Geisel der Leidenschaft
wirst du diesmal dein Glück finden, Kusine.«
Lächelnd dankte sie ihm. »Und du, Corbin? Fühlst du dich wohl in diesem Schloss?«
»Jedenfalls werde ich hier ausharren und Fitzgerald bekämpfen.«
»Nein, bitte - du wagst zu viel.«
»Der Mann hätte mich getötet. Also ist es mein gutes Recht, mich gegen ihn zu stellen.«
»Bedenk doch, du bist Engländer ...«
»Aye.« Plötzlich grinste er. »Aber die Leidenschaft der Schotten, ihr unerschütterlicher Siegeswille, ihr unbändiger Freiheitsdrang - das alles hat sonderbare Gefühle in mir geweckt.«
»Daheim wartet deine Frau.«
»Musst du mich daran erinnern, Eleanor?«
»Wir haben ihr den armen Alfred ausgeliefert.«
»Sorg dich nicht, mein Bruder ist kein Feigling.«
»Vor einem Messer im Rücken vermag sich nicht einmal der tapferste Mann auf Erden zu retten.«
»Jetzt wollen wir erst mal diese Schlacht hinter uns bringen, dann sehen wir weiter. Alles Gute, Eleanor.«
»Seltsam - du bleibst hier und ich muss abreisen ...«
»Aye, das musst du.«
Ehe sie antworten konnte, wurde sie von dem bärenstarken Hagar umarmt, so fest, dass sie fürchtete, all ihre Knochen würden brechen.
Dann nahm sie weitere Glückwünsche entgegen und näherte sich allmählich dem Ausgang, wo sie auf Brendan traf. Er umfasste ihre Hand, führte sie in den Hof und hob sie in den Sattel eines hübschen Rotschimmels. »Gott schütze dich, bis wir uns wieder sehen.«
»Bitte, Brendan, lass mich noch eine Weile hier bleiben - nur eine Stunde ...«
»Vorhin sind meine Späher zurückgekehrt. Fitzgeralds Heer hat bereits die Grenze überquert und wird uns bald angreifen. Deshalb musst du unverzüglich abreisen.«
»Es wäre nicht das erste Mal, dass ich mich in einem belagerten Schloss aufhalte, und außerdem kann ich kämpfen.«
»Genau das ist es, was mir Angst machen würde.«
»Deine Mauern sind stark und widerstandsfähig, Brendan ...«
»Darum bete ich.«
Ringsum versammelten sich die anderen - Eric und Margot Arm in Arm, der hühnenhafte Hagar, bereit, auf sein kraftvolles Schlachtross zu steigen, Collum, der die kleine Truppe nach Norden führen sollte, und Bridie mit ihrem geliebten Lars. In aller Eile überprüften sie die Packpferde, um sich zu vergewissern, dass sie keine lebenswichtigen Vorräte vergessen hatten.
Krampfhaft schluckte Eleanor. Wie sorgfältig das alles geplant worden war, bevor Brendan mit ihr darüber gesprochen hatte. »Brendan ...«
»Soeben hast du versprochen, mir zu gehorchen.«
»Und du hast gelobt, mich zu lieben und zu ehren ...«
»Aus diesem Grund schicke ich dich weg.« Ehe er sie daran hindern konnte, stieg sie ab und schmiegte sich an seine Brust. »Bitte, Brendan, nicht so ...«
Er nahm sie in die Arme, schien zu zögern, und sie spürte seine Lippen auf ihrem Scheitel. »Glaub mir, Eleanor, du musst abreisen. Wenn du hier bliebest und ich zöge in den Kampf, müsste ich mich dauernd um dich sorgen und könnte mich nicht auf meine Strategie konzentrieren. Fitzgeralds Rachsucht ist gefährlich. Und im englischen Norden zürnen uns viele Landbesitzer, die uns nur zu gern bekämpfen, mit dem heimlichen Segen des Königs.
Ich hoffe, wir werden Fitzgerald bald besiegen. Dann hole ich dich sofort. O Eleanor ...«Er drückte sie noch fester an sich. »Mir fällt der Abschied genauso schwer wie dir.« |
Sie schaute auf in seine ausdrucksvollen blauen Augen, und da verstand sie, was ihn bewegte. Er liebte dieses Land - nicht seinen Grundbesitz, sondern sein Land. Die Täler und Schluchten, die hoch aufragenden Felsen, die Farben des Frühlings und Sommers, die alten Bräuche. Für dieses Land und für das Recht seines Volks auf Freiheit kämpfte er - mit der gleichen Leidenschaft und unwandelbaren Treue, die er ihr entgegenbrachte.
»Brendan ...«
Zärtlich küsste er ihre Lippen und im gleichen Augenblick spürte sie, wie sich das Kind unter ihrem Herzen regte.
»Mach dir keine Sorgen«, flüsterte sie, »ich werde gut auf unser Kind aufpassen und es wird deinen Namen tragen.«
»Den trägst auch du«, erinnerte er sie und betrachtete ihr Gesicht, so aufmerksam, als versuchte er sich jeden einzelnen Zug einzuprägen. »So viel wollte ich dir bieten - eine Hochzeit in einer großen, prächtigen Kathedrale ...«
»Aber ich fand unsere Trauung wundervoll. Schöner hätte sie gar nicht sein können.«
Sein Lächeln beglückte sie, und sie war froh, weil sie ihren Stolz bezwungen hatte, weil er sie nicht im Zorn
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