Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)
wird eingebunden aufgrund der Existenz physischer Organismen, die zu bestimmten Arten verhaltensgesteuerter Interaktionen mit der Welt fähig sind, was wiederum mit der genetischen Variation und natürlichen Auslese erklärt wird. Wenn es ein Problem damit gibt, wie der Materialismus die Entstehung derartiger Organismen erklären kann, hat das nicht speziell mit dem Bewusstsein zu tun, sondern betrifft bloß das generelle Problem, ob die Evolutionstheorie wirklich die Grundlage für eine Rückführung der Biologie auf Chemie und Physik darstellt.
Wenn aber das Programm zur Analyse des Bewusstseins unter dem Gesichtspunkt des Verhaltens und dessen physischen Ursachen nicht durchführbar ist, taucht ein weiteres Problem auf. Selbst wenn das Bewusstsein etwas ist, das unter dem Aspekt der rein physischen Eigenschaften des Organismus nicht analysiert werden kann, muss dessen Entstehung im Rahmen des größeren Projekts, die Welt zu verstehen, dennoch erklärt werden. Außerdem muss jede derartige Erklärung der Tatsache Rechnung tragen, dass das Auftreten des Bewusstseins und seiner verschiedenen Formen auf der Erde stark von der evolutionären Entwicklung jener physischen Lebensformen abhängt, die Bewusstsein haben. Wir wissen nicht genau, welche Lebensformen das sind, aber wir können einigermaßen sicher sein, dass sie weit über unsere Spezies hinausreichen. Die Evolution des Lebens muss zumindest in die Erklärung für die Entwicklung und für die Formen des Bewusstseins eingehen.
Das Problem ist also folgendes: Welche Art von Erklärung für die Entwicklung dieser Organismen, auch wenn sie die Evolutionstheorie einschließt, könnte das Auftreten von Organismen erklären, die nicht nur physisch an die Umgebung angepasst sind, sondern auch bewusste Subjekte sind? Um es kurz zu machen: Ich glaube, es kann keine rein physikalische Erklärung sein. Was erklärt werden muss, ist nicht bloß die Versetzung des organischen Lebens mit einer Spur von Qualia, sondern die Entstehung von subjektiv individuellen Standpunkten – ein Typ von Existenz, der sich logisch von allem unterscheidet, das sich allein durch die physikalischen Wissenschaften beschreiben lässt. Wenn die Evolutionstheorie eine rein physikalische Theorie ist, dann könnte sie im Prinzip denRahmen einer physikalischen Erklärung dafür liefern, dass tierische Organismen mit einem zentralen Nervensystem und einem komplexen Verhalten auftreten. Das subjektive Bewusstsein würde jedoch nicht dazugehören, wenn es sich nicht auf etwas Physikalisches zurückführen ließe; es würde von der physischen Evolution vollkommen unerklärt bleiben – selbst wenn die physische Evolution derartiger Organismen eine kausal notwendige und hinreichende Bedingung für Bewusstsein ist.
Die reine Behauptung einer solchen Verbindung ist kein akzeptabler Schlusspunkt. Es ist keine Erklärung, bloß zu sagen, dass der physikalische Evolutionsprozess zu Lebewesen geführt hat, welche Augen, Ohren, ein zentrales Nervensystem usw. besitzen, und dass es einfach eine schlichte Naturtatsache ist, dass solche Lebewesen in den bekannten Formen bewusst sind . Man gibt noch keine aussagekräftige Erklärung, wenn man lediglich eine Ursache bestimmt, ohne irgendein Verständnis davon zu haben, warum die Ursache die Wirkung erzeugt. Die Behauptung, die ich verteidigen möchte, besagt, dass die Erklärung für die Entstehung solcher Lebewesen eine Erklärung für das Auftreten von Bewusstsein einschließen muss, da das bewusste Wesen dieser Organismen eines ihrer wichtigsten Merkmale ist. Es kann sich dabei nicht um eine separate Frage handeln. Eine Darstellung ihrer biologischen Evolution muss das Auftreten bewusster Organismen als solcher erklären können.
Weil eine rein materialistische Erklärung das nicht zu leisten vermag, kann die materialistische Version der Evolutionstheorie nicht die ganze Wahrheit sein. Organismen wie wir verfügen nicht bloß zufällig über Bewusstsein; deshalb kann nicht einmal eine Erklärung bloß der physischen Beschaffenheit dieser Organismen ausreichen, die nicht zugleich eine Erklärung ihrer mentalen Beschaffenheit ist. Mit anderen Worten: Der Materialismus ist sogar als eine Theorie der physikalischen Welt unvollständig, da die physikalische Welt bewusste Organismen zu ihren erstaunlichsten Bewohnern zählt.
Dieses Problem hängt einzig von der Annahme ab, dass der Reduktionismus zwar falsch ist, der Geist aber gleichwohl ein biologisches Phänomen
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