Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)
zu verstehen, wozu wir derzeit auf bestem Wege sind – das Phänomen verlangt zu seiner Intelligibilität dennoch eine stark erweiterte Grundlage.
Um es noch einmal zusammenzufassen: Die jeweiligen Unzulänglichkeiten von Materialismus und Theismus als transzendenten Vorstellungen sowie die Unmöglichkeit, die Suche nach einer transzendenten Auffassung von unserem Platz im Universum aufzugeben, lassen auf ein erweitertes, gleichwohl aber naturalistisches Verständnis hoffen, das den psychophysischen Reduktionismus vermeidet. Ein wesentlicher Grundzug eines solchen Verständnisses bestünde darin, das Auftreten von Leben, Bewusstsein, Vernunft und Wissen weder als zufällige Nebenfolgen der physikalischen Gesetzmäßigkeit der Natur noch als das Ergebnis eines intendierten Eingreifens von außen in die Natur zu erklären, sondern als eine erwartbare, wenn nicht gar zwangsläufige Konsequenz der Ordnung, welche die natürliche Welt von innen beherrscht. Diese Ordnung müsste die physikalische Gesetzmäßigkeit einschließen; wenn aber Leben nicht bloß ein physikalisches Phänomen ist, werden der Ursprung und die Evolution des Lebens und des Geistes nicht allein mit Physik und Chemie erklärbar sein. Man wird eine erweiterte, aber dennoch einheitliche Form der Erklärung brauchen, und ich vermute, sie wird teleologische Elemente beinhalten müssen.
Alles, was in dieser Phase in der Geschichte der Wissenschaft getan werden kann, ist, für die Anerkennung des Problems zu argumentieren, nicht Lösungen anzubieten. Zunächst möchte ich einige Hindernisse, die sich der Reduktion stellen, und deren Konsequenzen, angefangen bei dem klarsten Fall, in größerer Ausführlichkeit behandeln.
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Bislang habe ich argumentiert, dass uns die physikalischen Wissenschaften nicht in die Lage versetzen werden, die irreduzibel subjektiven Zentren des Bewusstseins zu verstehen, die ein so unübersehbarer Teil der Welt sind. Doch das Scheitern des Reduktionismus in der Philosophie des Geistes hat Implikationen, die über das Leib-Seele-Probleme hinausreichen. Der psychophysische Reduktionismus ist eine wesentliche Komponente eines breiteren naturalistischen Programms, das ohne ihn nicht überleben kann. Dieses naturalistische Programm ist sowohl ein metaphysisches als auch ein wissenschaftliches. Es behauptet, dass alles in der Welt physikalisch ist und dass alles, was in der Welt geschieht, seine grundlegendste Erklärung, ob wir sie einst wissen werden oder nicht, in der physikalischen Gesetzmäßigkeit hat, so wie diese bei physikalischen Dingen und Ereignissen sowie deren Bestandteilen zur Anwendung kommt.
Viele – wenn nicht sogar alle – in der Philosophie des Geistes sind nach wie vor auf das reduktionistische Projekt verpflichtet. Sie halten die von mir beschriebenen Schwierigkeiten lediglich für Probleme, die mit einer erfolgreichen Durchführung des Projekts gelöst werden müssen. Wer immer diesen Standpunkt teilt, kann die Argumentation, die nun folgt, als eine hypothetische betrachten. Ihr Ziel besteht darin, zu zeigen, dass dann, wenn der psychophysische Reduktionismus ausgeschlossen wird, nicht nur unser Verständnis des Bewusstseins, sondern unser gesamtes naturalistisches Verständnis des Universums betroffen ist. Es fängt bei der Biologie an, sickert durch bis zu unserer Vorstellung von den Grundbestandteilen der Realität und macht die derzeit maßgebliche materialistische Form des Naturalismus sogar als eine Darstellung der physikalischen Welt unhaltbar, weil wir einfach Teil dieser Welt sind. Ich nehme an, dieser hypothetische Schluss wird den Reduktionisten willkommen sein, denn er zeigt, wie extravagant und folgenschwer eine Position des Antireduktionismus in der Philosophie des Geistes ist.
Die Reduktionisten glauben, mit Hilfe irgendeiner Form der funktionalen oder kausalen Rollenanalyse des Mentalen, einschließlich aller Bewusstseinsinhalte, sei der Weg zur Vollständigkeit der materialistischen Weltvorstellung geebnet. Eine biologische – evolutionistische – Darstellung von Beschaffenheit und Ursprung jener Fähigkeiten und Funktionen des Verhaltens, anhand deren sich das Bewusstsein analysieren lässt, bildet dann das letzte Bindeglied zu der grundlegenderen physikalischen Wissenschaft. All dies beinhaltet eine ganze Menge an Spekulation und an evolutionistischen Vermutungen, doch die allgemeine Idee, wie das Bewusstsein als Teil der physikalischen Welt einbezogen werden soll, ist klar genug. Es
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