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Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Titel: Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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ganzheitlich zu verstehen versuchte, weit kam er nicht. Es waren zu viele mysteriöse Puzzleteile, die, jedes für sich genommen, zwar stimmig waren, aber von ihm nicht zusammengesetzt werden konnten. In dieser pikanten Angelegenheit fehlte ihm der Durchblick. Er war enttäuscht von sich. Der große Stratege Simon Schweitzer war nahe dran, die Götter um Rat bitten zu müssen, denn er selbst war alles andere als in Hochform. Und selbst wenn alle Teile scheinbar zu passen schienen, so blieb zum Schluß immer eines übrig, mit dem sich so gar nichts anfangen ließ. Und immer war es genau das Teil, das die Frage aufwarf, wozu das alles? Perverse Familienangelegenheiten hin, perverse Familienangelegenheiten her, was waren des Bankräubers Motive? War Herr Schweitzer hier Zeuge von Ludger Trinkleins Schwanengesang? Summa summarum: die Ereignisse liefen mal wieder aus dem Ruder.
    Der Weise geht in sich, der Narr gerät außer sich, der Philosoph bleibt dazwischen. Vielleicht lag darin ja der Weisheit letzter Schluß, überlegte Herr Schweitzer.
    Weiter kam er allerdings nicht, denn Trinklein setzte seinen Monolog fort: „Jaja, hier eine kleine Intrige, da eine kleine Lüge, so laviert sich unsere Thesi seit jeher voller Heimtücke durchs Leben. Und jetzt laßt uns doch alle gemeinsam mal das Verbrechen durchgehen, dessen ich angeklagt bin. Schön, daß wir drüber reden können, echt. Schließlich kann so eine Anklage wegen Kindesmißbrauchs das Leben ein Stück weit verändern, auch wenn es nur meins ist. Daß sich meine Freunde von mir abgewendet haben, kann man ihnen gar nicht mal verübeln, was? Gut, fangen wir also an.“
    Trinklein schnappte sich den Stuhl und setzte sich so, daß er sowohl die Filialleiterin als auch die Geiseln vor sich hatte. „Dort sitzt die Dame, die mich angezeigt hat.“ Der Lauf der Beretta zielte in die grobe Richtung. „Und jetzt wollen wir uns gemeinsam anhören, welche Beweise sie vorzubringen hat. Thesi, bitte.“
    Da waren Herr Schweitzer und die anderen Geiseln aber sehr gespannt. Denn Beweise sollte es bei einer solch schweren Anschuldigung schon geben.
    Theresa Trinklein-Sparwasser nuschelte etwas, das kaum einer hörte. Dafür aber den Schuß, der ein paar Mosaiksteinchen aus der Säule herausbrach. Mörtel und Keramiksplitter verteilten sich im Raum.
    „Lauter bitte, sonst versteht man dich nicht.“
    Zuweilen kann so ein Knall wahre Wunder bewirken. So auch bei der Filialleiterin. Unter ihrem Stuhl bildete sich eine Urinlache. Alle Impulse ihrer Widerstandskraft waren erlahmt, sie fing an zu weinen, erst ganz leise, dann erfaßte das konvulsische Zucken den ganzen Körper. Trotzdem versuchte sie zu sprechen, doch ihre Stimme brach, sobald sie ansetzte. Nach dem vergeblichen zweiten Versuch ertönte unbarmherzig der zweite Schuß.
    „Wenn die Dame so freundlich wäre, beim Reden mal den Mund aufzumachen, schließlich haben wir hier nicht ewig Zeit, und die Geschworenen möchten doch ganz gerne endlich die stichhaltigen Beweise hören, damit sie das Sorgerecht für Magdalena der hochwohlgeborenen Frau Trinklein-Sparwasser zusprechen können. Also?“

„Waren da nicht zwei Schüsse eben?“ fragte Apostel Hollerbusch besorgt, der neben der Oberkommissarin am geöffneten Fenster stand, um Frischluft zu tanken.
    „Hat sich so angehört, nicht?“ Annie Landvogt ließ das Fernglas sinken, das half allenfalls beim Gugge, nicht beim Horche. Sie ließ sich mit dem Präzisionsschützen verbinden, welcher bei der Buchhandlung Naacher, die, wie auch die anderen Geschäfte ringsum, bis auf weiteres geschlossen bleiben mußte, Stellung bezogen hatte und somit der Teutonischen Staatsbank am nächsten war, der aber nur zwei Plopps vernommen habe.
    „Zwei Plopps“, erklärte Frau Landvogt.
    „Zwei Plopps? Was ist das, zwei Plopps?“ wollte es der nach Vollkommenheit strebende Apostel genauer wissen.
    „Das kann man schlecht sagen. Das extrem dicke Schaufensterglas verschluckt so gut wie alles, da können selbst unsere hochempfindlichen Richtmikrofone nichts ausrichten.“
    „Aber wenn man trotz dieser dicken Scheiben noch zwei Plopps hat hören können, so müßte es sich doch tatsächlich so verhalten, daß diese zwei Plopps ursprünglich mal zwei Schüsse waren.“ So allmählich bekam Apostel Hollerbusch das große Fracksausen, schließlich war mit Simon Schweitzer ein alter Freund unter denjenigen, denen man ans Leder wollte. Das Leben mit all seinen Facetten war mal wieder,

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