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Geist Auf Abwegen-Parkinson, Asperger und Co

Geist Auf Abwegen-Parkinson, Asperger und Co

Titel: Geist Auf Abwegen-Parkinson, Asperger und Co Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douwe Draaisma
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Achtzigerjahren zur Kombination >Wernicke-Korsakow-Syndrom<. Diese Theorie hat mittlerweile jedoch ihre Anhängerschaft verloren. Heute geht man davon aus, dass sich beide Syndrome unabhängig voneinander ausbilden können. Man kann an Korsakow leiden, ohne erst das Wer-nicke-Stadium durchlaufen zu haben, und umgekehrt ist die Wer-nicke-Triade nicht die bedrohliche Ankündigung von Korsakow. Für beide Krankheiten scheint allerdings eine genetisch bestimmte Anfälligkeit zu bestehen. Es gibt viel mehr chronische Alkoholiker als Korsakow- oder Wernicke-Patienten, was neuesten Ansichten zufolge damit zusammenhängt, dass Thiaminmangel beim einen Menschen schneller als beim anderen zu einer Schädigung bestimmter Enzyme führt. 26
    DIE UNBEWUSSTE SPHÄRE DES PSYCHISCHEN LEBENS
    In vielen seiner Fallbeschreibungen nannte Korsakow Beispiele für ein Phänomen, das ihn sehr fasziniert haben muss: So tief der Gedächtnisverlust auch gewesen sein mochte - oft schien der Patient dennoch in der Lage, sich etwas einzuprägen. Die Spuren dieser Erfahrungen landeten auf einer Gedächtnisebene, die dem
    Bewusstsein nicht zugänglich war, Stimmung, Assoziationen und Reaktionen aber dennoch beeinflussten. Korsakow behandelte einen seiner Patienten einige Zeit mit einem Gerät, das galvanischen Strom zuführen konnte. Als er ein trat, fragte er seinen Patienten, ob er wisse, was er zu tun beabsichtige. Der Mann erklärte, er habe keine Ahnung. Korsakow bat ihn, zum Tisch zu blicken, wo er die noch verschlossene Kiste mit dem Apparat abgestellt hatte. Mit einem unbehaglichen Blick erklärte der Patient, er habe wahrscheinlich vor, ihn zu elektrisieren. Korsakow war sich vollkommen sicher, dass der Mann vor seiner Krankheit noch nie ein solches Instrument gesehen hatte. Offensichtlich gab es etwas wie eine >unbewusste Sphäre des psychischen Lebens<.
    Korsakow zog diesen Schluss aufgrund der Beobachtungen, die er beim täglichen Umgang mit seinen Patienten machte: Wenn er zum ersten Mal eintrat, hoben sie die Hand und grüßten ihn. Wenn er nach fünf Minuten abermals hereinkam, erklärten sie, dass seit Stunden niemand da gewesen sei - aber sie grüßten nicht mehr. Der Genfer Psychiater Edouard Claparede versuchte experimentell nachzuweisen, dass das >unbewusste Gedächtnis<, wie er es nannte, bei Korsakow-Patienten teilweise noch intakt ist. 27 Wie aber konnte ein Gedächtnis getestet werden, wenn gerade die Reproduktion nicht mehr funktioniert? Claparede entschied sich für die >Ersparnismethode<, eine Technik, die Ebbinghaus 1885 eingeführt hatte: Statt die Gedächtnisleistung direkt zu messen, untersuchte er, in welchem Maße es einfacher war, etwas zum zweiten, dritten oder vierten Mal zu lernen. Claparedes Versuchsperson war eine siebenundvierzigjährige Korsakow-Patientin, die 1900 im Krankenhaus aufgenommen worden war. Sie zeigte die klassischen Symptome: Ihr früheres Wissen war noch vorhanden, sie kannte alle Hauptstädte Europas auswendig, wusste aber nicht mehr, was sie am selben Tag getan hatte oder welches Jahr es war. Claparede legte ihr eines Tages eine Karte mit zehn beliebigen Wörtern vor und bat sie, diese zu lesen. Nach einmaligem Lesen konnte sie zwei Wörter reproduzieren. Nachdem sie die Liste noch einmal gelesen hatte, wusste sie vier. Erst nach dem fünften Mal konnte sie sieben Wörter. Als Claparede den Versuch am nächsten
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    Tag wiederholte, gelang es ihr bereits beim zweiten Mal, sieben Wörter zu reproduzieren, tags darauf sogar nach dem ersten Mal. Auch einen Monat, zwei Monate und zehn Monate später konnte sie bereits nach dem ersten Lesen sieben Wörter wiederholen. Die Frau erkannte Claparede all diese Male nicht, sie konnte sich auch nicht daran erinnern, dass es irgendwelche Versuche mit Wörtern gegeben hatte, und trotzdem kostete es sie stets weniger Mühe, die Liste zu >lernen<. Ebenso auffällig war, dass sie von dem, was zu ihr gesagt wurde, nichts nacherzählen konnte, doch häufig - von Claparede gedrängt, doch zumindest zu raten - die richtige Antwort gab. Eines Tages erzählte er ihr eine Geschichte von einer vier-undsechzigjährigen Frau, die von einer Schlange gebissen worden war, als sie die Schafe gehütet hatte. Am darauffolgenden Tag fragte er sie nach der Geschichte, doch sie konnte sich nicht mehr daran erinnern. Claparede hakte nach: Sie habe von einer Frau gehandelt, ob sie noch wisse, wie alt diese gewesen sei. »War sie

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