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Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Titel: Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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die üblichen Uriniervorbereitungen treffen waren ein einstudierter Bewegungsablauf. Als es zu plätschern anfing, entspannten sich seine Gesichtszüge merklich. Er pinkelte stundenlang. Der Blasenschmerz nahm ab. Nun hatte er Zeit, über die Worte des Bankräubers nachzudenken. Woher kannte er wohl den Namen der Frau, die sich hier oben versteckt hatte? Nein, tadelte sich Simon Schweitzer, du gehst die Sache falsch an. Als erstes stellte sich nämlich die Frage, woher er das Versteck dieser Theresa Dingsbums überhaupt kannte. Aber schon bald sah er ein, daß es müßig war, darüber zu spekulieren. Folglich ließ er es bleiben, schüttelte die restlichen Tropfen ab und wusch sich die Hände. Das kleine Fenster war vergittert, ja es ließ sich nicht einmal kippen, stellte er traurig fest.
    Draußen stand noch die Dame, die er schon unten bei den anderen gewähnt hatte.
    „Was machen Sie noch hier oben?“ flüsterte er.
    „Wieso ist der noch nicht weg?“
    Trotz seiner leicht überreizten Nerven erklärte er der Dame ausführlich den Sachverhalt und bat sie dringend, mit ihm hinunter zu gehen, um einen weiteren Tobsuchtsanfall seitens des Geiselnehmers zu verhindern. Er könne die Lage nicht präzise einschätzen und wolle daher einen Schußwaffengebrauch, der die Sache nur noch verschlimmerte, nicht ausschließen.
    Sie war nicht restlos überzeugt, doch sie folgte Herrn Schweitzer die hübsch strukturierten Stufen herunter. Es war doch mehr als seltsam, daß der Bankräuber ihren Namen kannte, und selbst wenn, dann verheimlicht man dies doch wegen der eigenen Anonymität.
    Unpassend gravitätisch nahm sie die letzte Stufe, als der Geiselnehmer hinter einer ihn halb verdeckenden Stellwand hervortrat.
    „Ludger? Du? Hier?“
    „Darf ich vorstellen: Frau Theresa Trinklein-Sparwasser, hochgeschätzte Filialleiterin der altehrwürdigen Teutonischen Staatsbank.“
    Herr Schweitzer nahm wieder seinen Platz ein und hoffte auf ein wenig Aufklärung in dieser verworrenen Angelegenheit. Er war zwar nicht der dümmsten einer, doch dies hier schlug in puncto Kuriosität dem Faß den Boden aus.
    „Und obendrein noch Ex-Ehefrau Herrn Ludger Trinkleins“, ergänzte die Filialleiterin und fügte spöttisch hinzu: „Was soll denn der Mist? Glaubst du vielleicht, das macht die Sache besser?“
    Er wußte nicht, was welche Sache wie hätte besser machen können, doch hielt Simon Schweitzer den Ton der Frau Trinklein-Sparwasser bei aller Wertschätzung für entschieden zu arrogant.
    Ludger sah es offenbar ähnlich, denn blitzschnell zog er ihr die Beretta 92 übers Gesicht, woraufhin das Frauenzimmer unrühmlich zu Boden ging.
    Ohne einen Pieps von sich zu geben, rappelte sie sich wieder auf, zog ihren silbergrau melierten Nadelstreifenrock zurecht und blickte ihren Ex an, als wäre er ein anderer.
    Das hast du jetzt davon, du blöde Schnepfe, dachte Herr Schweitzer, wunderte sich aber zugleich, warum er in einer solch brenzligen Lage anfing, Sympathien zu verteilen. Das ist doch nicht normal. Oder?
    Kaum hatte er dies gedacht, wurde das Sympathiepunktekonto auch schon wieder ausgeglichen, als der Bankräuber abermals tobte: „Und wenn du glaubst, hier auch eine Show abziehen zu können, dann mach ich dich platt.“
    Dabei rammte er der am Boden sitzenden Exgattin den Lauf der Pistole in das linke Nasenloch, bis es zu bluten anfing.
    Erschrocken nickte Frau Theresa Trinklein-Sparwasser, soweit es der Stahl in ihrer Nase zuließ.
    „Besser du machst, was ich dir sage.“
    Sie nickte erneut. Überraschung spiegelte sich in ihren großen, dunklen Augen.
    Rückwärts näherte sich der Bankräuber dem Container und förderte je eine Rolle Packpapier und Klebestreifen zutage, die er vor die Geiseln warf. Dann deutete er auf Herrn Schweitzer und einem Mann mit Allerweltsgesicht und befahl ihnen, damit die zwei großen Scheiben der Schiebetür bis Augenhöhe abzudichten.
    Man begab sich ans Werk. Wehmütig blickte Simon Schweitzer durch die Graupelschauer auf die immer zahlreicher werdenden Polizeiwagen. Ein Krankenwagen war auch schon darunter. Rotweißes Absperrband hielt die Fußgänger davon ab, den unmittelbaren Bereich vor der Bank zu betreten. Einige Menschen hatten sich auf der gegenüberliegenden Seite des Schweizer Platzes versammelt und wurden von zwei Polizisten höflich aber bestimmt nach hinten gedrängt. Herr Schweitzer konnte sie förmlich hören, wie sie sich beschwerten, denn nie ist in Sachsenhausen was los, und

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