Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)
wir die unmittelbare Ursache von irgendeiner Wirkung kennen – die Verursachung von Bewusstsein durch Hirnaktivität ist hierfür ein ausgezeichnetes Beispiel.
Bei der Erklärung geht es anders als bei der Verursachung nicht bloß um ein Ereignis, sondern um ein Ereignis unter einer Beschreibung. Eine Erklärung muss zeigen können, warum es wahrscheinlich war, dass ein Ereignis dieses Typs erfolgen würde. Wir kennen vielleicht die Ursachen des Todes von mehreren Mitgliedern aus einer Familie, die in kurzem Abstand verstorben sind, aber das wird das Faktum, warum mehrere Mitglieder dieser Familie starben, als solches nicht erklären, es sei denn, es gibt irgendeinen Zusammenhang zwischen den Ursachen der individuellen Todesfälle, der es vorab wahrscheinlich machte, dass die Todesfälle die Gruppe treffen würden – etwa eine Vendetta oder eine genetische Anlage zu einer Krankheit.
Ein anderes Beispiel: Es gibt eine physikalische Erklärung dafür, warum die Ziffer »8« auf dem Display meines Taschenrechners erscheint, wenn ich »3«, »+«, »5« und »=« auf der Tastatur eintippe. Aber diese kausale Erklärung für die Abbildung auf dem Display ist keine Erklärung dafür, warum das Gerät die richtige Antwort produzierte. Um das Ergebnis unter dieser Beschreibung zu erklären, müssen wir auf den Algorithmus verweisen, der den Rechner steuert, und auf die Absicht des Designers, dem Algorithmus eine physische Realisierung zu geben.
Eine naturalistische Erweiterung der Evolutionstheorie zur Erklärung des Bewusstseins würde nicht auf die Absichten eines Designers abheben. Wenn sie es aber darauf anlegt, das Auftreten des Bewusstseins als solches zu erklären, müsste sie mit irgendeiner Theorie aufwarten, warum das Erscheinen von bewussten Organismen undnicht bloß von Organismen mit komplexem Verhalten wahrscheinlich war.
Die Erklärung der rein physischen Charakteristika von Organismen durch die maßgebliche Evolutionstheorie ist schon schwer genug, selbst wenn man das Bewusstsein außer Acht lässt. Wie ich bereits an anderer Stelle sagte, stellt die physische und funktionale Komplexität der Evolutionsergebnisse hohe Anforderungen an eine reduktionistische historische Erklärung. Wenn sich die Theorie natürlicher Auslese allein auf die Wirkung der physikalischen Gesetzmäßigkeit stützen soll, wird sie postulieren müssen, dass es eine rein physikalische Erklärung dafür gibt, warum es nicht unwahrscheinlich ist, dass zufällige Mutationen im genetischen Material eine Bandbreite von Variationen in lebensfähigen Phänotypen erzeugt haben, die nötig ist, damit die natürliche Auslese die Evolutionsgeschichte hervorbringen kann, die im Laufe der vergangenen drei Milliarden Jahre auf der Erde tatsächlich stattgefunden hat. [9] Wie jede historische Erklärung wird sie ein gehöriges Maß an Kontingenz in sich bergen, so dass die besondere Geschichte des Lebens durch dieEvolutionstheorie allein nicht erklärbar sein wird. Doch die Kontingenzen und ihre Wirkungen müssen mit dem physikalistischen Charakter der Theorie vereinbar sein. Und um die Verbindung zur Physik zu vollenden, muss die Erklärung annehmen, dass es eine nicht zu vernachlässigende Wahrscheinlichkeit gibt, dass einige Schrittfolgen im Ausgang von der leblosen Materie und in Abhängigkeit von rein physikalischen Mechanismen schließlich zu einem sich vervielfältigenden Molekül geführt haben können, das zu alldem fähig ist und das einen genauen Code verkörpert, der Milliarden Zeichen lang ist, zusammen mit den Ribosomen, die den Code in Proteine übersetzen. [10] Es reicht nicht aus zu sagen: »Etwas musste doch geschehen, also warum nicht das?« Ich finde die Zuversicht des naturwissenschaftlichen Establishments, wonach das gesamte Szenario einer rein chemischen Erklärung weichen wird, schwer nachvollziehbar, außer als Bekundung einer axiomatischen Festlegung auf den reduktiven Materialismus. [11]
Will man aber das Bewusstsein, ebenso wie die biologische Komplexität, als eine Folge der Naturordnung erklären, kommt eine ganz neue Dimension der Schwierigkeit hinzu. Ich lasse den eindeutigen Dualismus, der die Hoffnung auf eine zusammenhängende Erklärung aufgeben würde, einmal beiseite. Ein Substanzdualismus würde in der Tat implizieren, dass das Biologische für die Existenz von Wesen mit Geist überhaupt nicht verantwortlich ist. [12] Mich hingegen interessiert die alternative Hypothese, der zufolge die biologische
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