Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)
einfach. Das übernimmt nämlich Apostel Hollerbusch aus Sachsenhausen ... Genau, Apostel ... Genau, aus Sachsenhausen, von der Gemeinde des Barmherzigen Heilands von Nazareth und Umgebung ... Nein, der weiß das noch nicht, sehen Sie also zu, daß er’s erfährt ... Und keine Mätzchen, sonst muß hier jemand dran glauben, ich mach keinen Spaß. Ach, und bei der Gelegenheit hätte ich noch gerne ihre Durchwahl.“
Ludger kritzelte etwas auf einen Block, bedankte sich und legte auf.
Zu Herrn Schweitzer gewandt: „Ich hoffe, Ihr Apostel hält, was Sie versprechen.“
Doch in dieser Hinsicht war er sich ganz sicher: „Worauf Sie einen lassen können.“
Oma Hoffmann und Uzi kicherten, denn solch frivole Töne hatten sie von einem soignierten Herrn wie diesem hier kaum erwartet.
„Der ist doch verrückt“, meinte Oberkommissarin Annie Landvogt, nachdem man das vor kurzem aufgezeichnete Telefonat mit dem Bankräuber ein drittes Mal abgehört hatte.
„Das ist in der Tat nicht zu leugnen“, räumte ihr Partner Heiner Kaschtaschek widerwillig ein, „der ist total meschugge.“
Und der Sachsenhäuser Revierleiter Paule Hansen fand es komisch, einen vor einer Stunde noch als brandgefährlich eingestuften Kapitalverbrecher nun als meschugge auszugeben. Aber vielleicht war das ja beim BKA ein und dasselbe. Hansen war jetzt lange genug bei dem Verein, um sich nur noch selten über irgend etwas bezüglich des Bundeskriminalamtes zu wundern. Der letzte Fall, der bei ihm mehr als ein Achselzucken ausgelöst hatte, war ein aus Eifersucht nach allen Regeln der Tranchierkunst eindrucksvoll dahingemetzelter ehemaliger Pilot der Lufthansa gewesen. Opfer und Täterin waren jenseits der Siebzig. Das Opfer war fremdgegangen. Alle Achtung.
„Was sagt denn der Computer?“
„Negativ. Lediglich eine vage Übereinstimmung mit einem Scheckbetrüger, aber der sitzt seit einem halben Jahr nachweislich in Moabit.“
„Und die Videobänder aus der Bank?“
„Ebenfalls negativ.“ Kaschtaschek schüttelte resigniert mit dem Kopf.
„Das heißt, wir haben es wahrscheinlich mit einem Ersttäter zu tun. Das erklärt auch das absonderliche Verhaltensmuster unseres Mannes. Keine Struktur zu erkennen.“
Hier fragte sich der anwesende Polizeiobermeister Frederik Funkal, warum eine Ersttat absonderlich zu sein hat. Lernt man das neuerdings auf der Polizeischule? Verunsichert blickte er zu seinem Vorgesetzten Hansen, doch dieser verdrehte die Augen nach oben, und bedeutete ihm damit, daß die Schlußfolgerungen der beiden Witzfiguren vom BKA der allerletzte Schwachsinn seien.
Funkal bewunderte Hansen sehr. Schon seit mehr als zehn Jahren schob man gemeinsam Dienst und hatte die ein oder andere Schlacht erfolgreich geschlagen. Als Feind wollte er Hansen nicht haben, doch als kumpelhafter Vorgesetzter war er eine Wucht. Auf seine Jungs von der Wache ließ er nichts kommen. Und auf seine Mädels auch nicht, fügte Funkal gedanklich hinzu, denn seit ungefähr vier Monaten gab es da noch Marlies, eine prima Kollegin. Doch die hatte heute frei. Schade eigentlich. Denn Frederik war ein bißchen in sie verliebt. Er gestand es sich bloß nicht ein.
„Wir schmuggeln eine Wanze ein“, entschied Heiner Kaschtaschek.
„Mit dem Essen“, bewies die Kommissarin antizipatorische Fähigkeiten und Teamgeist.
„Mit dem Essen“, bestätigte ihr Kollege. Dann wandte er sich an den Techniker.
„Ein Kinderspiel ist das“, beantwortete dieser wiederum die Frage, bevor sie gestellt wurde. „Am besten im Korken einer Weinflasche, die mit dem Essen geliefert wird. Das haben wir schon beim Außenminister so gemacht.“ Und als hätte er zuviel verraten: „Ups, ist mir nur so rausgerutscht.“
„Na dann mal los.“ Heiner Kaschtaschek rieb sich die Hände. „Apostel Hollerbusch ausfindig machen, beim Metzger Pomp den Wein besorgen und die GSG 9 anfordern, wir stürmen die Bude noch in dieser Nacht.“
„Da fehlt noch was“, bemerkte der Sachsenhäuser Revierleiter Paule Hansen süffisant.
„Was?“
„Die Baupläne von der Teutonischen Staatsbank am Schweizer Platz, hier gegenüber.“ Soviel Nonchalance hatte er heute noch in keinen seiner Sätze gelegt. Und für sich fügte er ein etwas weniger nonchalantes „Ihr Dorftrottel“ hinzu.
„Wenn die nette Filialleiterin vielleicht noch mal Kaffee kochen könnte ...“, flötete der Bankräuber.
„Fick dich“, ließ nun auch Frau Theresa Trinklein-Sparwasser mangelhafte Manieren
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