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Geist Auf Abwegen-Parkinson, Asperger und Co

Geist Auf Abwegen-Parkinson, Asperger und Co

Titel: Geist Auf Abwegen-Parkinson, Asperger und Co Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douwe Draaisma
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kippen. Die Krankeit, so hatte er Parkinson versichert, sei die Folge »beträchtlicher Ausschweifungen seiner Lebensweise« gewesen, womit er sich vor allem auf übermäßigen Alkoholgenuss bezog. 14 Jetzt war er Bewohner eines Armenhauses. Parkinson war ihm zufällig auf der Straße begegnet, wie auch dem dritten Fall, einem ehemaligen Seemann Mitte sechzig, der so stark zitterte, dass er kaum mehr gehen konnte. Seine gekrümmte Haltung zwang ihn, sich mit einem Spazierstock alle fünf, sechs Schritte wieder in eine aufrechte Haltung zu stemmen. Er erklärte seine Krankheit mit seinem Aufenthalt in einem spanischen Gefängnis, wo er einige Monate lang auf dem feuchten Boden hatte schlafen müssen. Andere Fälle konnte Parkinson nur kurz beobachten. Einen von ihnen hatte er nur beim Vorbeigehen auf der Straße erblickt. Dieser wies eines der charakteristischen Symptome in extremem Maße auf: die Unfähigkeit, sich anders als im Laufschritt bewegen zu können, wenn er erst einmal in Gang gekommen war. Parkinson sah ihn in Begleitung seines Dieners. Alle paar Meter stellte sich dieser vor seinen Herrn, legte ihm die Hände auf die Schultern und wiegte ihn vorsichtig vor und zurück. War der Mann so in Bewegung gekommen, trat der Diener schnell zur Seite, eilte voraus und fing seinen Herrn nach dessen Trablauf von etwa zwanzig Schritten wieder auf.
    Parkinson-Patient, gezeichnet von dem Arzt und Künstler Paul Richer. Die Zeichnung stammt aus der Dissertation von Bechet über die Parkinson-Krankheit (1892).

    Am eingehendsten konnte Parkinson den Krankheitsverlauf bei seinem sechsten Fall verfolgen, einem zweiundsiebzigjährigen Mann. Dieser Patient hatte ein maßvolles Leben geführt, und es ließen sich keine Anhaltspunkte finden, die sein Leiden erklären konnten. Etwa zwölf Jahre zuvor hatte er eine Schwächung seines linken Armes bemerkt und kurz darauf hatte der Tremor eingesetzt. In den folgenden Jahren hatte sich das Zittern auf den anderen Arm und die Beine ausgebreitet. Ungefähr ein Jahr, bevor Parkinson ihn kennen lernte, war er eines Nachts aufgewacht und hatte feststellen müssen, dass er rechtsseitig gelähmt war und das Gesicht stark nach der linken Seite gezogen wurde. Das Zittern rechts hatte aufgehört. Aber als die Kraft in seine rechten Gliedmaßen zurückkehrt war, hatte auch das Zittern wieder angefangen. Auf Parkinsons Nachfrage bestätigte er, er habe Angst, beim Gehen vornüber zu fallen. Das kleinste Hindernis, ein kleiner Stein auf dem Weg zum Beispiel, mache ihm Angst, da er seine Beine kaum heben könne. Wenn er im Zimmer umhergehe, fügte seine Frau hinzu, komme es ihm sogar schwierig vor, über eine Nadel steigen zu müssen.
    In seinem Essay beschrieb Parkinson auf fünf, sechs bedrückenden Seiten den Verlauf der Krankheit: Die ersten Anzeichen träten so schleichend auf, dass der Patient nur selten sagen könne, wann sie genau einsetzten. Als Erstes nehme er eine leichte Schwächung in einem Arm oder Bein wahr, manchmal im Kopf, zusammen mit der Neigung zu zittern. Die Ausbreitung auf andere Gliedmaßen sei unabwendbar, lasse jedoch manchmal länger als ein Jahr auf sich warten. Der Patient merke auch später, dass er Mühe habe, sich beim Gehen, aber auch im Sitzen aufrecht zu halten. Die Hand sei unsicher, es gelinge ihr nicht mehr, mit Präzision »den Befehlen des Willens Folge zu leisten«. 15 Schreiben werde wie Essen zur Anstrengung. Nur mit Mühe könne der Patient die Gabel zum Mund führen. Das ermüdende Zittern sei nun mehr oder weniger permanent. Manchmal gelinge es dem Patienten, den Tremor durch eine abrupte Bewegung zu stoppen, aber schon bald beginne er im Arm oder Bein in der anderen Körperhälfte. Um sich von diesem »quälenden Zitterkreislauf« Erleichterung zu verschaffen, gehe der Patient rastlos umher. Die Aufmerksamkeit, die er seinen Bewegungen widmen müsse, lenke ihn ab. 16 Aber mit dem Fortschreiten der Krankheit werde der Patient auch dieser Erleichterung beraubt. Die Neigung, sich nach vorne zu beugen, lasse sich kaum mehr unterdrücken, wodurch der Patient auf den Zehen und dem vorderen Teil des Fußes zu gehen beginne. Um nicht vornüberzufallen, müsse er stets schnellere und kleinere Schritte machen und wechsle in einen unfreiwilligen Laufschritt. Auch die Nachtruhe werde gestört. Das Zittern nehme während des Schlafes zu, bis es so stark werde, dass der Patient aufschrecke und erwache. Er könne nicht mehr allein essen. Aufgrund der Schwächung

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