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Geier

Geier

Titel: Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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und von dort aus die Außenbeleuchtung einschalteten. Sie fuhren den Weg durchs Ölfeld hinab, während ich mich noch immer ins trockene, knisternde Gras drückte. Als ich sie auf der Straße unter mir beschleunigen hörte, stand ich vorsichtig auf und ging zum Gebäude. Ich legte das Ohr an die Wand, hörte aber nichts. Langsam umrundete ich die Bude, immer drauf gefasst, dass mich jemand anruft, aber nichts rührte sich.
     
    Die Leuchtröhren, die den Hof taghell illuminierten, brummten furchtbar. Ich ließ das Indianerspielen an der Wand, denn wenn jemand drin war, hatte er mich längst gesehen. Stattdessen ging ich zur Haustür und rüttelte. Logisch, dass abgeschlossen war. Die Hintertür ebenso – ich hatte ja gehört, dass der Riegel zuschnappte. Aber eines der Fenster auf der Rückseite stand halb offen, nur durch ein Fliegengitter geschützt. Also nahm ich den Aluminiumrahmen aus dem Fenster, lehnte das Gitter gegen die Wand und suchte etwas zum Draufstehen. Ein alter Klappstuhl, der hinter der Scheune stand, sah aus, als könnte man auf ihn steigen, ohne dass er gleich zusammenkrachte. Ich stellte ihn vors Fenster, stieg auf beide Armlehnen gleichzeitig, schob die Gardine zur Seite und schaute hinein.
    So hatte es in meinem Mobilheim ausgesehen, als ich vor Jahren mal den furchtbaren Zoff mit Patty hatte und einen Monat lang nur soff. So ein Durcheinander hatte ich auch damals. Leere Fischkonserven und zerdrückte Bierdosen. Halb gefressene Brote, die schon Penizillin produzierten, Geschirr, das auf die Heinzelmännchen wartete und dreiviertelleere Weinflaschen mit Zigarettenstummeln. Und auf dem Herd der größte Topf, den ich je auf einem Herd gesehen habe. Mit einer furchtbar stinkenden, abkühlenden Masse drin. Die Jungs arbeiteten auf Vorrat.
     
    Ich machte Schränke auf und guckte aufs Klo. Ich hob die beiden Matratzen und stieg aufs Mobiliar, damit ich an die schmalen Fächer zwischen Decke und Wand kam. Da stopfte ich in meiner Mobilbehausung allerlei Unnützes hinein, das zu gut zum Wegwerfen war. Wie Marihuana. Und früher mal Koks. Ich klappte die Sitzbänke auf und suchte die Hohlräume der Innenwände ab.
    Und ich fand einen Haufen Zeug. Jede Menge Rohmaterial zur Methamphetaminherstellung, in Fünfpfundsäcke verpackt, und ich würde jede Wette eingehen, dass die Kriechfläche unterm Haus prall gefüllt war.
    Zettel wie Sand am Meer – einer von denen schrieb alles auf, was er nicht vergessen durfte. Dann vergaß er, die Notizen wegzuwerfen. Ich konnte wetten, dass er Tagebuch führt.
    Geld fand ich, ganz hinten in die Trennwand zwischen Küche und Klo gestopft. Die Stelle kannte ich, denn da versteckte ich als dealender Schüler meinen Stash. Aber so viel Geld hatte ich nie auf einmal – eine oberflächliche Zählung und Schätzung ergab mindestens zehntausend in kleinen Scheinen. Ich stopfte mir die Taschen voll und hinterließ in der Gesamtmenge nicht mal eine Beule.
    Eine hübsche Telefonleitung fand ich, die von außen durch die Aluminiumwand nach innen führte. Als ich sie aus der Wand ziehen wollte, hakte sie. Also zog ich fester. Sie hakte noch immer. Da rupfte ich die Leitung, und mit einem Ruck kam sie aus der Wand, mitsamt der Abdeckung, die von der Telefongesellschaft angebracht war, und einem länglichen Plastikkästchen voller Elektronik, von dem die Telefongesellschaft garantiert keine Ahnung hatte.
    Ich merkte mir´s und machte weiter. Einen Haufen Notizen steckte ich einfach unters Hemd, stopfte meinen Rucksack voll und musste mit Bedauern den weitaus größten Teil wieder in die Truhen der Sitzbänke zurücktun, wo ich sie gefunden hatte.
     
    Viertel vor zwei. Ich rief Ricks Mobiltelefonnummer an. Er ging sogar dran.
    „Junge, tut mir leid, aber ich brauche Auskunft. Ich habe in besagtem Heim eine Telefonleitung gefunden mit einem Kistchen dran, und du musst mir sagen, ob ich auf die Schnelle was für uns dabei rausholen kann.“
    Klar, Junge. Machte er. Also erzählte ich, wie das Ding aussah, beschrieb kurz Ein- und Ausgänge, und er jubelte. „Ist ein Abhörgerät – solche benutze ich nicht mehr, weil sie so einfach zu knacken sind. Also – ziehe die große Steckkarte heraus“, was ich tat, „jetzt siehst du zehn winzige Schieber auf zehn klitzekleinen Zahlenreihen.“ Ja, hier, aber ich konnte sie kaum ausmachen, so klein waren sie. „Die Null ist oben, die Neun unten. Stelle die Telefonnummer deiner Computerleitung ein – fange vorne mit der Vorwahl an“,

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