Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Titel: Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
Vom Netzwerk:
allerdings würde hier kein Hai angeboten, so leid es ihnen auch täte, man wisse ja um der Japaner Vorliebe für Fisch und anderes Meeresgetier, sondern ein Bird, a very small Bird sogar. Zur Veranschaulichung schlug Herr Schweitzer ein paar mal mit den Armen, die Flügel darstellen sollten, und sah dabei ziemlich dämlich aus.
    Allerdings hätte man sich dieses Kasperletheater um Hai und Bird auch sparen können, denn Yoko und Kogyo entschieden sich für den Risotto-„Rice“, die einzige ihnen bekannte Komponente.
    Dann ließ Ludger Trinklein eine Liste herumgehen, auf die jeder seine Wünsche notieren konnte. Herr Schweitzer übernahm dies für die Japaner.
    Als die Reihe an Johnny kam, fragte dieser: „Kann man dazu ein paar Flaschen Rotwein haben? Ich meine ..., der paßt doch zu allen drei Gerichten.“
    Olala, sagte sich Herr Schweitzer, hat der alte Globetrotter einen Hang zum Alkohol. Und wenn man genauer hinschaute, sah man ihm die abgewirtschaftete Leber auch an. Er, Herr Schweitzer, hatte da einen Blick für. Jahrelang geübt in diversen Kneipen Sachsenhausens. Andererseits, und das mußte auch mal gesagt werden, war gegen das eine oder andere Glas Wein am Abend nun wirklich nichts einzuwenden.
    „Geht in Ordnung, Jungs“, stimmte der Geiselnehmer überraschend leutselig zu, „Aber kein Gelage, wir müssen schließlich klaren Kopf bewahren.“ Er zwinkerte mit dem Auge.
    Es dauerte nicht lange, dann war die Liste wieder bei Ludger. Er überflog sie rasch, schüttelte den Kopf und lächelte dabei. Er wählte die Nummer auf der Menükarte.
    An der Art wie der Bankräuber mit der Spezialitätenmetzgerei Pomp sprach, glaubte Herr Schweitzer zu erkennen, daß man bereits miteinander bekannt war. Lediglich der Hinweis, das Essen sei dann bei der Einsatzleitung am Schweizer Platz, welche noch dementsprechend von ihm instruiert werde, abzugeben, bedurfte der zweifachen Wiederholung, was allerdings, wenn man es recht bedachte, nicht weiter verwunderte, denn nicht jeder Metzgerei ist es schließlich gegeben, die Teilnehmer einer dramatischen Geiselnahme zu verköstigen. Mit Sicherheit würde man dann ja auch in den Medien erwähnt, und das ist allemal die Mehrarbeit wert, die ein Mittagsmenü zum Abend verursachte.
    Und wann immer Herr Schweitzer später an dieses Abenteuer zurückdenken sollte, so war dies der Augenblick, in dem er sich das erste Mal ernsthaft Gedanken über das weitere Wohlergehen Herrn Trinkleins machte. Nicht daß es ihm eine Herzensangelegenheit gewesen wäre, das nicht gerade, doch wies nicht zuletzt die unorthodoxe Handhabung der Metzgereisache darauf hin, daß dem Geiselnehmer von Beginn an sein eigenes Schicksal schlicht und ergreifend egal war. Von Stund an glaubte Herr Schweitzer nicht mehr daran, daß der von Trinklein geforderte Hubschrauber je zum Einsatz kommen würde, oder daß dies überhaupt mal geplant war. Auch eine wie auch immer geartete erfolgreiche Flucht schien mehr und mehr in den Utopiebereich abzudriften. Und je aussichtsloser sich die Situation für Ludger darstellte, desto mehr suchte Herr Schweitzer nach Auswegen. Das war so seine Art, daran ließ sich nichts ändern.
    Exakt in diese Gedankenwelt Simon Schweitzers platzte Herr Trinklein mit der Frage: „Kennt einer von Euch jemanden, den man mit der Essensübergabe beauftragen kann?“
    „Freilich, den Guntram“, antwortete Herr Schweitzer souverän und stante pede auf die eher rhetorisch gemeinte Frage.
    „Muß man den kennen?“
    „Guntram Hollerbusch, seines Zeichens Apostel der Gemeinde des Barmherzigen Heilands von Nazareth und Umgebung, hier in der Sachsenhäuser Heimatsiedlung. Der ist mit Sicherheit über jeden Zweifel erhaben.“ Simon Schweitzer fand, dies sei eine Glanzidee. Aber es war ja auch seine.
    „Apostel?“
    „Apostel. Genau. Kein Pfarrer.“
    Spornstreichs wählte Ludger die 110 und ließ sich mit der Einsatzleitung vor Ort verbinden, was sich schwieriger gestaltete als erwartet, denn der diensthabende Beamte zweifelte doch merklich an Herrn Trinkleins Authentizität als Geiselnehmer. Erst als dieser mit einem handelsüblichen Massaker drohte, kam der Beamte in die Gänge.
    Doch dann stand die Leitung. „Hallöchen, ich bin’s wieder. Ich hab gerade Essen für heute abend bestellt. Bei der Metzgerei Pomp. Die bringen’s dann bei Ihnen vorbei. Und bevor Sie auf den saublöden Gedanken kommen, das Essen durch einen James Bond aus ihren Reihen zu überbringen, vergessen Sie es

Weitere Kostenlose Bücher