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Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Titel: Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Geschöpf Theresa Trinklein-Sparwasser und dann den Tragöden Ludger Trinklein. Wie hatte er sich nur so an der Nase herumführen lassen können? Er, der gloriose Menschenkenner, dessen weitreichende Kenntnisse in Sachen Tiefenpsychologie an Tausenden von Kneipenabenden vertieft und geschliffen worden waren, er, der in Sachsenhausen von Hinz und Kunz in Beziehungsangelegenheiten um Hilfe und Rat gebeten wurde, hatte versagt wie ein Dilettant, wie ein blutiger Anfänger. Aber andererseits hätte sich auch nicht viel geändert, wenn er das Spiel von Anfang an durchschaut hätte, oder? Vielleicht hätte er den Bankräuber, der nun definitiv keiner war, von seinem Vorhaben abbringen können. Allein, er glaubte es nicht recht.
    Und während Herr Schweitzer über alle möglichen Spielarten, was wann wie hätte anders laufen können, sinnierte, hatte Trinklein aus dem Container einen Kleiderstapel geholt und zog sich aus. Natürlich nicht ganz nackisch, nur bis zur Unterhose.
    Seit langer Zeit meldete sich mal wieder Oma Hofmann zu Wort: „Anstatt Ihrem Striptease wäre es mir offengestanden lieber, Sie würden mir die Handschellen lockern. So eine alte Frau ist nämlich nicht mehr so gelenkig wie die Gummipuppe, die ich neulich noch war. Mir tun die Hände weh.“
    „Ja, gleich.“ Herr Trinklein zwängte sich in eine Jeans. Mit freiem Oberkörper ging er von Geisel zu Geisel und löste die Handschellen. „Daß ihr mir ja nicht ausbüchst.“
    „Und was wird jetzt aus Ihrer Frau?“ wollte Uzi wissen derweil sie sich die Handgelenke rieb.
    „Die kriegt ihr Fett noch weg, das kann ich euch versprechen“, lautete die kryptische Antwort des Bankräubers während er sich einen erotisch bemerkenswerten BH anzog.
    „Aber ist sie nicht krank?“ bohrte Uzi weiter.
    „Wenn Egoismus und ein mieser Charakter Krankheiten sind, dann vielleicht.“
    Rückblickend sprach einiges dafür, daß Uzi zu diesem Zeitpunkt bereits ahnte, wohin der Hase lief.
    In die schwarzen Körbchen der weiblichen Reizwäsche steckte der Bankräuber zwei gelbe Tennisbälle, was ihm einen anerkennenden Pfiff von Uzi einbrachte.
    „Sexy, gelle.“
    „Na ja“, wiegelte die Punkerin ab, „mein Stil ist es nicht. Ich steh mehr auf Männer mit Sicherheitsnadeln im Ohr und sonstwo.“
    Und sonstwo, wiederholte Herr Schweitzer für sich. Was bedeutet dieses Sonstwo? Doch nicht etwa … Prüfend schaute er Uzi an, aber kein anzügliches Grinsen gab ihm eine Antwort. Gibt es tatsächlich Männer, die sich eine Sicherheitsnadel buchstäblich durchrammten? Uzis Bemerkung war doch leicht nebulös. Herr Schweitzer nahm sich vor, demnächst mal Klarheit in die Sache zu bekommen. Möglicherweise wußte Bertha vom Weinfaß was davon. Die hatte eine frivole Allgemeinbildung.
    Über den BH zog sich der Bankräuber eine geblümte Bluse, die vor vielleicht einem halben Jahrhundert und damals auch nur in Offenbach inklusive Landkreis einem grausamen Modetrend jenseits allen Vorstellungsvermögens entsprochen hatte. Als sozusagen krönender Abschluß folgte eine blonde Perücke, wobei sich die Haarpracht auf den Schultern nach außen wölbte, ähnlich der Frisur Evelyn Hamanns in diversen Loriot-Sendungen. Dann bearbeitete Trinklein seinen Mund noch mit einem erdbeerroten Lippenstift. Im Zwielicht sah er aus wie eine Bordsteinschwalbe, die seit Urzeiten keinen Freier mehr hatte und in der Gosse nach einem ebensolchen Ausschau hielt.
    „Hübsch“, redete Uzi frei von der Leber weg.
    Herrn Schweitzer kam diese Verkleidung wie ein Fanal gegen die Verrohung der Sitten vor.
    Oma Hofmann schüttelte bloß mißbilligend den Kopf.
    Johnny nutzte die Gunst der Stunde: „Wenn ich vielleicht einen Schluck von dem überaus leckeren Chivas kriegen könnte.“
    Herr Trinklein lächelte mit einem Anflug von Wohlwollen und füllte einen Plastikbecher für den Weltenbummler, der froh gewesen wäre, in einer anderen, ferneren Welt bummeln zu dürfen.
    Dann ging der Bankräuber zur Filialleiterin und zwang sie, die Flasche zu leeren. Offensichtlich hatte sie bereits Schlagseite, denn ein Teil der Flüssigkeit rann ihr beim Schlucken die Mundwinkel herab.
    Allgemein war man natürlich aufs äußerste angespannt.
    Seine Schuhe hatte er sich nicht wieder angezogen, und so ging Ludger Trinklein auf Socken zur Kamera, entnahm ihr die Kassette und überreichte sie Popic, der darob sehr überrascht war. „Wenn das hier vorbei ist, könnte sich die Kassette vielleicht vorteilhaft auf Ihre

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