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Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Titel: Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Lautsprecher.
    „Genau. Popic. Dank des todesmutigen Journalisten des Sachsehäuser Käsblättchens, Dragoslav Popic, ist eine objektive Berichterstattung über die Vorgänge im Inneren des Hexenkessels weiterhin gewährleistet.
    Durch eine unausgereifte Polizeitaktik, die auf profanen Zeitgewinn abzielt, ist das Leben der Geiseln, darunter etliche Frauen, aufs höchste gefährdet. Wie der trotz allem umsichtige Bankräuber gegenüber Popic erklärte, hätte die Aktion schon längst beendet sein können, wäre die Polizei umgehend auf seine Forderungen eingegangen. Doch scheint wie stets bei solchen Geschehnissen die Profilierungssucht einzelner Teile der Polizei im Vordergrund zu stehen. Es gab einmal Zeiten, da stand das Leben von Geiseln ganz oben auf der Prioritätenliste. Leider sind an diese Stelle offenbar Karriereambitionen von Beamten gerückt, die – Ironie des Schicksals – zum Teil von den Steuern der vom Tode Bedrohten bezahlt werden. Das Sachsehäuser Käsblättche hofft, auf diese Weise die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und fordert die Verantwortlichen auf, endlich klipp und klar Stellung zu den Vorwürfen zu beziehen.
    Im Moment sieht es danach aus, daß die Geiseln auch die Nacht über in Gefangenschaft verbringen müssen. Ein erster Nervenzusammenbruch hat sich bereits ereignet.“

Dragoslav Popic hatte seinen Blick auf Frau Theresa Trinklein-Sparwasser gerichtet, die jedoch in anderen Sphären schwebte.
    Und weiter: „Es steht zu befürchten, daß sich der Gesundheitszustand der Geiseln dramatisch verschlechtert. Wie der Bankräuber versichert, wird sich die Spirale der Gewalt bald dem Ende entgegendrehen, sollten morgen früh die geforderten 35 Millionen Euro immer noch nicht bereitstehen. Unser Journalist vor Ort, Dragoslav Popic, appelliert nochmals eindringlich an die Polizeileitung, alles Erdenkliche zu tun, damit der spektakuläre Bankraub ohne Blutvergießen über die Bühne geht. Nun, Chef, wie war das?“
    „Saugut, Popic. Saugut.“
    „Was haben Sie mittlerweile herausbringen können?“
    „Nichts, was nicht schon im Radio oder Fernsehen gesendet wurde. Die haben offenbar ihr Studio gegenüber von euch eingerichtet. Man sieht jedenfalls die Bank von schräg oben. Bevor ich’s vergesse, heute abend wird eine Extraausgabe vom SK erscheinen. Dein Artikel ganz groß. Die Druckerei macht Überstunden.“
    „Ist ja stark, Chef.“
    „Ich hab sogar ein Dutzend Schüler engagiert, die das Blättchen dann an ein paar Kreuzungen kostenlos an die Autofahrer verteilen.“
    „Bärenstark, Chef. Ich bin stolz auf Sie.“
    Der Bankräuber wollte was von Popic.
    „Moment, Chef.“
    Ludger erklärte schnell.
    „Ach, Chef, seien Sie bitte so nett und lassen uns ein Exemplar zukommen. Vielleicht mit dem Abendessen über die Metzgerei Pomp.“
    „Euch ist wohl langweilig.“
    „Das nicht gerade, Chef.“
    Es folgte ein hemdsärmeliges Lachen und der Hinweis, daß er, Melibocus, nur Spaß mache. Nach der Bitte, Popic möge sich weiter ins Zeug legen, beendete der Chefredakteur das Telefongespräch.
    „Das wird den Bullen aber mächtig Feuer unter dem Arsch machen“, prophezeite Ludger.
    „Ich denke, wir haben doch alle was davon, wenn die Sache bald beendet ist.“
    „Natürlich, Herr Popic. Aber ich sage es noch mal, niemand wird zu Tode kommen.“ Unwillkürlich drehte sich der Geiselnehmer zu seiner Ex und betrachtete sie.
    Dergleichen tat Popic, und er wurde das Gefühl nicht los, daß Trinkleins Versprechen nicht wirklich in Erfüllung gehen würde. Trotzdem war er sich sicher, daß nicht er es sein würde, der ins Gras zu beißen habe.
    Kurz vor halb sieben, man war gerade mit dem Verstecken der Wanze fertig geworden, brachte ein Bote die erste Extraausgabe in der Geschichte des Sachsehäuser Käsblättchens vorbei. Beigefügt war eine Notiz des Herausgebers und Chefredakteurs, die Zeitung zusammen mit dem Essen dem Bankräuber zu überbringen.
    Heiner Kaschtaschek und Annie Landvogt waren eifrig am Lesen, wobei die spärliche Gestik verriet, daß der Artikel wenig Anklang bei ihnen fand. Kaschtascheks Finger tippelten nervös über die Tischplatte.
    „Bringt mir sofort diesen Popic her. Sofort“, schrie der Kommissar.
    Doch Wehklagen half da wenig, ergo beschwichtigte seine Kollegin: „Aber Heiner, das geht doch nicht. Dieser Popic ist doch eine Geisel.“
    Kaschtaschek reagierte mit Befremden: „Na und?“ Als er kurz darauf seinen Fauxpas bemerkte, schlug er einen

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