Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geist Auf Abwegen-Parkinson, Asperger und Co

Geist Auf Abwegen-Parkinson, Asperger und Co

Titel: Geist Auf Abwegen-Parkinson, Asperger und Co Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douwe Draaisma
Vom Netzwerk:
von seinen Wiederbelebungserfolgen bei einem Mann, der vom Blitz getroffen worden war und wie tot auf der Straße gelegen hatte. Der Bericht erschien in den Mernoirs als »Some Account of the Effects of Lightning« 6 . Diesmal hatten nasse Flanelllappen und Brandy die Lebensgeister zurückkehren lassen. Im gleichen Artikel zeigte Parkinson sich übrigens äußerst skeptisch gegenüber dem Nutzen von Stromstößen bei der Reanimation. Dass sich Parkinson wenig davon versprach, noch weniger als von der Methode, Tabaksrauch in den Anus zu pumpen, entbehrt nicht der Ironie, da Elektroschocks doch heutzutage als der kürzeste Weg zur Wiederbelebung der lebenswichtigen Funktionen gelten.
    Parkinsons Werdegang zum Arzt trägt die abwechslungsreichen Züge einer Zeit, in der es an den Universitäten noch keine offiziellen Ausbildungen gab. Vieles wird er in der Praxis seines Vaters gelernt haben, doch ab 1776 besuchte er auch Vorlesungen am London Hospital Medical College. 1784, drei Monate nach dem Tod seines Vaters, erhielt Parkinson das Diplom der Company of Surgeons. Seine Ernennung zum Fellow der Medical Society of London folgte 1787. James Parkinson schrieb gern und viel, widmete sich anfangs jedoch hauptsächlich politischen Themen. Unter dem Pseudonym >Old Hubert< erschien zwischen 1793 und 1795 eine ganze Reihe von Pamphleten. 7 Parkinson lebte in brodelnden Zeiten. Er war ein Bewunderer der Französischen Revolution und geriet in bedenkliche Gesellschaft, als die Revolution in Frankreich in die >Grande Terreur< mündete. Im englischen Distriktsystem hatte das Parlament auch den letzten Anschein von Repräsentativität verloren. Dicht bevölkerte Industriestädte stellten keine Abgeordneten, die Arbeiterklasse war nicht vertreten. Parkinson kämpfte für ein gerechter organisiertes Parlament, für ein allgemeines Wahlrecht (für Männer), für die Beseitigung von
    Verarmung und Kinderarbeit - im Rückblick vollkommen vernünftige Forderungen, unter den damaligen Verhältnissen trugen sie ihm jedoch den Ruf eines gefährlichen Radikalen ein. Befürworter parlamentarischer Reformen, unter ihnen Parkinson, hatten sich in der London Corresponding Society zusammengefunden. 1796 wurde Parkinson in einen Prozess gegen fünf Mitglieder der Gesellschaft verwickelt, die beschuldigt wurden, einen Anschlag auf George 111. verübt zu haben. Man warf ihnen vor, sie hätten von einem Uhrmacher eine Art Windbüchse hersteilen lassen, mit der man einen vergifteten Pfeil abschießen konnte. Beim Prozess gegen dieses so genannte >Pop-Gun Plot< war jegliche noch so marginale Verbindung lebensgefährlich, denn die Anklage lautete auf Hochverrat, worauf die Todesstrafe stand. Unter diesen Umständen bedurfte es großen Mutes, um - wie Parkinson es tat
    - vorzutreten und die Angeklagten durch seine Aussage zu entlasten, womit er gleichzeitig zugab, zum Umkreis der Beschuldigten zu gehören.
    1799 veröffentlichte Parkinson ein Buch, das mehr mit seinem Beruf zu tun hatte: Medical admonitions to families, eine Art von medizinischem Wörterbuch und Ratgeber für Laien. Angesichts der sehr allgemeinen und schwer zugänglichen Gesundheitsfürsorge war alles willkommen, was zu Hause getan werden konnte, um Krankheiten und Verletzungen zu vermeiden oder zu behandeln. Herzstück des Buches war die »Table of Symptoms«, eine alphabetische Auflistung von »anxiety« und »appetite (loss of)« bis »wakefulness« und »yawning«. Die Ratschläge waren einfach, aber klug: bei ansteckenden Krankheiten für frische Luft im Raum sorgen und die Kleidung auslüften, kleine Kinder sollen ein Mütz-chen zum Schutz tragen, ein Nabelbruch wird zugedrückt und fest verpflastert. Er empfiehlt auch, Kinder gegen Pocken zu impfen -den Impfstoff gab es seit einem Jahr. Einige Jahre später publizierte Parkinson eine Monographie über ein Leiden, das er aus nächster Nähe kannte: Gicht, eine Folge akuter und äußerst schmerzhafter Entzündungen in den Gelenken, meistens in den Füßen. »Vor fast fünfzehn Jahren«, schrieb er im Vorwort seiner Observations on the nature and eure of gout (1805), »musste ich voller Verbitterung feststellen, dass auch ich in den Würgegriff dieser quälenden Krankheit geraten war.« 8 Dieses »auch« kann sich auf seinen Vater beziehen, der bereits vor ihm an Gicht litt. Beide Parkinsons sind als Fall »J.P.« im Buch aufgenommen, bei beiden begann die Krankheit um das vierzigste Lebensjahr. Parkinson vermutete zu Recht erbliche

Weitere Kostenlose Bücher