Geisel der Leidenschaft
englischen Hof aufgewachsen war. Aber er entwickelte sich sehr schnell zu einem echten Schotten. In den Adern seiner Frau floss das Blut der Wikinger und alter schottischer Stämme. Auch mein Vorfahre heiratete eine Schottin. Angeblich hatten sie sechzehn Kinder, deren Familien sich im ganzen Land verbreiteten. Mein Vater starb, als ich ein kleiner Junge war, und ich wuchs im Haus eines Vetters heran - sein Heim wurde von englischen Angreifern verwüstet, seine Frau ermordet ... Aye, ich trage meinen Namen voller Stolz. Und seit Wallace mich zum Laird dieser Festung bestimmt hat, weiß ich, wo ich hingehöre - ein wundervolles Gefühl.«
»Vielleicht verstehst du jetzt, was mir Clarin bedeutet.«
»Aye, Lady.« Zärtlich küsste er ihre Schläfe. »Keine Bange, man wird ganz bestimmt eine Lösung für dein Problem finden. Es braucht nur seine Zeit.«
»Manchmal habe ich Angst«, gestand sie leise.
»Wovor?«
»Das alles erscheint mir so unglaublich. Da liege ich neben dir im Bett, berühre dich, erwache an deiner Seite und halte den Atem an, weil du so vollkommen bist ...«
»Wohl kaum!«, unterbrach er sie belustigt. »Voller Narben, von einem wilden Temperament erfüllt, ein Gesetzloser, ein Emporkömmling ...«
»Für mich bist du vollkommen. Und ich fürchte, eines Tages wird's mir so Vorkommen, als hätte ich nur geträumt - wenn ich erwache und du liegst nicht neben mir ...«
Zögernd erwiderte er: »Gewiss, solche Tage wirst du erleben. Aber ich werde immer wieder zu dir zurückkehren. Das schwöre ich. Was auch geschehen mag. Ich komme zurück.«
In seiner Stimme schwangen so tiefe Gefühle mit, dass Eleanor endlich zu gestehen wagte: »Ich liebe dich, Brendan. Ohne Clarin kann ich leben. Ohne dich nicht.«
Überwältigt richtete er sich auf und betrachtete ihr Gesicht, dann küsste er ihren Mund und liebte sie, zärtlich und leidenschaftlich zugleich. Während er sie in ein schimmerndes Paradies entführte, flüsterte er immer wieder: »Ich liebe dich - ich liebe dich - ich liebe dich.«
Später lag sie in seinen Armen. Und da spürte sie zum ersten Mal, wie sich das Kind in ihr bewegte. Verwirrt zuckte sie zusammen.
Brendan erwachte sofort. »Was ist los?«, fragte er erschrocken.
Lächelnd legte sie seine Hand auf ihren Bauch. »Unser Kind ...«
Unter seinen Fingerspitzen fühlte er ein sanftes Flattern. »O Eleanor ...«, flüsterte er und küsste sie überglücklich.
Eng umschlungen schliefen sie ein.
Am nächsten Morgen wollte Brendan mit Gregory und Lars in die Berge reiten und eine kleine Schafherde suchen, die davongerannt war. Aber da meldete Collum, der Wächter an der Außenpforte, die Ankunft eines Boten und Brendan schwang sich aus dem Sattel.
Als er Griffin in den Hof reiten sah, wusste er, dass er Robert de Bruces Antwort erhalten würde.
Lächelnd stieg Griffin ab. »Sir Brendan, ich überbringe Euch Grüße von Robert de Bruce, dem Earl of Carrick und Annandale!«
»Willkommen, Griffin.«
Nun senkte der junge Mann die Stimme. »Die Botschaft, die ich Euch überreiche, ist nur für Eure Augen bestimmt. Sobald Ihr sie gelesen habt, soll sie vernichtet werden.«
»Danke«, erwiderte Brendan und führte ihn in die Halle.
Dort rief er die Dienerin Joanna zu sich, die sich als tüchtige junge Frau erwiesen hatte. Der Schlossverwalter war mit Lord Hebert nach England zurückgekehrt, nachdem die Verwandten der Gefangenen das Lösegeld bezahlt hatten. Auf Joannas Vorschlag, man müsse einen neuen Verwalter einstellen, hatte Brendan zu ihrer Freude erwidert, von jetzt an solle sie diese Aufgabe übernehmen. Seinen spontanen Entschluss bereute er nicht.
Er bat sie, dem Boten eine kleine Mahlzeit und kühles Ale zu servieren, dann setzte er sich vor den Kamin, um den Brief zu lesen.
Die einleitenden Höflichkeitsfloskeln überflog er. Mit wachsendem Interesse las er die nächsten Zeilen.
Zweifellos kann ich mich an die junge Französin wenden, die jetzt auf Englands Thron sitzt, und sie wird sich sicher für die Vorgänge interessieren, nachdem ein alter teurer Freund ihres Bruders einen so tragischen Tod erlitten hat. Letzten Endes wird die Gerechtigkeit siegen. Aber wie ich höre, hat Miles Fitzgerald trotz der Waffenruhe und ohne den Befehl des Königs eine große Truppe zusammengetrommelt. Unsere eigenen Streitkräfte, in den letzten Jahren bedauerlicherweise stark dezimiert und infolge des Waffenstillstands weiterhin verringert, sind Fitzgerald nicht gewachsen. Den Zorn des
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