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Geier

Geier

Titel: Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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über den Bauch gestolpert.“
    Sehr lustig. Das scheint also in der Stadt herumzugehen. Gestolpert.
    „Kaum. Der war nicht zu übersehen. Lag dick und tot im Sand. Stolpert man über angepülte Wale?“
    Sie lächelte und wischte die Theke vor mir, obwohl die blitzblank war. Johnnie murmelte etwas.
    „Heh?“ Die Scheißradiomacherei geht aufs Gehör.
    „Du sollst dich vorsehen. Hier hat einer nach dir gefragt. Sah nach Bulle aus, sehr unangenehm.“ Sie wischte munter den gleichen Fleck.
    „Wahrscheinlich ein Programmchef, der endlich mein Talent erkennt“, scherzte ich. Vergeblich. “Kaum ein Bulle – eher einer, der Geld will. Hast du ihm gesagt, wo er mich finden kann?“
    Stellt sich raus, sie hat behauptet, mich nicht zu kennen. Auch gut. Ich setzte die Coors an den Hals und löschte erst mal. Ein langer Tag, wenn er schon vor acht beginnt. Verdammt.
    Die Zulassungsstellenjulie stand pünktlich um halb sechs in der Tür. Ich glotzte, winkte, griff mein Bier und ging rüber in die vordere Ecke, wo die drei Komiker auf der Bühne nicht ganz so laut waren. Verblüffende Wandlung, muss ich sagen. Ich schaute sie an. Entweder habe ich Erinnerung und Beurteilungsvermögen schon weggesoffen, oder sie war wirklich mit ihren Dreißig endlich richtig hübsch geworden.
    „Hübsch bist du. Wie isses?“
    Sie küsste Backe. Großstädtische Sitten in unserem mittelkalifornischen Strandkaff. „Gut geht´s. Und dir sowieso – ich höre dich ja ab und zu in deinem Oldiesschuppen. Hörst dich immer noch wie Zwanzig an.“
    Kompliment. Ich strahlte wohl, denn sie zog ihre Bluse schön stramm, damit nicht nur meine Mundwinkel nach oben strebten, und zog einen Umschlag aus der Handtasche.
    Fahrzeug: Chevrolet Malibu, Baujahr: 2004, Halter: Happy Rent-A-Car, Santa Barbara. Und die Hübsche hatte gleich den Namen des Mieters mit dazugeliefert. Wow!
    „Du bist ja richtig gut! Wie kann ich mich dafür bedanken?“ Ihr Grinsen gefiel mir nicht, also schaute ich schnell wieder auf den Zettel. Harry Mannlich, 2711 West Islay Street. Den Typ kannte ich nicht, die Gegend sehr wohl. Bisschen verslumt, wenn man so was von Santa Barbara-Stadtvierteln behaupten kann. Wohnblocks und jede Menge kleiner, gartenlaubenhafter Holzhäuschen, abblätternde Farbe und staksige Palmen mit staubigen Wedeln und handzettelverklebtem Stamm, Graffiti und aufgebockte Autos vorm Haus. Kein Paradies.
    Ich steckte die Information in die Jackentasche und machte mich an die Dankbarkeit.
    Erst mal bestellten wir Bier, dann ließ ich großzügig die Speisekarte kommen. Wir aßen und tranken, wie das gepflegte Bürger so tun. Dann tranken wir noch ein paar, wechselten ins benachbarte Striker Beach und bestellten Cerveza Corona bei Manfredo, wozu es immer feine, scharf gewürzte Salsa und frisch aufgebackene Tortillachips gibt. Ich hatte eigentlich nichts weiter vorgehabt, aber wir schlenderten dann doch Hand in Hand die zwei Straßenzüge weiter Richtung Strand und meiner Mobilbude.
     
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag Julie neben mir und schaute mich groß an. Durchs Fenster schien die Sonne, mein Kopf war wie üblich etwas wattig, und sie strahlte und meinte, heute sei Sonnabend, da könne sie ruhig liegen bleiben. Au, Scheiße.
     
    Na ja, was soll´s. Sie wurde noch mal hungrig, ich hatte eigentlich nichts dagegen – sie war wirklich sehr hübsch und ich konnte meine Augen nicht vom stark ausgeprägten, hochappetitlich griffgünstigen mammalen Überangebot abwenden, das über meiner Nase schwebte – also hielt ich mich fest und genoss Prickeln und Aussicht.
     
    Danach musste ich einfach fragen. Die ließen mir keine Ruhe. „Sag mal, waren die schon immer so? Oder hast du sie etwas aufpolstern lassen?“
    Ich starrte dauernd ihre sagenhafte Brust an. Irgend so ein amerikanischer Muttertick. Wir stehen unheimlich auf Riesenbusen. Er sollte möglichst günstig präsentiert werden, ganze Industrieen leben von seiner Abbildung, und in natura schätzt man die dirndlhafte Zurschaustellung, weshalb Bayern bewundert und beneidet werden.
    Die Brustwarze wird durch spezielle Halter betont, wird unter der seidenen Bluse lanzenartig der Welt entgegengereckt, darf aber niemals entblößt werden. Denn aus unerfindlichen Gründen gilt dem Durchschnittsamerikaner die weibliche Brustwarze als Sitz des Bösen, das Vorzeigen des anstößigen Nippels wird durch besonders harte Strafandrohung verhindert.
     
    Sie setzte sich auf und führte meine Hand an die

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