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Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Titel: Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Herrn mit der Pistole erahnt, denn auch sie gaben ihre Handys ab.
    Der Bankräuber sammelte die Telefone ein. Als von draußen lauter werdendes Sirenengeräusch zu vernehmen war, sagte er nur lapidar: „Na also, geht doch.“
    Durch die Sichtblenden war das matt rotierende Blauweiß eines Einsatzwagens zu erkennen. Autotüren wurden zugeschlagen. Herr Schweitzer fragte sich, warum keine Reifen quietschten, das gehörte doch dazu, wurde sich dann aber des unsäglichen Schmuddelwetters bewußt, unter dem nicht nur er seit Wochen zu leiden hatte, und in diesem Zusammenhang gelangte er zu der wissenschaftlich fundierten Erkenntnis, daß Gummireifen auf nassem Asphalt gar nicht quietschen, sondern nur rutschen konnten. Dies waren fürwahr absonderliche Gedanken, die er da hegte, aber, mit Verlaub, dafür konnte man ihn nun wirklich nicht verantwortlich machen.
    Nun, da die ersten Vorboten der Staatsgewalt vor Ort waren, schauten die Geiseln ängstlich gespannt auf den Bankräuber und fragten sich, was dieser denn jetzt zu tun gedenke, hatte man sich in den wenigen Minuten ganz allgemein doch des Eindrucks nicht erwehren können, einen recht eigenbrötlerischen Delinquenten vor sich zu haben.
    Sie wurden nicht enttäuscht, Aki Kaurismäki führte weiterhin Regie.
    Ein maliziöses Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er aus einer der vielen Taschen seiner Arbeitsmontur einen Damenstrumpf herausholte und ihn sich über das Gesicht zog. Dann setzte er noch eine schwarze Baskenmütze aus weichem Strick auf, eilte zwischen den Asiaten und Herrn Schweitzer hindurch und bewegte mittels Knarre den Herrn mit dem Pferdeschwanz, der sich ganz nah an die Wand gedrückt hatte, zum Aufstehen.
    Als ihm dies zu lange dauerte, zerrte er ihn hoch und kreischte markerschütternd: „Los, mitkommen.“
    Dem Herrn war jedwede Farbe aus dem Gesicht gewichen. Durch die Strumpfmaske drang des Übeltäters gedämpfte Stimme: „Wir gehen jetzt nach vorne und zeigen den Bullen mal, was hier abgeht. Und Ihr ...“, er drehte sich halb um und unterstrich seine Worte mit der Beretta, „bleibt brav hier sitzen, sonst knallt es.“
    Was hätten sie auch statt dessen tun sollen? Polka tanzen?
    Er schob die Geisel vor sich her bis zur Schiebetür, setzte ihr die Pistole an die Schläfe und machte mit der linken Hand Zeichen, die den vor der Eingangstür wartenden Polizisten unmißverständlich klarmachen sollten, sie mögen tunlichst verschwinden, andernfalls sich eine Kugel lösen könnte. Dies tat er mit so reicher Gestik, daß kein Vertun möglich war. Zudem hielt er noch die Faust ans Ohr, um anzudeuten, daß die Kommunikation fürderhin per Telefon abzuwickeln sei.
    So hatte es Herr Schweitzer verstanden, der es nun mit dem Pinkeln kaum noch aushielt. Schon waren seine Augen glasig. Dann redete er Klartext: „Ich muß mal.“
    Das Männeken stieß die Geisel zurück auf den Boden zu den anderen und zog die Maske aus. „Wie bitte?“
    „Ich muß mal.“
    „Ach, will der Herr mal wieder stiften gehen. Hofft wohl, durch ein Toilettenfenster zu verduften, hä?“
    „Nein wirklich. Ich muß ...“ Simon Schweitzer kam sich ziemlich dämlich vor.
    Völlig überraschend fing der Geiselnehmer daraufhin zu grinsen an und sagte zu Herrn Schweitzer: „Ja dann gehen Sie mal nach oben auf die Toilette und sagen Frau Theresa Trinklein-Sparwasser bei der Gelegenheit, sie möge ihren Arsch doch bitte nach unten bewegen. Wir wären dann nämlich komplett.“
    Gerade so, als könne das Spiel beginnen, nun da auch der Außenverteidiger endlich gekommen war.
    Herrn Schweitzers Bedürfnis war viel zu dringend, als daß er sich über die Äußerungen des Bankräubers großartig Gedanken machte. Alsogleich bedankte er sich und stürzte zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinauf. Mit einem Blick sondierte er das Terrain und ortete das WC-Zeichen, ein Keramikschild, Bub mit heruntergezogener Krachlederner auf Schüssel hockend, an einer der beiden Türen, die er hektisch aufriß, mit der freien Hand schon seinen Hosenlatz öffnend.
    Ach, du heiliger Bimbam. Er war ganz schön erschrocken, als er die Frau auf dem Deckel sitzen sah, lamentierte aber nicht, auch aus Zeitmangel, sondern schickte sie wie befohlen nach unten: „Sie werden erwartet.“
    Schließlich hatte er die Scharte des mißlungenen Fluchtversuchs auszuwetzen, und Insubordination war nahezu das letzte, was er sich momentan vorwerfen lassen wollte.
    Tür schließen, Toilettendeckel heben und

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