Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)
bevorzugten Übergänge nicht aufgrund ihrer intrinsischen unmittelbaren Charakteristika eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, sondern nur kraft der zeitlich ausgedehnten Entwicklungen, an denen sie potenziell Anteil haben. Mit anderen Worten, einige Naturgesetze würden direkt im Verhältnis zwischen der Gegenwart und der Zukunft zum Tragen kommen, anstatt unmittelbare Funktionen anzugeben, die für alle Zeit gelten. Eine naturalistische Teleologie würde bedeuten, dass Organisations- und Entwicklungsprinzipien dieser Art einen irreduziblen Teil der Naturordnung bilden und nicht das Resultat des beabsichtigten oder bezweckten Einflusses von irgendjemand sind. Ich bin mir nicht sicher, ob diese aristotelische Idee einer Teleologie ohne Intention sinnvoll ist, aber augenblicklich sehe ich nicht, warum sie es nicht sein sollte.
Kapitel 5
Wert
1
Die Idee der Teleologie beinhaltet irgendeine Art von Wert bezogen auf das Resultat, zu dem die Dinge tendieren, selbst wenn die Teleologie von der Intention getrennt ist und das Resultat nicht das Ziel eines Handelnden ist, der es anstrebt. Ich möchte diese kosmologischen Spekulationen für einen Augenblick beiseitelassen und die banalere Existenz und Rolle von Werten in unserem Leben aufgreifen. Wirklicher Wert – gut und schlecht, richtig und falsch – gehört zu den Dingen, die wie Bewusstsein und Kognition mit dem evolutionistischen Naturalismus in seiner bekannten materialistischen Form auf den ersten Blick unvereinbar erscheinen. Im vorangegangenen Kapitel habe ich mich kurz darüber geäußert, wie die Evolutionstheorie mit einem Werterealismus in Einklang gebracht werden könnte. Dabei folgte ich dem Modell einer angenommenen Vereinbarkeit von wissenschaftlichem Realismus und Evolutionstheorie. Ich bezweifelte die Angemessenheit einer solchen Vereinbarkeit in beiden Fällen, möchte jetzt aber auf das Problem von Werten und Handlungsgründen ausführlicher eingehen.
Das Problem der Einordnung des Werts in die Welt der Natur schließt die Probleme des Stellenwerts von Bewusstsein und von Kognition im Allgemeinen ein, geht allerdings auch über sie hinaus, weil es speziell mit dem praktischen Bereich, mit der Kontrolle und Beurteilungvon Verhalten zu tun hat. Es ist klar, dass die Existenz von Wert und unsere Reaktion darauf von Bewusstsein und Kognition abhängen, weil so vieles, was wertvoll ist, in unserer bewussten Erfahrung besteht oder sie einbezieht und weil die angemessenen Reaktionen auf das, was gut und schlecht, richtig und falsch ist, auf die kognitive Erkenntnis der Dinge angewiesen sind, die uns Gründe für oder gegen etwas geben. Das praktische Denken ist ein kognitiver, weitgehend bewusster Prozess. Bislang habe ich argumentiert, dass die Realität des Bewusstseins und der Kognition weder konstitutiv noch geschichtlich mit dem traditionellen wissenschaftlichen Naturalismus plausibel in Einklang gebracht werden kann. Ich glaube, dass Werte für den wissenschaftlichen Naturalismus ein weiteres Problem darstellen. Sogar vor dem Hintergrund einer Weltsicht, in der Bewusstsein und Kognition irgendwie einen Platz in der Naturordnung zugewiesen bekommen, ist der Wert etwas Zusätzliches, und er hat Konsequenzen, die vergleichsweise allgegenwärtig sind.
Um diese Behauptung zu erklären, muss ich erläutern, was mit der Realität eines Werts gemeint ist – etwas, was weit weniger transparent ist als die Realität des Bewusstseins und zudem weniger klar als die Realität der Kognition oder der Vernunft im Allgemeinen. Zu den Schwierigkeiten auf diesem Gebiet gehört es, eine Form des Werterealismus zu beschreiben, die nicht von metaphysischem Ballast beschwert wird, sondern von einer raffinierten subjektivistischen Konzeption des Werts noch klar unterscheidbar ist. Der Werterealismus ist höchst umstritten, weil subjektivistische Darstellungen des Werts anders als subjektivistische Darstellungen der Wissenschaft oder materialistische Darstellungen des Bewusstseinsnicht auffallend unplausibel sind. Lassen Sie mich daher versuchen, den Typ von Werterealismus zu erklären, der das Problem darstellt, und wie er sich von den raffinierten Formen des Subjektivismus in der Humeschen Tradition unterscheiden lässt, die antirealistische Versionen moralischer Objektivität, zwischenmenschlicher Rechtfertigung und praktischer Vernunft zulassen.
Die subjektivistische Position, die ich dem Realismus gegenüberstellen will, besagt einfach ausgedrückt, dass die
Weitere Kostenlose Bücher