, damit es der dämliche Einbrecher mit der Angst zu tun kriegt. Ich lachte, richtete mich auf und marschierte flott den Berg hoch. Das Gebell nahm kein Ende. Bis die Hintertür plötzlich aufflog, ein Lichtkegel mich nur knapp verfehlte und jemand fast neben mir sagte, dass „die Scheißrehe schon wieder hier herumturnen. Eines Tages ballere ich mal auf die.“
    „Logisch“, brummte sein Kumpel. „Mit der Glock. Damit die Typen aus dem Dorf endlich was zu erzählen haben. Scheiß dich nicht ein, du Arschloch. Komm rein und schalte die verdammte Anlage aus. Taugt eh zum Arsch.“ Und ließ das Fliegengitter vor der Tür wieder zuknallen.
     
    Ich hatte fast einen Herzstillstand. Den Typ mit der Taschenlampe konnte ich deutlich in dem bisschen Mondlicht sehen. Wenn der hinunterschaute, sah der mich auch. Ich lag vielleicht zehn Meter von ihm entfernt.
    „Mensch, Jorge, komm schon“, brüllte der aus dem Haus. „Das Zeug ist verladen. Wenn wir jetzt losfahren, können wir um drei wieder hier sein. Ich bin jetzt schon müde.“ Jorge nörgelte irgendwas mit Focking, drehte sich um und ging die wenigen Schritte zum Haus. Dann ließ auch er das Gitter knallen, drückte die Tür zu und drehte von innen den Riegel herum.
    Ich wartete, bis die beiden zur Vordertür hinausgingen, in ihr Auto stiegen

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