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Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Titel: Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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setzte sich in Bewegung. Simon Schweitzer murmelte ein paar fromme Sprüche zur eigenen Erbauung, dann bewegte sich auch Blondchen, das vor ihm stand. Er folgte ihr. Da der Bankräuber rechts an der Tür stand, blickte Herr Schweitzer mit gesenktem Kopf nach halblinks.
    Fast wäre der Geniestreich gelungen. Aber nur fast. Der Regen prasselte schon verhement das Lied der Freiheit gegen die Scheiben des Vorraums, Herr Schweitzer stand kurz vor einem Frohlocken, und doch wurde die Befreiungsaktion im letzten Moment ein Schlag ins Kontor.
    Mit einem Fuß war er schon draußen, als der Geiselnehmer den Braten roch: „Hey, Sie da.“
    „Wer? Ich?“ Es war ein letzter, wenn auch kindischer Rettungsanker, den der Herr Schweitzer da auswarf.
    „Wer sonst?“
    Er hatte es vermasselt und eingedenk der philosophischen Betrachtungsweise, daß Leben Sterben bedeutet, blieb er in Erwartung des finalen Schusses stehen, ohne ausdrücklich dazu aufgefordert worden zu sein. Simon Schweitzer hatte Angst wie nur einmal zuvor in seinem Leben. Das lag schon einige Zeit zurück und betraf den ersten Sex. Und damals war auch alles in die Hose gegangen. Sprichwörtlich.
    Folglich legte er behutsam seine vielleicht letzten Worte auf die Waagschale: „Ich wollte nur mal ...“
    Was hätte er sagen sollen? Was hätte einen Sinn ergeben? Ich wollte nur mal Bier holen gehen, vielleicht? Nein, es war eindeutig besser, den Satz unvollendet zu lassen. Nichts war’s mit Heldenepen am Kaminfeuer.
    „Hiergeblieben. Hab ich gesagt, daß Sie gehen können?“
    „Nicht so direkt ...“
    „Umdrehen.“
    Herr Schweitzer tat wie geheißen.
    „Und jetzt wieder zu den anderen.“
    Er merkte, wie ihm der Schweiß an den Schläfen herunterrann und seine Knie zitterten. Er fühlte sich beschissen. Da zwinkerte ihm die ältere Dame in Jeans zu. Zuerst war er ein wenig überrascht, weil so eine Geste der Situation nicht angemessen war, doch als er noch das verschämte Grinsen der Punkerin bemerkte, fühlte er sich wieder aufgenommen in den Kreis der Schicksalsgenossen. Herr Schweitzer beruhigte sich wieder ein bißchen.
    Die anderen waren in Freiheit. Der Bankräuber setzte den Schließmechanismus in Gang. Dann zog er den Schlüssel ab und steckte ihn sich in die rechte Hosentasche. Dies hatte Simon Schweitzer trotz aller Aufgeregtheit beobachtet und beschlossen, es sich zu merken. Man konnte nie wissen, wozu das später noch gut sein konnte.
    Durch die Scheibe sah er den schwarzen Eimer, der von Jonathan dort in Panik zurückgelassen worden sein mußte. Also dürfte die Polizei schon verständigt sein. Herr Schweitzer blickte sich vorsichtig um und stellte mit Schrecken fest, daß sich kein Bankangestellter mehr im Raum befand, der den Tresor aufschließen oder die Geräte mit der verzögerten Geldausgabe hätte bedienen können. Dies war partout nicht lustig, aber gewisslich so geplant, wie er dem zufriedenen Gesichtsausdruck des Geiselnehmers entnehmen konnte.
    „Könnten wir bitte die Hände runternehmen, es tut so weh“, bat die ältere Dame mit gebotener Unterwürfigkeit.
    „Äh, ach so, natürlich.“ Das Männeken wirkte zerstreut. „Und setzen Sie sich auf den Boden. Das Ganze könnte länger dauern.“
    Man setzte sich. Einige zogen ihre Jacken oder Mäntel aus, um sie als Unterlage zu benutzen, da der Boden mit kleinen Regenwasserpfützen, die von der nassen Kleidung stammten, verdreckt war.
    „Und geben Sie bitte Ihre Handys ab. Alle.“ Eine unwirsche Bewegung mit der Beretta 92 unterstrich das Gesagte.
    Die Punkerin war die erste, die ihres nach vorne schob. Dann gab noch ein Mann mit langen braunen Haaren, die zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren, und in Wanderklamotten, wie Herr Schweitzer zu erkennen glaubte, sein Handy ab.
    Die asiatische Frau hatte das Treiben beobachtet, griff nun in ihre Handtasche und sagte leise etwas in Landessprache zu ihrem Begleiter, woraufhin der Bankräuber mit puterrotem Gesicht schrie: „Hier wird nicht geflüstert.“
    Dabei spritzten ein paar Speicheltropfen in der Asiaten Gesichter, die dies jedoch mit der diesem Menschenschlag eigenen Höflichkeit ignorierten.
    Herr Schweitzer war drauf und dran zu erklären, daß die ausländisch aussehenden Geiseln möglicherweise aus dem Ausland und infolgedessen der deutschen Sprache nicht mächtig waren. Doch der alarmierende Stimmungsumschwung des Bankräubers hielt ihn davon ab.
    Offenkundig hatten jedoch die Asiaten das Begehr des unfreundlichen

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